Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Luft, doch beide Male wurde das Schiff von Masse und Druck des Wassers überwältigt und blieb zur Seite geneigt liegen.
»Was tun?«, fragte der Kommandant René wieder.
»Kappen!«, sagte René.
»Aufgepasst!«, rief Parker, und er befahl dem zweiten Leutnant: »Holen Sie eine Axt.«
Blitzschnell gehorchte der Leutnant und kletterte den Fockmast hinauf, um eigenhändig den Befehl des Kommandanten auszuführen; dann hob er den Arm und fragte mit fester und ruhiger Stimme: »Soll ich kappen?«
»Warten Sie! Alter Nick«, rief der Kapitän dem Steuermann zu, »gehorcht das Schiff dem Steuerruder?«
»Nein, mein Kapitän.«
»Dann kappen Sie!«, sagte Parker ruhig und bestimmt.
Ein einziger Schlag genügte; unter der Last des immensen Gewichts, das auf ihm ruhte, hatte der Mast kaum den Axthieb erhalten, als sein Holz knirschend barst, er sich wie ein entwurzelter Baum unter lautem Krachen von seiner Takelage befreite und die kurze Strecke bis ins Meer überwand.
»Fragen Sie, ob das Schiff sich aufrichtet«, soufflierte René dem Kapitän.
»Richtet es sich auf?«, rief Parker dem Mann am Steuer zu.
»Mein Kommandant, es hat sich leicht bewegt, aber der neuerliche Windstoß hat es wieder hingelegt.«
Der zweite Leutnant stand bereits am Fuß des Großmasts; ihm war die Bedeutung seiner Aufgabe bewusst.
»Soll ich kappen?«, fragte er.
»Kappen Sie!«, erwiderte der Kapitän düster.
Ein kraftvoll geführter Schlag war zu hören, gefolgt von einem schrecklichen und beeindruckenden Knirschen und Splittern, woraufhin ein zweiter und ein dritter Schlag erfolgten; Mast, Tauwerk, Segelwerk, alles stürzte ins Meer, und das Schiff, das sich im selben Augenblick aufrichtete, begann schwerfällig gegen den Wind zu segeln.
»Sie richtet sich auf! Sie richtet sich auf!«, rief die Mannschaft wie aus einem Mund, als wäre allen mit einem Mal die Zunge gelöst.
»Machen Sie das Schiff frei, damit es sich ungehindert bewegen kann«, rief der Kapitän mit bewegter Stimme, »und halten Sie sich bereit, die Marssegel einzuholen und festzumachen; lassen Sie es Fahrt aufnehmen und raume See gewinnen; doch unterdessen kappen Sie! Nur Mut, Freunde, kappen Sie, alle Mann, mit Messern, Äxten, womit auch immer!«
Und im Handumdrehen gelang es den Männern, belebt mit der Kraft und dem Mut, die ihnen die wiedererstarkende Hoffnung verlieh, die Taue zu zerhauen, an denen Splitter und Sparren hingen, bis die Samson nur mehr die Schaumkronen der Wogen berührte wie ein Vogel, dessen Flügel sich dicht über dem Wasser bewegen.
Der Wind heulte und toste, dass es wie Donnergrollen klang; die Leinen des letzten Segels, das gesetzt geblieben war, als der Sturm hereinbrach, flatterten, und das Besansegel, das auf halber Höhe beigesetzt war, blähte sich so heftig im Wind, dass es aussah, als werde es im nächsten Moment den Besanmast, der als einziger Mast geblieben war, mit sich losreißen.
René legte dem Kapitän die Hand auf den Arm und deutete auf die Gefahr. Parker nickte und rief Worte, die eher wie ein Gebet klangen als wie ein Befehl: »Dieser Mast kann der Belastung nicht lange standhalten, Leute; wenn er bei dieser Fahrtgeschwindigkeit vorwärts auf das Schiff fällt, kann es um die Samson geschehen sein. Schickt einen oder zwei Männer hinauf, um das Segel von den Rahen zu trennen.«
Der zweite Leutnant, an den dieser Befehl ergangen war, trat einen Schritt zurück. »Der Mast biegt sich wie ein Weidenzweig«, sagte er, »und er ist schon der Länge nach geborsten. Es wäre der sichere Tod, sich dort hinaufzuwagen, solange der Sturm nicht nachlässt.«
»Sie haben recht«, sagte René, »geben Sie mir Ihr Messer.«
Und bevor der zweite Leutnant ihn hätte fragen können, was er bezwecke, hatte René ihm das Messer aus der Hand genommen und kletterte die Wanten empor, deren Kabelgarn im Sturmwind so angespannt war, dass es fast zu reißen drohte.
Diejenigen, die ihm mit dem Blick folgten, begriffen seine Absicht und erkannten zugleich, um wen es sich handelte.
»Der Franzose! Der Franzose!«, riefen zehn Stimmen gleichzeitig.
Und sieben oder acht alte Matrosen, die es beschämte, einen Franzosen tun zu sehen, was keiner von ihnen zu tun gewagt hatte, eilten zu den Webeleinen der Wanten, um in den glühenden Himmel zu klettern.
»Alle Mann herunter!«, rief der Kapitän in sein Sprachrohr. »Alle Mann herunter bis auf den Franzosen!«
Die Worte erreichten die Ohren seiner Matrosen, doch in ihrer Begeisterung
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