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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Auge«, sagte René laut. Und er feuerte.
    Mehrere Sekunden lang vernebelte der Rauch die Sicht.
    »Da ich noch lebe«, sagte René gelassen, »nehme ich an, dass der Tiger tot ist.«
    In der Tat sah man den Tiger röchelnd letzte Zuckungen vollführen.
    »Warum sagten Sie vorhin, bevor Sie schossen: ›Auf Philipps rechtes Auge‹? Hieß dieser Tiger am Ende Philipp?«
    »Nein«, sagte René, »er hieß vermutlich Tiger, und deshalb muss man sich vor ihm in Acht nehmen.«
    Der Tiger war tödlich getroffen; man musste sich nicht mehr vor ihm fürchten, sondern konnte in Ruhe abwarten, dass der Tod sein Werk verrichtete. Es dauerte nicht lange, und der Tiger hatte sein Leben ausgehaucht, obwohl ihn nur eine Kugel getroffen hatte; sein Weibchen mit zwei Kugeln im Leib hatte länger gekämpft als er. Allerdings war Renés Kugel in das rechte Auge des Untiers gedrungen, wie der Meisterschütze angekündigt hatte, und auf diesem Weg unmittelbar in das Gehirn gelangt, was den sofortigen Tod des Tigers bewirkte, während man eine Viertelstunde lang hatte warten müssen, bis das Weibchen seinen letzten Seufzer tat.
    Die zwei Jäger verharrten eine Weile in der Hoffnung, dass ihre Gewehrschüsse einige ihrer Begleiter anlocken würden, sei es nur aus Neugier, doch sie warteten vergebens; daraufhin beschlossen sie, zu ihren Reisegefährten zurückzukehren und mit einem Pferd die Kadaver der zwei Tiger abzuholen.
    François jedoch wollte sich um nichts in der Welt von seiner Beute trennen; er warf sich das geladene Gewehr über die Schulter, ergriff jedes
der beiden Tigerchen, wie er sie nannte, am Genick, wartete, dass René sein Gewehr nachlud, und machte sich mit ihm auf den Weg zum See, der höchstens einen Kilometer weit entfernt war.
    Sie hatten kaum hundert Schritte getan, als ein Ruf wie Fanfarenklang im Wald widerhallte, gefolgt von einem zweiten ebensolchen Ton.
    Die zwei jungen Männer sahen einander ratlos an. Dieser Ruf war ihnen völlig unbekannt. Welches Tier mochte ihn ausgestoßen haben?
    Mit einem Mal schlug René sich an die Stirn. »Ach!«, rief er. »Unsere Elefanten rufen um Hilfe!«
    Und er eilte so schnell davon, dass François es aufgab, mit ihm Schritt halten zu wollen.
    René hatte sich in der Richtung nicht getäuscht, und er erreichte den See keine zwanzig Schritte von der Stelle entfernt, an der er die zwei Schwestern zurückgelassen hatte. Er blieb stehen, wie versteinert von dem schaurigen Schauspiel, das sich seinen Augen bot.
    Die Eskorte hatte sich in einiger Entfernung zerstreut. Die Schwestern saßen noch immer am Fuß des Baums, hielten einander umarmt und waren vor Angst wie gelähmt. Die zwei Elefanten waren als Einzige auf dem Posten geblieben und hielten mit ihren erhobenen Rüsseln eine riesige Boa in Schach, die sich um einen der niedrigsten Äste des Baums gewickelt hatte, unter dem die Mädchen saßen, und ihren abscheulichen Kopf hin und her wiegte, ohne den Blick von den Mädchen abzuwenden, die sich wie hypnotisiert nicht von der Stelle rührten.
    Die Elefanten standen kampfbereit, um die kostbare Fracht zu beschützen, die ihnen anvertraut war. Die Männer der Eskorte hatten die Flucht ergriffen, denn mit Säbeln und Piken als einzigen Waffen waren sie einem solchen Gegner nicht gewachsen.
    Als die Elefanten René erblickten, trompeteten sie vor Freude.
    Der Mann, den sie gerufen hatten, hatte ihren Ruf gehört und war gekommen. Mit einem Blick erfasste René, was zu tun war. Er legte sein Gewehr hin, sprang zu den beiden Mädchen, nahm sie in die Arme wie zwei Kinder und übergab sie François, der gerade aus dem Wald kam und dem er einschärfte, sich um sie zu kümmern.
    »So«, sagte er mit einem Seufzer der Erleichterung, dann ergriff er sein Gewehr: »Meister Python, nun zu uns! Jetzt wollen wir sehen, ob die Kugeln eines Lepage den Pfeilen eines Apoll ebenbürtig sind!«
    Der Blick der Boa war den zwei jungen Mädchen gefolgt; offenbar wollte die Riesenschlange nicht kampflos auf ihre Beute verzichten. Gleichzeitig
wusste sie jedoch, welchen Kampf sie mit den zwei Kolossen auszufechten hätte, die sich ihr in den Weg stellen würden.
    Die Schlange ließ ein Zischen ertönen, das wie das Sausen des Sturmwinds klang. Stinkender Geifer troff aus ihrem Maul, ihre blutunterlaufenen Augen sandten Blitze aus, wenn sie den Kopf bewegte, und ihr Hals, die schmalste Stelle des Körpers einer Boa, war so dick wie ein Fass.
    Die Windungen des Schlangenkörpers verloren sich in Astwerk

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