Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
und Töchter des Schuldners hübsch sind, verkauft er diese armen Geschöpfe, die man »Töchter des Bankrotts« nennen könnte, an die Leiter oder Leiterinnen der Bordelle, die ihm den besten Preis für diese Ware zahlen. In früheren Zeiten gab es eine andere Klasse von Hetären anderen Ursprungs, und diese Frauen hießen »Frauen des Götterbildes«.
Wenn eine Frau gelobt hatte, einen Knaben zu gebären, und statt seiner von einer Tochter entbunden wurde, trug sie diese zu dem Götterbild und ließ sie dort liegen. Da das Mädchen dem Tempel nicht auf der Tasche liegen dufte, wurde es als Tempelhure den vorbeikommenden Fremden angeboten. Die Eingeborenen nannten solche Frauen devadasi (»Sklavinnen des Götterbildes«), die Fremden nannten sie bajadere , was sowohl Tanzmädchen als auch Kurtisane bedeutet.
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Die Reise
Als die Festlichkeiten vorbei waren, erinnerte René den Shabundar an sein Versprechen, und schon am nächsten Tag erblickte er auf dem Kai vor seiner Slup drei Elefanten und ihre Führer. Der amerikanischen Besatzung vertraute René nicht genug, um die Runner of New York ihrer Obhut zu überlassen; wenn er hingegen Kernoch und seine sechs Bretonen
auf dem Schiff zurückließ, konnte er sich auf den Hass zwischen den Nationen verlassen, was die Wachsamkeit betraf, und auf die bretonische Treue, falls es zu Handgreiflichkeiten kommen sollte. Aus diesem Grund nahm er nur François mit auf die Reise, seinen treuen Pariser.
Zwei Elefanten mit ihren Palankins, deren jeder bis zu vier Personen Platz bot, genügten für René und seine Begleiterinnen. Darüber hinaus nahm er zur Sicherheit die Zehn-Mann-Eskorte mit, zu denen der Shabundar ihm geraten hatte.
Jeder Mann und jedes Pferd würde ihn zehn Talks am Tag kosten; zwei zusätzliche Pferde für René und François würden mitgeführt werden, damit die beiden reiten konnten, wenn sie des Geschaukels in dem Palankin überdrüssig waren.
Der Führer der Eskorte rechnete mit einer dreitägigen Reise.
Da man unterwegs keine Dörfer besuchen würde, wurden zwei Pferde mit Vorräten beladen. Unterwegs wollte man durch die Jagd Abwechslung in den Speiseplan bringen.
Kernoch, dem die birmanischen Behörden für den Fall einer Auseinandersetzung mit seiner Mannschaft ihre Unterstützung zugesagt hatten, blieb zuversichtlich und beruhigt in Pegu zurück, während die kleine Karawane einem Nebenfluss des Pegu nach Osten folgte.
Am ersten Abend kampierte man vor dem Wald, in den man sich am Tag darauf wagen musste; noch war man in Nähe des Flusses, aus dem man sich mit Süßwasser für die weitere Reise versorgte.
Die Palankins konnten vom Rücken der Elefanten genommen und auf den Boden gestellt werden, wo sie als Zelte dienten, in denen die jungen Damen hinter ihren Moskitonetzen schlafen konnten.
Ein großes Feuer wurde entzündet, um Schlangen und andere gefährliche Tiere fernzuhalten. Der Führer der Eskorte behauptete, die Elefanten machten Wachen überflüssig, da diese klugen Tiere aus Instinkt Alarm schlügen, sobald irgendein Feind sich näherte.
René vertraute dieser Auskunft jedoch nicht, sondern wollte persönlich die Wache übernehmen; für die erste Hälfte der Nacht teilte er sich selbst ein, für die zweite François.
Die Fähigkeit der Elefanten, Gefahren zu wittern, war ihm allerdings nicht unbekannt.
Nach und nach machte René sich die zwei Kolosse gewogen, indem er ihnen frische Zweige voller Grün und apfelähnliche Früchte brachte, die sie sehr lieben. Diese intelligenten Tiere unterscheiden nach kürzester
Zeit ohne Schwierigkeiten zwischen einem Menschen, der ihnen Nahrung bringt, weil er dafür zuständig ist und weil er ihr Elefantenführer ist, und einem Menschen, der ihnen aus Zuneigung den Luxus schenkt, der jedem denkenden Wesen unentbehrlich ist, so unentbehrlich, dass der Mensch ihn bisweilen dem Notwendigsten vorzieht. Da René keine Eifersucht wecken wollte, brachte er beiden Elefanten stets die gleiche Menge Leckereien.
Die Elefanten beäugten René zuerst mit einem gewissen Misstrauen, da ihnen die Beweggründe dieses Fremden für seine Zuwendung unerklärlich waren, doch sie ließen es sich schmecken. Dann führte René sie zu den beiden Schwestern, die ihnen ein paar frische Zuckerrohrhalme reichten, welche die Elefanten mit ihrem Rüssel gewandt entgegennahmen und mit sichtlichem Genuss verspeisten. Vor der Abreise hatte René einen kleinen Vorrat an Leckereien besorgen lassen, mit denen er sich die
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