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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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voller Bewunderung; besonders malerisch war die Pagode von Dagoung anzusehen, welche die umliegende Gegend beherrscht, denn sie ist auf einer Terrasse auf einem
Berggipfel errichtet. Zu dieser Terrasse führt eine Treppe mit mehr als hundert Steinstufen.
    René hatte nicht zu viel versprochen: Die goldene Pyramide auf ihrem gewaltigen Piedestal bot einen überwältigenden Anblick, als die ersten Sonnenstrahlen sie berührten. Aus den dichten Wäldern ringsum war die ganze Nacht hindurch Gebrüll und Geheul ertönt, und der Dschungel, der den Fluss säumte, machte einen keineswegs vertrauenerweckenden Eindruck. Aus ihm hatte man nachts Alligatoren schreien gehört, was in etwa klingt wie das Geschrei eines Kindes, das erwürgt wird. Hin und wieder wurden die Wälder von großen Reisfeldern unterbrochen, die eine ganz bestimmte Klasse von Landesbewohnern bestellen, die sich hauptsächlich der Landwirtschaft widmen und Karainer oder Karen genannt werden; sie haben sehr schlichte Sitten, sprechen eine eigene Sprache, sind überaus fleißig und führen ein einfaches, bäuerliches Leben. Sie wohnen in Dörfern, deren Häuser auf Pfosten oder Pfählen errichtet sind. Untereinander wahren sie stets Frieden, und aus den Streitigkeiten der Regierung halten sie sich heraus.
    Der Fluss war so fischreich, dass die Matrosen lediglich ein paar Angelschnüre ins Wasser hängen mussten, um genug Fische für die Abendmahlzeit der ganzen Besatzung zu fangen. Einige von ihnen wollten das Fleisch des Panthers kosten. Es war ein junges Tier, eineinhalb oder höchstens zwei Jahre alt, und der Koch verarbeitete seinen Rücken zu Koteletts, doch selbst mit den kräftigsten Zähnen konnte man das zähe Fleisch nicht von den Knochen lösen.
    Am übernächsten Tag erreichten die Reisenden Pegu ohne weitere Zwischenfälle bis auf den erbitterten Kampf eines Alligators mit einem Kaiman vor dem Bug der Slup, dem mit einem Schuss Kartätschenladung, der beide Kombattanten in Stücke riss, ein Ende gemacht wurde.
    Schiffe von mehr als zehn bis zwölf Fuß Tiefgang müssen in Pegu anhalten, denn bei Ebbe würden sie eine Meile weiter flussaufwärts auf Grund laufen.
    Für die Abwicklung der Zollformalitäten wurde das Schiff dem Zamindar überantwortet, einem Vertreter des Kriegsministeriums.
    Die Reisenden wurden in einen Stadtpalast gebracht, der »Palast der Fremden« hieß, weil er als Unterkunft für die seltenen Reisenden bestimmt war, die sich nach Pegu verirrten.
    Als René die Wohnräume dieses Palasts zu sehen bekam, erklärte er, er bleibe lieber auf der Slup, um von dort aus alles Erforderliche für die
Reise zu den Ländereien des Vicomte de Sainte-Hermine in die Wege zu leiten; diese Ländereien wurden in der Landessprache als »Land des Betels« bezeichnet, so reichlich wuchs dort die Betelnusspalme.
    Die Ankunft einer Slup mit sechzehn Kanonen und unter amerikanischer Flagge, der Flagge eines Landes, das im indischen Ozean alllmählich einen guten Ruf genoss, sorgte in Pegu für große Aufregung. Schon am nächsten Tag fand sich als erster Besucher der Dolmetscher des Herrschers ein. Er hatte den Auftrag, dem Kapitän Früchte als Geschenk des Shabundar von Pegu zu bringen und ihm mitzuteilen, dass der Nak-Kann und der Seredogee ihm am Tag darauf ebenfalls einen Besuch abstatten würden.
    In weiser Voraussicht derartiger Besuche hatte René auf der Île de France Stoffe und Waffen gekauft, so dass er dem Shabundar ein schönes Gewehr zum Geschenk machen konnte. Das Entzücken des Besuchers über diese Waffe nutzte René, um ihn zu bitten, ein Auge auf die Slup zu haben, was diesem in seiner Funktion als Verwaltungsbeamter ein Leichtes sein musste.
    Während der ganzen Dauer dieses Besuchs kaute der von zwei Sklaven mit einem silbernen Spucknapf begleitete Shabundar unentwegt Betel und bot seinem Gastgeber davon an.
    René kaute die duftenden Blätter, als wäre er ein wahrer Brahmane, doch sobald der Shabundar ihn verließ, spülte er sich den Mund mit Wasser und ein paar Tropfen Arrak, denn als gepflegter Mann legte er Wert auf weiße Zähne.
    Am nächsten Tag fanden sich wie angekündigt der Nak-Kann und der Seredogee ein.
    Im Königreich Pegu ist es Sitte, andere nicht zu überraschen; der Titel Nak-Kann, der die Funktion eines Polizeipräfekten bezeichnet, heißt wörtlich »Ohr des Königs«, während Seredogee einen Sekretär bezeichnet.
    Beide kamen ebenfalls in Begleitung ihrer Spucknapfträger. Obwohl auch sie ohne Unterlass

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