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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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zwölften Längengrad Cork entgegen. Ein Glas Gin, meine Freunde«, fuhr der Kapitän fort und stieß mit René an, um mit gutem Beispiel voranzugehen.
    Nach vier Stunden befand sich kein Tropfen Wasser mehr im Schiffsrumpf, die Engländer waren wieder Herr über ihr Schiff, und am nächsten Tag gingen die Überreste der Samson am Ende der Bucht und zwei Kabellängen von dem Städtchen Cork entfernt vor Anker.

95
    Die Flucht
    Am nächsten Tag wurde man sich dessen gewahr, dass man die französischen Gefangenen nicht auf dem Schiff lassen konnte, obwohl es so entmastet war wie eine Hulk.
    Es wäre allzu leicht gewesen, ins Wasser zu springen und an Land zu schwimmen. Und waren die Gefangenen erst an Land, konnten sie auf die Zuneigung der Iren oder auf deren Abneigung gegen England vertrauen. Es war nicht damit zu rechnen, dass ein Ire jemals einen entflohenen Gefangenen französischer Nationalität verraten würde.

    Schon immer hatte es dieses unausgesprochene Einverständnis zwischen den zwei Nationen gegeben. Deshalb beschloss man, die Gefangenen im Gefängnis der Stadt unterzubringen.
    Als sie das Schiff verließen, trat einer der Gefangenen zu René und sagte mit einem Akzent, der keinen Zweifel an seiner irischen Herkunft ließ: »Nehmen Sie mich zum Zellengenossen, Sie werden es nicht bereuen.«
    René sah den Mann an; er hatte ein offenes und ehrliches Gesicht; und als René gefragt wurde, wen er mit sich nehmen wolle, deutete er auf ihn und ließ die Übrigen sich selbst melden. Jede Zelle wurde mit acht Männern belegt.
    René hütete sich, um irgendeinen Gefallen zu bitten, denn damit hätte er sich seinen Kameraden gegenüber hochnäsig gezeigt und ihnen unnötiges und unverdientes Misstrauen eingeflößt. Der Ire, der ihn gebeten hatte, in seine Zelle aufgenommen zu werden, hatte diese Bitte allem Anschein nach nur ausgesprochen, um sich ihm nützlich zu zeigen.
    René wusste sehr wohl, dass ihr Weg sie von Cork unfehlbar auf die Hulken von Portsmouth führen würde, und er wusste auch, welche Schreckensorte diese abscheulichen Gefängnisschiffe waren. Doch er suchte nicht verzweifelt nach Lösungen, sondern dachte sich, dass sie sich von allein anbieten würden, und darin täuschte er sich nicht.
    Kaum hatte man sie in das Gefängnis gesperrt, das in Renés Fall ein Zimmer im Erdgeschoss war, aus dem man durch ein vergittertes Fenster in einen Hof blickte, den sechzehn Fuß hohe Mauern umschlossen und in dem Tag und Nacht zwei Wachen postiert waren, trat der Ire zu René, nachdem er den Hof vom Fenster aus begutachtet hatte, und sagte zu ihm leise auf Englisch: »Wir müssen also von hier fliehen, wenn wir nicht auf die englischen Hulken verbracht werden wollen?«
    »Ja«, erwiderte René, »und wir müssen es schnellstens bewerkstelligen; Geld habe ich, und wenn Geld von irgendeinem Nutzen ist, stelle ich es für meine wackeren Kameraden zur Verfügung.«
    »Geld ist eine gute Sache«, sagte der Ire, »aber es gibt noch etwas Besseres.« Und er zeigte René acht Segelmacherahlen, die in acht Stuhlbeinen versteckt waren.
    »Als ich sah«, sagte der Ire, »dass man uns gefangen nehmen würde, dachte ich an die Zukunft und sagte mir: ›Kein Gefängnis kann einen zurückhalten, wenn man Mut und Kraft genug hat‹, und da habe ich eine Schachtel Ahlen entwendet, acht Stuhlbeine ausgehöhlt, mir beim Schlosser eine Feile ausgeliehen, und das ist das Ergebnis.«

    »Sehr gut«, sagte René, »ich sehe acht Dolche, ich sehe eine Feile, um unsere Gitterstäbe zu bezwingen, aber was ich nicht sehe, ist eine Strickleiter, um die Mauer zu überwinden.«
    »Als Ire kenne ich mein Land und meine Landsleute. Unser Schiff liegt für mindestens sechs Wochen fest, bevor es wieder seetüchtig sein wird; das irische Klima wird uns früher oder später eine Nacht bescheren, in der keine englische Schildwache freiwillig draußen zum Eisblock gefriert, wenn sie nur die Tür zur warmen Stube zu öffnen braucht, wo sie die Nacht am Ofen verbringen kann. Was meine Landsleute betrifft, so bedeutet das Wort Franzose in ihren Ohren Befreier, Freund, Bruder, Verbündeter; seitens meiner Landsleute haben Sie nicht nur nichts zu befürchten, sondern sogar alles zu hoffen; Sie sagen, dass Sie Geld besitzen; das ist nicht unbedingt erforderlich, kann aber niemals schaden; wir werden einen braven Burschen finden, vielleicht sogar den Gefängniswärter höchstpersönlich, der uns von der anderen Seite der Mauer aus eine Strickleiter

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