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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Tigerpaares, doch beide Majestäten waren ausgegangen; zwei kleine Tiger, kaum größer als dicke Katzen, spielten knurrend miteinander.
    Als sie der fremden Geschöpfe ansichtig wurden, zeigten die kleinen Tiger ihre Krallen und fauchten, doch René streckte die Hand aus, packte eines der Jungen am Nacken und warf es François mit den Worten zu: »Da, nimm!« Dann ergriff er das zweite Junge und verließ schnellen Schritts den Bau, in dem er wehrlos gewesen wäre. Die Tigerjungen knurrten und maunzten, als wollten sie sich bei ihrer Mutter über die Vertraulichkeiten beklagen, die man sich mit ihnen erlaubte.
    Im selben Augenblick erklang wenige hundert Schritte entfernt ein furchterregendes Brüllen. Das war die Mutter, die das Geschrei ihrer Kinder beantwortete.
    »Raus aus dem Dschungel, raus aus dem Dschungel!«, rief René, »sonst sind wir verloren!«
    François ließ sich nicht lange bitten, denn das Brüllen machte ihm klar, in welcher Gefahr sie sich befanden. Er rannte los, ohne den kleinen Tiger loszulassen, den er nach Frankreich mitnehmen und dem Pariser Zoo verkaufen wollte, und bald befand er sich außerhalb des Dschungels und in dem Saum aus Büschen am Waldesrand.
    Abermals ertönte Gebrüll, diesmal aus nur mehr hundert Schritt Entfernung.
    Zwanzig Schritte vor den Jägern befanden sich ein Baum und ein Strauch.
    »Lass den kleinen Tiger los«, rief René und ließ die eigene Beute fallen. »Spring auf den Baum, ich nehme den Busch!«

    Kaum hatten die beiden ihren Posten bezogen, ertönte ein drittes Brüllen, das sich diesmal ausnahm, als entlüde sich über ihren Köpfen ein Gewitter, und eine Tigerin sprang zwanzig Schritt von ihnen entfernt auf den Boden, als wäre sie hergeflogen und nicht gelaufen.
    Für einen Augenblick zögerte sie sichtlich zwischen Mutterliebe und Rachsucht, bis die Mutterliebe siegte. Sie kroch auf ihren Nachwuchs zu und miaute wie eine Katze, doch es war ein fürchterliches Miauen.
    Dabei bot sie François ihre ungeschützte Seite, und dieser legte an und schoss.
    Die Tigerin, überraschend getroffen, tat einen Luftsprung und fiel zu Boden.
    François hatte ihr die linke Schulter zerschmettert.
    Die Tigerin erkannte schnell, welcher der zwei Schützen auf sie geschossen hatte, denn ihn umhüllte noch der Rauch; sie wendete sich in seine Richtung und tat trotz ihrer Verletzung einen gewaltigen Sprung auf ihn zu.
    François hielt es für klüger, sie nicht noch näher kommen zu lassen, und feuerte den zweiten Gewehrlauf ab. Die Tigerin wälzte sich auf den Rücken, stieß ein grauenerregendes Röcheln aus, wälzte sich unter großer Anstrengung auf den Bauch und zerfurchte mit der gesunden Pfote den Boden, während sie die Zähne ins Gras grub, welches das Blut aus ihrer Schnauze rötete.
    »Es hat sie erwischt! Es hat sie erwischt, Monsieur René«, rief François so freudig wie ein Kind, das sein erstes Kaninchen zur Strecke gebracht hat.
    »Nimm dich in Acht, du Dummkopf«, herrschte René ihn an, »und lade sofort dein Gewehr nach!«
    »Aber wozu, Monsieur René, wo sie doch mausetot ist?«
    »Und der Tiger, ist der auch tot, du Schwachkopf? Hörst du ihn denn nicht?«
    Kein Laut hat das menschliche Ohr je so erschreckt wie das Gebrüll, das sie nun vernahmen.
    »Lade dein Gewehr, lade es endlich, und nimm hinter mir Aufstellung«, sagte René eindringlich. Als er jedoch sah, dass sein Begleiter vor Freude, Erregung oder Furcht so stark zitterte, dass er das Pulver auf dem Boden verstreute, statt es in den Gewehrlauf zu schütten, reichte er ihm sein geladenes Gewehr und nahm das andere Gewehr an sich.
    Innerhalb einer Minute waren beide Gewehrläufe mit Pulver und Kugeln versehen, und die Gewehre wurden abermals getauscht.

    »Er brüllt nicht mehr«, flüsterte François René zu.
    »Und er wird auch nicht mehr brüllen«, sagte René. »Da sein Weibchen nicht geantwortet hat, weiß er, dass es entweder tot oder in einen Hinterhalt geraten ist. Um nicht ebenfalls gefangen zu werden, wird er versuchen, die Falle zu erkunden. Vorsicht! Wir müssen wachsam sein.«
    »Pst!«, flüsterte François René ins Ohr. »Ich höre Zweige knacken.«
    Im selben Augenblick drückte René seine Schulter und zeigte mit dem Finger auf den riesigen Kopf des Tigers, der geduckt am Ende des Pfades im Dschungel erschien. Nachdem er seinen Bau leer vorgefunden hatte, war er lautlos aus dem Wald geschlichen.
    François nickte zum Zeichen, dass er ihn gesehen hatte.
    »Auf Philipps rechtes

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