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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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möglich Victor, einen seiner fähigsten Spitzel.«
    Eine halbe Stunde später befanden sich die verlangten zwei Personen in Fouchés Kabinett.
    Obwohl Monsieur Dubois nunmehr dem neuen Polizeipräfekten unterstand, hatte er Fouché die Treue gewahrt, und das nicht aus Prinzipientreue, sondern aus Eigennutz: Er wusste, dass Fouché sich nie länger als vorübergehend in Ungnade befinden würde und dass er selbst gut beraten wäre, ihn nicht als Menschen, sondern als Füllhorn der Fortuna zu betrachten, dem man keinesfalls die Treue aufkündigen durfte. Folglich war er zusammen mit drei oder vier anderen der schlauesten Spitzel weiterhin Fouché ergeben geblieben, und als Fouché ihn rufen ließ, kam er unverzüglich.
    Auf dem Kaminsims waren Goldstücke in zwei Säulen angeordnet, als Dubois und der Polizeispitzel Victor das Kabinett des eigentlichen Polizeiministers betraten.
    Der Spitzel Victor war als Mann aus dem Volk gekleidet, denn zum Umziehen war nicht genug Zeit geblieben.
    »Wir wollten keine Sekunde verlieren«, sagte Dubois, »und ich habe Ihnen einen meiner zuverlässigsten Männer in der Kostümierung mitgebracht, die er trug, als ich Ihre Nachricht erhielt.«
    Ohne zu antworten, trat Fouché zu dem Spitzel und sah ihn mit seinem scheelen Blick an. »Verwünscht aber auch, Dubois!«, sagte er, »das ist der falsche Mann.«
    »Was für einen Mann hätten Sie gebraucht, Citoyen Fouché?«

    »Ich muss einen bretonischen Rädelsführer verfolgen lassen, vielleicht in Deutschland, mit Sicherheit in England. Ich brauche einen Mann von Stand, der ihm unauffällig in Cafés folgen kann, in Clubs, notfalls in Salons. Ich brauche einen Gentleman, und Sie bringen mir einen Limousiner Bauernlümmel!«
    »Oh, da haben Sie recht«, sagte der Agent, »Cafés, Clubs und Salons sind nicht mein Wirkungsgebiet, aber wenn Sie mich in eine Kneipe schicken, auf einen volkstümlichen Ball oder in ein Musiklokal, dann würden Sie sehen, dass ich mich dort wacker schlage.«
    Dubois starrte ihn mit unverhohlenem Erstaunen an, doch der Agent machte ihm ein Zeichen, und Dubois begriff.
    »Sie werden mir also«, sagte Fouché, »auf der Stelle jemanden besorgen, der sich auf einem Abendempfang bei dem englischen Prinzregenten sehen lassen kann. Ich werde ihm seine Instruktionen geben.« Dann nahm er zwei Louisdors von einem dritten Stapel Münzen und sagte zu dem Polizeispitzel Victor: »Nehmen Sie das, mein Freund, als Entschädigung dafür, dass Sie bemüht wurden; sollte ich Sie für Beobachtungen im volkstümlichen Milieu benötigen, werde ich Sie benachrichtigen lassen. Aber schweigen Sie über unser Gespräch.«
    »Ich schweige«, sagte der Spitzel mit seinem Limousiner Akzent, »mit Vergnügen. Sie lassen mich rufen, Sie sagen mir nichts, und Sie geben mir zwei Louis, damit ich den Mund halte. Nichts leichter als das.«
    »Schon gut, schon gut, junger Mann«, sagte Fouché, »verschwinde!«
    Die Besucher stiegen in ihren Wagen, und Fouché bezeigte leichte Ungeduld, doch da er nicht genau genug erklärt hatte, was für einen Polizeispitzel er benötigte, wusste er, dass die Verzögerung seine Schuld war, und schwieg.
    Lange musste er nicht warten. Nach einer Viertelstunde meldete man ihm denjenigen, den er erwartete.
    »Ich sagte, man solle ihn einlassen!«, rief er ungeduldig. »Herein mit ihm!«
    »Bin schon da, bin schon da, Citoyen«, sagte ein junger Mann von fünf- oder sechsundzwanzig Jahren mit schwarzem Haar und Augen, die vor Geist sprühten, untadelig gekleidet, der lebhaft, aber vollendet weltmännisch den Raum betrat. »Ich habe keinen Augenblick gesäumt, und hier bin ich!«
    Fouché beäugte ihn durch sein Lorgnon. »Sehr gut!«, sagte er. »Das ist mein Mann!«

    Und nach kurzem Schweigen, währenddessen er seine Musterung fortsetzte: »Sie wissen, worum es geht?«
    »Gewiss doch, es geht darum, einen verdächtigen Citoyen zu beschatten , mit ihm nach Deutschland zu gehen, unter Umständen nach England; nichts leichter als das, ich spreche Deutsch wie ein Deutscher, Englisch wie ein Engländer; ich werde ihn beschatten und nicht aus den Augen lassen. Sie müssen ihn mir nur zeigen oder mir sagen, wo er sich aufhält; ich muss ihn einmal gesehen haben.«
    »Er heißt Sol de Grisolles und ist Cadoudals Aide de Camp; er wohnt im Hotel L’Unité in der Rue de la Loi. Möglicherweise ist er schon abgereist; in diesem Fall müssten Sie in Erfahrung bringen, welchen Weg er eingeschlagen hat, und sich ihm an die

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