Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
dritten warf man Gefallene in den Fluss.
Augenscheinlich waren die Feuerwaffen der Engländer denen der Räuber weit überlegen, doch ebenso unübersehbar war, dass sie ohne die unerwartete Hilfe den zahlreichen Angreifern unterliegen mussten.
»Nur Mut, Kapitän«, rief René in tadellosem Englisch, »manövrieren Sie Ihr Boot an unser Ufer. Wer auf Sie anlegt, ist ein toter Mann.«
Tatsächlich knallten zwei Schüsse, und zwei Banditen fielen. René tauschte mit François das Gewehr, und wieder fielen zwei Banditen.
»Lade«, ordnete René an und zog eine Pistole aus dem Gürtel.
Eine der Räuberbarken hatte an der des englischen Offiziers angelegt, und ein Bandit schickte sich an, von dem einen Boot in das andere zu springen, doch ein Pistolenschuss sandte ihn in den Fluss.
Die zwei Engländer feuerten mit ihren doppelläufigen Gewehren, als sie sahen, wie tatkräftig man ihnen zu Hilfe kam, und drei weitere Räuber sanken nieder.
Unterdessen hatte der Elefant begriffen, was man von ihm erwartete. Er war zum Fluss hinuntergestiegen, ohne sich an seinem Elefantenführer und den sechs Männern auf seinem Rücken zu stören. Und da der Fluss nicht tief war, hatte er den Vorderfuß auf eine der Barken gestellt und sie versenkt. Die Männer der Besatzung, die auftauchten, erschlug er einen nach dem anderen mit seinem Rüssel, und die Männer der Eskorte halfen mit ihren Piken nach.
Mit neuem Mut kämpften die Engländer so unverdrossen, dass sie mit jedem Schuss einen Wegelagerer trafen. Nach wenigen Minuten hatten die Banditen die Hälfte ihrer Leute eingebüßt und mussten den Rückzug antreten.
Ihr Anführer gab den Befehl zum Rückzug, doch kaum hatte er ihn
ausgesprochen, fiel er tot nieder. Sein Befehl hatte seine Position verraten, und René hatte ihn mit einem letzten Pistolenschuss gerichtet.
Nun verwandelte sich die Flucht der verbliebenen Räuber in ein heilloses Durcheinander: Gewehrschüsse rissen neue Lücken in die Reihen der Fliehenden. Die Barke der Engländer legte am Ufer an, der Offizier trat an Land, von René mit den Worten begrüßt: »Sir, ich bedaure zutiefst, dass niemand da ist, der uns miteinander bekannt machen kann.«
»Sie haben sich so eindrucksvoll eingeführt«, sagte der Engländer und drückte René die Hand, »dass Sie auf einen Zeremonienmeister getrost verzichten können. Darf ich Sie fragen, wo wir uns befinden und wie weit es bis zu Rangoon House ist, dem Ziel unserer Reise?«
»Sie befinden sich zwei bis drei Meilen von den Ländereien des Vicomte de Sainte-Hermine entfernt und höchstens eine Viertelmeile von unserer Karawane, die ich verließ, als ich Ihre ersten Gewehrschüsse hörte. Sollten Sie wünschen, sich uns anzuschließen und Ihre Reise auf dem Landweg zu beenden, könnte ich Ihnen je nach Wahl ein Pferd oder einen Elefanten als Reittier anbieten, denn auch wir sind auf dem Weg zur Plantage des Vicomte.«
»Ich nehme das Pferd«, sagte der englische Offizier, »das ist weniger prahlerisch; und gern füge ich hinzu, wie sehr ich mich freue, am anderen Ende der Welt einem Landsmann zu begegnen, der so tapfer und ein so hervorragender Schütze ist.«
René konnte ein Lächeln über den Irrtum des Offiziers nicht verbergen; er übergab ihm die Zügel seines eigenen Pferdes und rief François zu: »François, geben Sie auf meine Waffen Acht und folgen Sie uns mit dem Elefanten.«
Dann sprang er auf das zweite Pferd, deutete in die Richtung des Lagers und sprengte im Galopp voraus. Nach nicht einmal fünf Minuten war der Lagerplatz erreicht, wo die übrigen Reisenden wohlbehalten angetroffen wurden.
Jane aber machte sich so große Sorgen, dass sie nicht in ihrem Palankin hatte warten wollen. Sie und ihre Schwester hatten ihn verlassen und waren den Reitern entgegengewandert, als sie das Hufgetrappel hörten.
René und der Engländer stiegen formvollendet vom Pferd; René ergriff die Hand des Engländers, verbeugte sich vor Mademoiselle de Sainte-Hermine und sagte: »Miss Hélène, ich habe die Ehre, Ihnen Sir James Asplay vorzustellen«, und an den Engländer gewendet: »Sir James Asplay, ich
habe die Ehre, Ihnen Miss Hélène de Sainte-Hermine und ihre Schwester Miss Jane vorzustellen.«
Dann verließ er die jungen Leute, um sie ungestört der Wiedersehensfreude zu überlassen.
Jane schenkte René einen Blick, in dem sich ein Rest Besorgnis mit dem Ausdruck zärtlichster Liebe mischte, bevor sie ihrer Schwester folgte. Ihre Worte hatte sie noch im
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