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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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und Laub des Baums.
    René stemmte beide Beine auf den Boden. Er hatte es mit einem Gegner zu tun, den er mit dem ersten Schuss erlegen musste; er zielte auf das aufgerissene Maul und gab beide Schüsse ab. Der Baum wackelte unter den Zuckungen des Ungeheuers, das in die Zweige zurückkroch und von dem Laub verdeckt war, das wie bei einem Erdbeben geschüttelt wurde.
    François kam herbeigeeilt, streckte René sein geladenes Gewehr hin und nahm ihm das leergeschossene ab.
    »Bring die zwei Damen so weit weg wie möglich«, sagte René, »und lass mir deinen Entersäbel da.«
    François gehorchte und führte die jungen Mädchen weg.
    Die Elefanten hielten ihre Rüssel noch immer erhoben und verfolgten die Schlange mit dem Blick. Außer René sahen alle dem Schauspiel voller Schauder zu.
    René hatte dafür keine Zeit.
    Die Elefanten trampelten auf den Boden, als wollten sie die Schlange aus ihrem Versteck locken.
    Und schon erschien sie: Ihr scheußlicher, unförmiger, blutverschmierter Kopf glitt den Baumstamm hinunter.
    Zwei neue Gewehrsalven trafen das Reptil.
    Ob aus Entkräftung oder bewusstlos durch die vierfache Verwundung – das Tier hatte offenbar die Herrschaft über seine Bewegungen verloren und stürzte wie ein Erdrutsch zu Boden.
    Wenn die Pagode von Rangun über ihrer granitenen Basis eingestürzt wäre, hätte dies kaum lauter gedonnert und die Erde kaum vernehmlicher erschüttert.
    Sobald die fühllos, aber nicht kraftlos gewordene Boa den Boden berührte, entrollte sie sich wie eine Feder, doch da sie in Reichweite eines Elefanten geriet, ohne ihn zu sehen, setzte dieser den Fuß auf ihren zerschundenen
Kopf; sie bäumte sich mit aller Kraft auf, um der schrecklichen Umklammerung zu entkommen, doch Gewicht und Kraft des Elefantenfußes waren zu stark, und die Riesenschlange wand sich wie ein Wurm, der zertreten wird, und schlang sich um die Masse, die sie berührte.
    Der zweite Elefant erkannte die Gefahr, in die sein Gefährte geraten war, und versuchte, die Schlange mit seinem Rüssel zu packen; die Boa jedoch, die den ersten Elefanten nur mit einem Drittel ihres Körpers umschlungen hatte, wand ihren beträchtlichen Rest um den zweiten Elefanten.
    Für einen Augenblick bot das Gewirr unförmiger Körpermassen eine ins Riesenhafte vergrößerte Parodie der Laokoongruppe.
    Die Elefanten brüllten vor Schmerzen, und René wirkte wie ein Pygmäe mitten unter diesen vorsintflutlichen Kolossen, doch andererseits verfügte er als Mensch über die Gabe des Denkens, und die konnte ihm zum Sieg verhelfen.
    Er hob den Entersäbel auf, den François ihm vor die Füße geworfen hatte, und als durch die äußerste Anstrengung beider Elefanten ein Stück der Boa zwischen ihnen gestreckt war und keinen von ihnen berührte, erhob René den scharfen Säbel und teilte mit einem Schlag wie ein Homerischer Halbgott oder wie einer der Helden aus Tassos Befreitem Jerusalem das Reptil in zwei Hälften, die sich zwar noch regten, kraftlos jedoch, und bald zu Boden fielen.
    Einer der Elefanten ließ sich halb erstickt in die Knie sinken; der andere blieb stehen, wenngleich er schwankte und die Luft mit schrillem und schmerzlichem Keuchen einsog.
    René lief zum See, füllte seinen Hut mit Wasser und flößte es dem stehenden Elefanten in kleinen Schlucken ein; der kniende Elefant musste erst zu Atem kommen. Dann rief René die Elefantenführer herbei und eilte zu den jungen Mädchen, die bleich vor Todesangst warteten. Er nahm sie in die Arme und drückte sie an die Brust wie zwei Schwestern. Bei dieser Umarmung berührte Janes Mund Renés Lippen, doch er wendete schnell sein Gesicht ab, und Jane stieß einen tiefen Seufzer aus.

69
    Die Wegelagerer
    Im ersten Augenblick gab sich jeder seinen Empfindungen hin.
    René, der noch immer die zwei Schwestern stützte, setzte sich mit ihnen auf einen kleinen Rasenfleck.
    Wachsam aus Vorsicht, ließ er sich von François sein neugeladenes Gewehr geben.
    François’ Gewehr und Entersäbel lagen noch auf dem Schlachtfeld.
    Zartfühlend wie eine Gouvernante holte René einen goldgefassten Kristallflakon mit Riechsalz aus der Tasche und reichte ihn den jungen Damen.
    Sobald sie sich beruhigt hatten, war Hélène als Erste imstande, René zu antworten, der wissen wollte, wie es dazu gekommen war, dass die Schlange so nahe heranschleichen konnte, ohne dass sie zu fliehen versuchten.
    Nach der Mittagsmahlzeit und im Vertrauen auf den Schutz ihrer zwei riesigen Wächter waren die

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