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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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würden, wenn er seinen Vorschlag wiederholte.
    »Liebe Männer«, sagte der Kapitän, »ich weiß, wie erschöpft ihr seid und wie überaus verhasst euch diese Arbeit ist. Hier ist Leutnant René, der euch zum Dank für die Rücksicht, die ihr ihm und seinen Männern während der Fahrt entgegengebracht habt, einen Vorschlag machen will.«
    Der alte Untersteuermann nahm als Erster seine Mütze ab und schwenkte sie. »Leutnant René«, sagte er, »ist ein vollendeter Seemann und tapfer wie kein zweiter! Hören wir seinen Vorschlag an!«
    Und mitten in dem Sturm, auf den niemand mehr zu achten schien, rief die ganze Mannschaft wie aus einer Kehle: »Hören wir an, was Leutnant René zu sagen hat, und hurra für Leutnant René!«
    René salutierte, Tränen in den Augen, und zum größten Erstaunen der ganzen Mannschaft, die ihn noch nie ein Wort auf Englisch hatte sprechen hören, sagte er so akzentfrei, als käme er geradewegs aus Suffolk herbeispaziert: »Danke! Im Gefecht sind wir Gegner, nach dem Gefecht sind wir Rivalen, doch in der Gefahr sind wir Brüder.«
    Diese Worte wurden mit allseitigem Beifall aufgenommen.

    »Dies ist mein Vorschlag: An Bord gibt es neunundsiebzig Gefangene, die sich zwei Tage lang ausruhen konnten, während ihr für sie gearbeitet habt; selbst wenn euer Einsatz nicht völlig selbstlos war und selbst wenn ihr während des Sturms keinen Gedanken an diese Leute verschwendet habt, bitten sie euch mit meiner Stimme, nun für euch arbeiten zu dürfen.«
    Die englischen Matrosen lauschten, verstanden aber noch nicht, was er sagen wollte.
    »Gebt ihnen für vier Stunden die Freiheit; in dieser Zeit werden sie für euch pumpen; innerhalb von vier Stunden wird das Schiff gerettet werden, ihr werdet alle brüderlich ein Glas Gin miteinander leeren, und jeder von ihnen wird sich wieder an seinen Posten als Gefangener begeben und sich glücklich schätzen, dass beide Seiten einander dankbar in Erinnerung behalten werden. Ich bürge mit meinem Ehrenwort für meine Männer.«
    Die Engländer waren sprachlos vor Verblüffung. Ein solcher Vorschlag wäre keinem von ihnen jemals in den Sinn gekommen. Der Vorschlag, den die Gefangenen machten, ihren Gegnern das Schiff zu retten, war so großherzig, dass es eine Weile dauerte, bis sie ihn erfassten.
    Doch Kommandant Parker, der mit etwas Ähnlichem gerechnet hatte, umarmte René und rief: »Meine lieben Freunde, Leutnant René übernimmt die Verantwortung für seine Männer, und ich verbürge mich für ihn.«
    Daraufhin brach ein Tumult auf dem Schiff aus, der mit Worten nicht wiederzugeben ist; doch unterdessen hatte der Kapitän dem ersten Leutnant leise einen Befehl erteilt, und plötzlich sah man aus einer Luke eine erste Abteilung von zwölf Gefangenen heraufsteigen, die sich wunderten, zu solcher Stunde und bei solchem Wetter an Deck geholt zu werden; doch auf diesem Deck, das der Sturm so abgeholzt hatte, wie das Deck ihrer Redoutable im Gefecht abgeholzt worden war, erblickten sie ihren Leutnant, der lächelte und ihnen die Hände entgegenstreckte.
    »Meine lieben Freunde«, sagte René, »ihr seht hier die wackeren Burschen, die seit zwei Tagen dem Sturm die Stirn geboten haben; ihr musstet den Sturm nicht erleben, um zu wissen, wie heftig er getobt hat; sie sind jetzt in Sicherheit, aber todmüde. Und im Schiffsrumpf steht das Wasser fünf Fuß hoch.«
    »Stellt uns an die Pumpen«, sagte der Bootsmann der Redoutable , »und in drei Stunden wird davon nichts mehr zu sehen sein.«

    René wiederholte die Worte des Bootsmanns auf Englisch; Kapitän Parker hatte mittlerweile ein Fässchen Gin holen lassen.
    »Nun, meine Freunde«, sagte René zu den Engländern, »seid ihr einverstanden?«
    Ein einhelliger Ruf war die Antwort. »Ja, Leutnant! Ja, wir sind einverstanden!«
    Und die Männer, die einander wenige Tage zuvor erbarmungslos den letzten Blutstropfen aus dem Leib geschossen hätten, fielen einander nun, von Brüderlichkeit bewegt, in die Arme.
    »Sagen Sie Ihren Leuten, dass sie sich ausruhen können«, soufflierte René Kapitän Parker. »Und tun Sie es ihnen gleich; sagen Sie mir nur, wo Sie anlegen wollen, und ich kümmere mich die nächsten vier Stunden lang um alles, sogar um das Steuern des Schiffs.«
    »Wir müssten uns auf der Höhe des St.-George-Kanals befinden, und Wind und Dünung führen uns zu dem Hafen von Cork; lassen Sie einen Reservemast aufstellen, setzen Sie irgendein Segel und navigieren Sie zwischen dem zehnten und dem

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