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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Sohn seines Vaters Heinrich II. von Bourbon war. Seine Gier nach dem Thron stachelte ihn dazu an, als Erster zu enthüllen, dass die zwei Söhne Annas von Österreich, Ludwig XIV. und der Herzog von Orléans, nicht von Ludwig XIII. gezeugt seien, was alles in allem durchaus wahr sein konnte.
    Heinrich II. von Bourbon, dessen Name soeben fiel, ist derjenige, mit dessen Eintritt in die Geschichte das berühmte Haus Condé einen Charakterwandel durchmacht, vom Verschwender zum Geizhals wird und melancholisch statt fröhlich.
    Denn obwohl die Geschichte ihn zum Sohn Heinrichs I. von Bourbon und Prinzen von Condé erklärt, erkennt die Chronik jener Zeit diese Herkunft nicht an, sondern schreibt ihm einen anderen Vater zu. Seine Frau Charlotte de la Trémouille lebte in ehebrecherischem Verhältnis mit einem gascognischen Pagen, als nach viermonatiger Abwesenheit ihr Ehemann unerwartet und unangemeldet zurückkam. Schnell hatte die Herzogin ihren Entschluss gefasst. Die Ehebrecherin ist bereits auf halbem Weg zur Mörderin: Sie bereitete ihrem Ehemann einen königlichen Empfang. Obwohl
es Winter war, besorgte sie sich prachtvolle Früchte und teilte mit ihm die schönste Birne aus dem Korb, doch sie zerteilte sie mit einem Messer, dessen Schneide auf der einen Seite vergiftet war, und reichte ihm, wie man sich denken kann, die vergiftete Hälfte.
    Der Prinz starb noch in derselben Nacht.
    Charles de Bourbon, der sich in dem Glauben wähnte, Heinrich IV. davon zu unterrichten, sagte zu ihm: »Das ist die Folge der Exkommunikation durch den Papst Sixtus V.«
    Heinrich IV., der sich kein Bonmot verkneifen konnte, erwiderte: »Ja, die Exkommunikation hat sicherlich nicht geschadet, aber es wurde nachgeholfen .«
    Eine Untersuchung wurde durchgeführt, und die belastendsten Anschuldigungen wurden gegen Charlotte de la Trémouille gesammelt, bis Heinrich IV. sich die Prozessunterlagen geben ließ und sie allesamt ins Feuer warf; als man ihn nach dem Grund für dieses befremdliche Vorgehen fragte, sagte er: »Lieber soll ein Bastard den Namen Condé erben, als dass ein so großer Name ausgelöscht wird.«
    Und ein Bastard erbte den Namen Condé und führte in die von ihm begründete parasitäre Linie verschiedene Laster ein, die es in der ursprünglichen Linie nicht gegeben hatte, darunter als eines der harmloseren die Liebe zur Revolte.
    Als Romancier befindet man sich in einer schwierigen Situation: Übergeht man Einzelheiten wie diese, kann der Vorwurf erhoben werden, wir verstünden von der Geschichte nicht mehr als manche Historiker; enthüllen wir sie aber, beschuldigt man uns, die königlichen Häuser in Verruf bringen zu wollen.
    Doch beeilen wir uns zu sagen, dass der junge Prinz Louis-Antoine-Henri de Bourbon keines der Laster Heinrichs II. von Bourbon besaß, den nur eine dreijährige Kerkerhaft seiner Frau annähern konnte, obwohl diese das schönste Geschöpf ihrer Zeit war, keines der Laster des großen Condé, dessen Liebschaft mit seiner Schwester Madame de Longueville Paris während der Fronde erheiterte, und keines der Laster des Louis de Condé, der als Regent die Gelder Frankreichs in seine Taschen und die der Madame de Prie umleitete.
    Stattdessen war er ein schöner junger Mann von dreiunddreißig Jahren, der mit seinem Vater und dem Grafen von Artois emigriert war, der 1792 in das Korps der Emigranten am Rheinufer eingetreten war, der zweifellos acht Jahre lang gegen Frankreich gekämpft hatte, aber aus Voreingenommenheit,
für die seine fürstliche Erziehung und seine königlichen Vorurteile verantwortlich waren. Als die Armee Condés aufgelöst wurde, anders gesagt nach dem Frieden von Lunéville, hätte der Herzog von Enghien nach England gehen können wie sein Vater, sein Großvater, die anderen Fürsten und das Gros der Emigranten, doch eine seinerzeit geheime und erst im Nachhinein bekannt gewordene Herzensangelegenheit hatte ihn dazu bewegt, sich in Ettenheim niederzulassen.
    Dort lebte er wie ein beliebiger Bürger, denn sein gewaltiges Vermögen aus den Geschenken Heinrichs IV., den Besitztümern des enthaupteten Herzogs von Montmorency und den Früchten der Raubzüge Ludwigs des Einäugigen hatte die Revolution beschlagnahmt. Die Emigranten aus der Gegend von Offenburg besuchten ihn ehrerbietig. Bisweilen veranstalteten die jungen Leute im Schwarzwald große Jagdgesellschaften, bisweilen verschwand der Prinz sechs bis acht Tage lang und war plötzlich wieder da, ohne dass jemand gewusst hätte,

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