Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
herum nicht zu zerstreuen vermochte, konnte der Admiral nicht mehr erkennen, was mit dem übrigen Geschwader geschah. Als die Rauchwolken kurz aufrissen und Villeneuve die nächsten Schiffe seines Geschwaders aumachen konnte – es waren zwölf, die unbeweglich im Wasser lagen -, ließ er die Signale am letzten Mast hissen, der ihm geblieben war, und befahl zu wenden und anzugreifen.
Dann wurde es wieder finster, er konnte nichts mehr erkennen, und um drei Uhr nachmittags fiel der dritte und letzte Mast seines Schiffs auf Deck und verursachte noch mehr Chaos.
Daraufhin wollte Villeneuve ein Boot zur See lassen; die Boote an Deck waren zerstört, die Boote an den Seiten des Schiffs waren durchlöchert, und die Boote, die das Wasser berührten, sanken bereits.
Das ganze Gefecht hindurch hatte Villeneuve keine Gefahr gescheut, sondern sich geradezu tollkühn Kanonenkugel, Säbelhieb oder Gewehrkugel ausgesetzt.
Das Schicksal sollte ihm den Selbstmord vorbehalten.
Das spanische Admiralsschiff, die Santissima Trinidad , musste sich, von seinen Begleitschiffen im Stich gelassen, nach vier Stunden des Kampfes ergeben, und der Rest des spanischen Geschwaders ließ sich von der Brise nach Cadiz treiben.
Unterdessen wurden auf der Victory jedes Mal Freudenrufe laut, wenn ein französisches Schiff sich ergab, und bei jedem Hurra fragte Nelson, der seine Verwundung vergaß: »Was ist passiert?«
Man sagte ihm den Grund der Freudenrufe, und der Verwundete zeigte sich sehr erfreut. Er litt unter brennendem Durst, verlangte oft zu trinken und bat darum, dass man ihm mit einem Papierfächer Luft zufächelte.
Da er Kapitän Hardy herzlich zugetan war, äußerte er wiederholt seine Besorgnis um das Leben dieses Offiziers; der Schiffskaplan und der Wundarzt versuchten seine Sorge zu zerstreuen. Sie ließen Kapitän Hardy Botschaft um Botschaft zukommen, um ihm mitzuteilen, dass Admiral Nelson ihn zu sehen wünsche, und als er nicht kam, rief Nelson ungehalten: »Sie wollen Hardy nicht rufen – nun, ich weiß, dass er gefallen ist.«
Eine Stunde und zehn Minuten nachdem Nelson verwundet worden war, kam Hardy in das Zwischendeck herunter.
Als der Admiral ihn erblickte, stieß er einen Freudenruf aus, drückte ihm liebevoll die Hand und sagte: »Nun, Hardy, wie steht der Kampf? Wie sieht es für uns aus?«
»Gut, sehr gut, Mylord«, erwiderte der Kapitän. »Wir haben bereits zwölf Schiffe genommen.«
»Ich hoffe doch, dass keines unserer Schiffe die Flagge streichen musste?«
»Nein, Mylord, kein einziges.«
Nachdem er in dieser Hinsicht beruhigt war, erinnerte Nelson sich
an seinen Zustand, stieß einen Seufzer aus und sagte: »Ich bin ein toter Mann, Hardy, und mein Ende naht schnell. Bald wird alles vorbei sein. Treten Sie näher, mein Freund«, und mit leiser Stimme fügte er hinzu: »Ich bitte Sie um eines, Hardy: Schneiden Sie mir nach dem Tod meine Haare für Lady Hamilton ab, und übergeben Sie ihr alles, was mir gehört hat.«
»Ich sprach soeben mit dem Wundarzt«, sagte Hardy. »Er hat berechtigte Hoffnung, Sie am Leben zu erhalten.«
»Nein, Hardy, so ist es nicht«, erwiderte Nelson. »Versuchen Sie nicht, mich zu täuschen. Mein Rückgrat ist gebrochen.«
Die Pflicht rief Hardy an Deck zurück, und er ging, nachdem er dem Verwundeten die Hand gedrückt hatte.
Nelson verlangte nach dem Wundarzt. Dieser war damit beschäftigt, Leutnant William Ruvers zu versorgen, dem ein Bein abgeschossen worden war. Dennoch eilte er zu seinem Admiral, nachdem er seine Helfer gebeten hatte, den Verband anzulegen.
»Ich wollte nur hören, wie es um meine alten Gefährten steht«, sagte Nelson. »Was mich betrifft, Doktor, benötige ich Ihre Dienste nicht mehr. Gehen Sie nur, ich sagte ja, dass ich im unteren Teil meines Körpers nichts mehr spüre, und dieser Teil ist schon jetzt eiskalt.«
Daraufhin sagte der Wundarzt zu Nelson: »Mylord, lassen Sie mich Ihre Gliedmaßen befühlen.«
Und er berührte die unteren Gliedmaßen, die empfindungslos und wie tot waren.
»Oh«, fuhr Nelson fort, »ich weiß sehr wohl, was ich sage: Scott und Burke haben mich schon so berührt, wie Sie es tun, und ich habe ihre Berührung so wenig gespürt, wie ich die Ihre spüre. Ich sterbe, Beatty, ich sterbe.«
»Mylord«, erwiderte der Arzt, »zu meinem größten Bedauern kann ich nichts mehr für Sie tun.«
Und nachdem er dies eingestanden hatte, wandte er den Kopf ab, um seine Tränen zu verbergen.
»Ich wusste es«, sagte Nelson.
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