Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
jetzt tun, Alter?«, fragte der Kapitän den Ratgeber.
    »Mit aller Hochachtung«, sagte der alte Matrose, »ich würde das Segelwerk noch mehr verringern und fast keine Segel gesetzt lassen.«

    »Focksegel und Klüver einholen!«, rief der Kapitän.
    Der Befehl wurde ausgeführt.
    Die Wellen schwollen gewaltig, der Donner dröhnte.
    »Zu Tisch, meine Herren, zu Tisch!«, rief ein Midshipman, der in der Luke erschien, seine Serviette in der Hand.
    Er hielt sie hoch und ließ sie in der Luft wehen. »Oho!«, sagte er. »Da ist aber ein ordentlicher Wind aufgekommen; unten haben wir das nicht gemerkt.«
    »Ja, aber hier oben ist es nicht zu übersehen«, erwiderte der Kapitän, »und Sie werden es unten bald genug merken.«
    »Wie steht es an Deck?«, fragten die anderen Offiziere den Midshipman bei seiner Rückkehr von der Erkundung an Deck.
    »Ich habe schon schöneres Wetter erlebt, als im Augenblick herrscht«, antwortete dieser.
    »Kommt der Kapitän nicht zum Speisen herunter?«, fragte ein anderer.
    »Nein. Er bleibt an Deck mit dem jungen Gefangenen, den uns Kapitän Lucas eigens empfohlen hat und von dem es heißt, er habe Nelson erschossen.«
    »Sollten wir in Gefahr geraten«, sagte der zweite Leutnant, »gelobe ich, ihn zum Dank für diese Heldentat an den Meeresgrund zu expedieren und ihn notfalls zu begleiten.«
    »Mein Lieber, Sie urteilen ungerecht«, sagte einer seiner Gefährten. »Wenn er der Schütze ist, der Nelson getötet hat, dann hat er seine Pflicht als Franzose getan. Würden Sie es verdienen, ins Meer geworfen zu werden, wenn Sie Lucas erschossen hätten? Ich weiß wohl, dass alle Lucasse der Welt keinen Nelson aufwiegen können, aber Kommandant Lucas ist dennoch ein tapferer Kapitän. Haben Sie gesehen, dass seine Uniform dreimal auf der Verschanzung der Victory aufgetaucht ist? Haben Sie gesehen, wie mitten in Rauch und Feuer seine Enteraxt wie ein Regenbogen aufblitzte? Sollten Sie ihm begegnen, bei Regen oder Sonnenschein, grüßen Sie ihn ehrerbietig und machen Sie ihm Platz; das jedenfalls täte ich.«
    Während in der Offiziersmesse diese Debatte stattfand, war an Deck bleierne Stille eingetreten. Der Wind hatte sich plötzlich gelegt, und in Ermangelung seiner Unterstützung rollte das Schiff nun schwerfällig durch die Wogen; das Wasser schlug trostlos gegen den Schiffsrumpf, und wenn das Schiff mühsam aus einem Wellental auftauchte, floss das Wasser vom
Oberdeck in das Meer zurück und bildete dabei eine Vielzahl funkelnder kleiner Wasserfälle.
    In diesem Augenblick wäre die Flamme eines Lichts auf dem Schiffsdeck senkrecht in den Himmel aufgestiegen.
    »Eine scheußliche Nacht, Kapitän Parker«, sagte der erste Leutnant, dem sein Rang erlaubte, den Kapitän anzusprechen.
    »Ich habe schon erlebt, dass der Wind mit weitaus weniger Vorzeichen umgeschlagen ist«, sagte der Kapitän in beruhigendem Ton.
    »Aber diesmal«, brummte der alte Seebär, dem seine vierzig Jahre auf See Vorrechte einräumten, denen nicht nur seine Kameraden, sondern auch die Offiziere sich beugten, »begleiten den Umschlag Vorzeichen, die sogar den ältesten Matrosen nachdenklich stimmen müssen.«
    »Meine Herren, was können Sie noch wünschen?«, fragte der Kapitän. »Kein Lufthauch regt sich, und das Schiff ist bis auf das Vorbramsegel abgetakelt.«
    »Gewiss!«, sagte der alte Matrose. »Und ich gehe noch weiter und behaupte, dass die Samson sich für einen braven Kauffahrer wacker hält. Kaum ein Schiff ihrer Größenordnung, das nicht die Flagge König Georges trägt, segelt so schnell wie sie oder gar schneller; aber dieses Wetter zu dieser Stunde muss einen alten Seemann nachdenklich stimmen. Sehen Sie dort drüben den grauen Lichtschein, der sich uns so geschwind nähert, und können Sie mir sagen, woher er kommt? Kommt er aus Amerika oder vom Nordpol? Der Mond ist es jedenfalls nicht.«
    Der Kapitän trat an die Luke, wo er das Gelächter der jungen Offiziere und das Klingen ihrer Gläser hörte.
    »Genug getrunken und gelacht!«, rief er barsch hinunter. »Alle Mann an Deck!«
    Und unverzüglich eilten die so Angesprochenen an Deck. Sobald jeder mit eigenen Augen Himmel und Meer gesehen hatte, richtete sich alles Trachten der gesamten Mannschaft nur mehr darauf, für den Sturm gerüstet zu sein, der unaufhaltsam näher kam.
    Niemand sprach ein Wort, doch jeder setzte alle Kraft und Umsicht ein, als wollten sie einander überbieten. Und kein Arm war überflüssig, für jeden gab es eine

Weitere Kostenlose Bücher