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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Mädchen eingeschlummert.
    Nach einiger Zeit hatte Hélène im Schlaf ein sonderbares Unwohlsein verspürt. Ein süßlicher, übelkeiterregender Geruch war ihr aufgefallen, ihr war gewesen, als hörte sie Entsetzensschreie, doch erst als die Elefanten wie ein Erdbeben zu trampeln begonnen hatten, war es ihr gelungen, die Augen zu öffnen. Und da hatte sie keine zwanzig Fuß entfernt den scheußlichen Kopf des Untiers erblickt, das sie mit aufgerissenem Maul anstarrte.
    Der ekelerregende Geruch und Gifthauch des Schlangenatems hing noch in der Luft.
    Hélène hatte ihre Schwester geweckt und hatte fliehen wollen, doch es war ihr nicht gelungen, sich aufzurichten, und voller Schrecken hatte sie sich daran erinnert, dass Schlangen über die Macht der Hypnose verfügen und die Fähigkeit haben, Vögel vom Baum fallen zu lassen und Tiere anzulocken, die sie zu verspeisen gedenken.
    Hélène erinnerte sich, in den vor Kurzem erschienenen Reiseberichten Lillants gelesen zu haben, wie der berühmte Reisende Gefahr gelaufen war, einer solchen Hypnose zu erliegen, die er nur durch das Abfeuern eines Gewehrschusses zu durchbrechen vermocht hatte.

    Hélène hatte rufen wollen, um Hilfe rufen, doch wie in einem Albtraum war kein Wort über ihre Lippen gekommen.
    Mit dem Blick hatte sie nach René gesucht, und als sie ihn nicht fand, hatte sie ihr Schicksal für besiegelt gehalten.
    Von da an hatten sich Wahrnehmung und Einbildung vermischt bis zu dem Augenblick, da sie spürte, dass sie weggezogen wurde, und sich in Renés Armen wiederfand, als sie die Augen öffnete.
    Sobald sie aus dem Blickfeld und der magnetischen Anziehung der Schlange entfernt war, war sie ihrer Sinne wieder mächtig, doch das Ende des Kampfes war so schrecklich anzusehen gewesen, dass sie die Augen erneut geschlossen hatte.
    Nun, da sie sich unversehrt neben demjenigen wiederfand, der gelobt hatte, sie zu beschützen, fehlten ihr die Worte, auszudrücken, was sie empfand.
    Jane lauschte den Worten ihrer Schwester, ohne selbst etwas zu sagen; dass sie bei Bewusstsein war, entnahm René dem Zittern ihres Körpers, dem unwillkürlichen Druck ihrer Hand und den stillen Tränen, die unter ihren Lidern hervorquollen und ihre Wangen hinabrannen.
    Als das erste Erstaunen über den herkulischen Kampf nachließ, konnte François die Aufmerksamkeit auf sich und seine zwei Tigerjungen lenken, und er berichtete, wie er das Tigerweibchen mit zwei Gewehrschüssen getötet hatte, während Monsieur René den Tiger mit einem einzigen Schuss erlegt hatte.
    Die beiden prachtvollen Tigerfelle sollten nicht verloren sein, und René bot zehn Talks für diejenigen, die es wagten, die Trophäen zu holen, auf Pferden oder auf einer Tragbahre aus Stangen. Die Soldaten der Eskorte entschieden sich für die Tragbahre, und da alle sich meldeten, verdoppelte René das Preisgeld, damit sowohl diejenigen, welche die toten Tiere holten, als auch diejenigen, die zurückblieben, belohnt wurden.
    François wollte sein Gewehr und seinen Säbel von der Kampfstätte holen, doch er sah, dass die zwei Elefanten sie herbrachten und René zu Füßen legten.
    François ergriff seine Waffen und ging an der Spitze des Zuges in den Dschungel.
    Nun musste René den Kampf mit den zwei Tigern schildern. Er tat es einfacher und bescheidener, als ein Jäger aus dem Faubourg Saint-Denis sich vor staunendem Publikum der Jagd auf ein Kaninchen im Wald von Vésinet rühmt.

    Die Tiger wurden dort vorgefunden, wo sie das Leben ausgehaucht hatten, und in einem wahren Triumphzug auf die Lichtung gebracht.
    Unterdessen hatten sich die Zurückgebliebenen die Zeit damit vertrieben, die tote Schlange zu messen; sie hatte einen Meter Durchmesser und war sechsundvierzig Fuß lang.
    Die Elefanten waren interessant zu beobachten. Sie wussten, dass René ihnen ganz offenkundig das Leben gerettet hatte. Mit unvorstellbar zarten Gesten streichelten sie ihn mit ihren Rüsseln, und Hélène stand mit ihnen auf so vertrautem Fuß, dass sie sich von ihnen die Handschuhe ausziehen ließ, was sie mit staunenswerter Geschicklichkeit ausführten.
    Die Stunde des Aufbruchs war gekommen. Man verließ die bezaubernde Landschaft, in der sich Szenen von einer Gewalttätigkeit abgespielt hatten, wie sie nur Gottes Auge in tiefster Wüsteneinsamkeit je zu sehen bekommen haben mochte.
    Die jungen Mädchen nahmen in ihrem Palankin Platz, und René und François bestiegen den zweiten Elefanten, der sich von dieser Gunst überaus geschmeichelt

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