Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Victory ist ihre Rettung, und alle Versuche der französischen Matrosen, sie zu entern, sind zum Scheitern verurteilt. Kapitän Lucas befiehlt, die Haltetaue der Großrahe zu kappen und die Rahe als Brücke von Schiff zu Schiff zu legen.
Doch dem Seekadetten Yon und vier Matrosen ist es gelungen, sich über den Anker in den Schoten der Victory auf das Deck des Engländers zu ziehen. Die Entermannschaft hat gesehen, welchen Weg sie genommen haben, und will ihnen folgen, angeführt vom ersten Offizier der Redoutable , Leutnant zur See Dupotet.
Ein Mann, der sich vom Mastkorb des Besanmasts der Redoutable über das Tauwerk auf die Victory gehangelt hat, lässt sich wie ein Meteorit mitten unter sie fallen. Wird die Victory das unerhörte Schauspiel eines Admiralsschiffs bieten, das mitten im englischen Sieg von einem gegnerischen Schiff gekapert wird, obwohl jenes Schiff sechsundzwanzig Kanonen weniger an Bord hat? Doch in diesem Augenblick fegt eine entsetzliche Kugel- und Kartätschensalve über das Deck der Redoutable.
Abgefeuert hat sie die Temeraire , die sich nach erfolgreichem Durchdringen der gegnerischen Schlachtlinie unter den Bugspriet der Redoutable drängt.
Zweihundert Mann hat diese Breitseite zu Boden geschleudert.
Die Temeraire holt auf, bis sie im rechten Winkel zur Redoutable liegt, und versetzt ihr eine weitere Salve. Die französische Flagge ist weggeschossen, doch ein Mann, den kaum jemand in Kapitän Lucas’ Mannschaft kennt, eilt zu der Kiste mit Flaggen, ergreift eine neue Trikolore und versucht sie an die Rahe zu nageln.
Und als wären zwei Dreidecker nicht ausreichend, um einen Zweidecker in die Knie zu zwingen, gesellt sich ihnen ein drittes Schiff hinzu.
Die englische Neptune attackiert das Heck der Redoutable und feuert eine Breitseite ab, die ihren Fockmast und ihren Besanmast wegreißt. Auch die neue Flagge wird von dem Eisenhagel zerrissen, doch der Großmast bleibt stehen; derselbe Mann, der die Flagge an eine Rahe genagelt hatte, springt zum Großmast und nagelt eine weitere Flagge an die Großstenge. Dann bombardiert er die Temeraire mit einem Geschützhagel, der sie entmastet und fünfzig Männer tötet.
Eine neue Breitseite der Neptune reißt die Schiffswand der Redoutable auf, zerstört ihr Ruder und versetzt dem Schiffsrumpf an der Wasserlinie mehrere Einschüsse, durch die das Wasser sich in Sturzbächen in das Schiffsinnere ergießt.
Alle Offiziere sind verwundet, zehn von elf Seekadetten ringen mit dem Tod. Von sechshundertdreiundvierzig Mann Besatzung sind fünfhundertzweiundzwanzig nicht mehr kampffähig, dreihundert davon tödlich getroffen. Zuletzt trifft eine Kanonenkugel den Großmast, der umstürzt und die dritte Fahne mitnimmt.
Der Mann, der zweimal die Flagge ersetzt hat, sucht nach einer Stelle, wo er noch eine Fahne anbringen könnte, doch das Schiff ist völlig entmastet, und Lucas sagt zu ihm mit nach wie vor ruhiger Stimme: »Sinnlos, René, wir sinken.«
Die Bucentaure war in kaum weniger beklagenswerter Verfassung; sie hatte ihren Bugspriet in der Santissima Trinidad verfangen und mühte sich vergeblich, sich zu befreien; in ihrer schrecklichen Hilflosigkeit zuerst von der Victory und dann von vier weiteren Schiffen der Kolonne Nelsons unter Beschuss genommen, schossen die zwei Schiffe mit ihren mehr als zweihundert Kanonen und fast zweitausend Kombattanten aus ihren doppelten Battieren alles kurz und klein auf den vier gegnerischen Schiffen, die ihrerseits die Bucentaure und die Santissima Trinidad zu Wracks schossen.
Villeneuve, der auf seiner Poop stand, fand in der Hoffnungslosigkeit seiner Lage die Entschlusskraft, die ihm im Kampf gefehlt hatte. Im Gefechtsfeuer der Bucentaure, der Santissima Trinidad und der vier gegnerischen Schiffe wuchs Villeneuve zu ungeahnter Größe. Um sich herum sah er seine Offiziere einen nach dem anderen fallen; an seinen Standort gefesselt, musste er die vernichtenden Salven von hinten und von Backbord ertragen, ohne die Backbordgeschütze in Einsatz bringen zu können.
Nach einer Stunde des Gefechts oder eher des Todeskampfes sah Villeneuve seinen Flaggkapitän Magendi tot niederfallen. Leutnant Dandignon, der an seine Stelle getreten war, wurde verwundet und fiel, ihn ersetzte Leutnant Fournier. Großmast und Besanmast fielen nacheinander auf Deck, wo sie ein Werk der Zerstörung anrichteten. Die Flagge wurde am Fockmast gehisst, und in einer dichten Rauchwolke, die der schwache Wind um die brennenden Schiffe
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