Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Didius Julianus ermorden zu lassen, bestieg den Thron, und die Welt atmete auf.«
Da die nächste Poststation Velletri war und es von Rom bis Velletri fünf Meilen sind, bat der Postillion, seine Pferde verschnaufen zu lassen.
Diese Erlaubnis erteilten ihm die zwei Reisenden umso bereitwilliger, als sie eine der fesselndsten Stellen der römischen Campagna erreicht hatten.
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In welchem Kapitel der Leser den Namen eines der zwei Reisenden errät und den des anderen erfährt
Sie befanden sich an ebenjenem Ort, an dem die Geschicke Roms entschieden worden waren.
Sie befanden sich am Schauplatz des Kampfes zwischen den Horatiern und den Curiatiern. Als er das erfuhr, führte der junge Husarenoffizier die Hand zum Salut an seinen Kalpak.
Beide Männer richteten sich in ihrem Wagen auf.
Vor ihnen lag links und rechts von der Straße nach Albano die Bergkette,
deren äußerste linke Spitze der Soracte bildet, der zu Zeiten des Horaz gelegentlich schneebedeckt war und heute begrünt ist, und deren höchsten Gipfel der Tempel des Jupiter Latiaris krönt. Vor ihnen lag weiß schimmernd auf dem Gipfel eines Bergrückens Albano, das von Alba Longa abstammt, der es seinen Namen verdankt, und das aus den Ruinen der Villa des Pompejus entstanden war, ohne mit seinen achthundert Häusern und dreitausend Bewohnern die großzügigen Anlagen auszufüllen, die der Mückentöter Domitian an die Villa des Menschenschlächters Pompejus hatte anbauen lassen. Zu ihrer Rechten dehnte sich, sanft zum tyrrhenischen Meer hin abfallend, die Hügelkette, die um sie herum die Arena bildete, in der nacheinander die Völker der Falerier, der Aequer, der Volsker, der Sabiner und der Herniker gekämpft hatten und unterlegen waren. Hinter ihnen lag Rom, das Tal der Egeria, wo Numa Pompilius sich einfand, um sich von der Nymphe das Orakel sagen zu lassen, die lange Reihe der Grabmäler, an denen sie vorbeigekommen waren und die Rom wie durch eine Spur von Ruinen mit ihnen zu verbinden schien; und hinter Rom lag das unendliche Meer, von bläulichen Inseln übersät wie von Wölkchen, die auf dem Weg in die Ewigkeit in den Tiefen des Himmels Anker geworfen hatten.
Diese Arena umfasste zweieinhalbtausend Jahre Erinnerungen und war zwanzig Jahrhunderte lang Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschichte gewesen, zu Zeiten der Republik wie zu Zeiten der Päpste.
Die Pferde hatten verschnauft, und weiter ging es.
Auf Höhe des Grabmals der Horatier zweigte zur Rechten ein kleiner Pfad ab; mitten in dem rötlichen und fahlroten Gras, das die römische Campagna wie ein Löwenfell bedeckt, hatte dieser kaum sichtbare Pfad, der immer wieder in den Wellen der Hügel verschwand, dank seiner Nützlichkeit für Fußgänger als Abkürzung der Straße von Rom nach Velletri die Jahrhunderte überdauert.
»Sehen Sie diesen Weg?«, sagte der Jüngere der Reisenden, der zum Cicerone seines Reisegefährten geworden war, denn dieser seufzte inzwischen vor Ungeduld, wenn jener seine Erzählung unterbrach. »Höchstwahrscheinlich kamen die zwei Gladiatoren des Milo diesen Weg entlang, nachdem sie dessen Sänfte verlassen hatten, der sie zusammen mit einem Dutzend Kameraden als Eskorte dienten, um auf der Ebene Clodius zu überfallen, der sich dort mit Erntearbeitern unterhielt. Clodius wurde mit einem Speerhieb verwundet, der unter der linken Brust eindrang und an der Schulter austrat; er flüchtete sich in diese Ruinen, die früher ein Bauernhof
waren, die Gladiatoren verfolgten ihn, fanden ihn in einem Ofen, in dem er sich versteckt hatte, erschlugen ihn und warfen seinen Leichnam auf die Landstraße.«
»Aber erklären Sie mir«, sagte der Husarenoffizier, »wieso Clodius sich so großen Einfluss auf die Römer bewahren konnte, obwohl er fast ruiniert und völlig verschuldet war.«
»Das ist leicht zu erklären: Zunächst einmal war er so schön, dass seine Mitbürger ihm den Beinamen Pulcher gegeben hatten; Sie wissen, welch große Rolle die Schönheit im Altertum spielte; seine Niederlage im Kampf gegen den Gladiator Spartakus, als dieser aus Capua floh, konnte seiner Beliebtheit nichts anhaben, und diese Beliebtheit förderten nach Kräften seine vier Schwestern, deren eine den Konsul Metellus Celer geehelicht hatte, die zweite den Redner Hortensius, die dritte den Bankier Lucullus, und deren vierte Lesbia war, die Geliebte des Dichters Catull. Böse Zungen in Rom behaupteten allerdings, Clodius sei der Liebhaber seiner vier Schwestern gewesen, und wir wissen,
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