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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Vater, der den Großvater Anchises und die Hausgötter forttrug; das führte letztlich zur Gründung Roms, doch zur gleichen Zeit, ja fast gleichzeitig, floh merkwürdigerweise aus einem anderen Stadttor Telegonos, Sohn des Odysseus und Gründer Tusculums, dessen Grab keine zwei Meilen von hier entfernt liegt. In diesen zwei Männern, dem Griechen und dem Asiaten, Söhne feindlicher Rassen, hatten die entgegengesetzten Nationalitäten in Europa ihre Verkörperung gefunden: Sie waren Rivalen, ihre Völker waren Feinde; die Zweikämpfe der Väter vor Troja setzten sich in den Kämpfen ihrer Nachfahren vor Rom fort. Die zwei bedeutendsten Geschlechter Albas und Tusculums waren das der Julier, dem Cäsar entstammt, und das der Porcier, dem Cato entstammt. Sie wissen, welch schrecklichen Kampf diese zwei Männer führten; nach mehr als tausend Jahren Dauer fand der Kampf von Troja vor Utica sein Ende. Cäsar, der Nachkomme der Besiegten, rächte Hektor an Cato, dem Nachkommen der Sieger. Das Grab des Askanios war das erste Grabmal, wenn man von Neapel kam, und des letzte, wenn man von Rom kam.«
    Es war eine lange Reihe von Gräbern, und viele waren vergangen, ob edel oder niedrig, wie Ruy Gomez in Victor Hugos Hernani sagt; von diesen war nichts mehr zu sehen, denn die Sichel der Zeit hatte sie dem Erdboden gleichgemacht.
    Der Ältere der Reisenden, anders gesagt: der Unwissendere, schwieg einen Augenblick; allem Anschein nach dachte er angestrengt nach.
    »Sind Sie am Ende ein Geschichtslehrer?«, fragte er seinen Begleiter.
    »Oh, meiner Treu, nein!«, erwiderte dieser.
    »Aber wie haben Sie dann all dieses Wissen erworben?«
    »Das weiß ich auch nicht; indem ich alle möglichen Bücher las; solche Dinge erwirbt man nicht, man behält sie im Gedächtnis; wenn man Geschmack an der Geschichte findet, sich für das Pittoreske interessiert, dann bahnen sich die Menschen und die Ereignisse einen Weg in den Kopf, erhalten dort ihre Form, und man sieht sie auf einmal in ganz neuem Licht.«

    »Sapperlot!«, rief der junge Offizier. »Mit einem Gehirn wie dem Ihren würde ich mein Lebtag lang nichts anderes tun als lesen.«
    »Das wünsche ich Ihnen nicht«, sagte der junge Gelehrte lachend. »Unter den Bedingungen zu studieren, unter denen ich studiert habe... Ich war zum Tode verurteilt, habe drei Jahre im Gefängnis verbracht und jeden Tag darauf gewartet, füsiliert oder guillotiniert zu werden; mit irgendetwas musste ich mich ablenken.«
    »Wahrhaftig«, sagte der Offizier, der seinen Gefährten aufmerksam betrachtete und in dessen Zügen seine Vergangenheit zu ergründen suchte, »Ihr Leben muss recht hart gewesen sein.«
    Der Angesprochene lächelte melancholisch. »Ich war nicht immer auf Rosen gebettet«, sagte er.
    »Sie entstammen offenbar einer vornehmen Familie?«
    »Mehr als vornehm, Monsieur, ich bin Edelmann.«
    »Und Sie wurden aus politischen Gründen zum Tode verurteilt?«
    »So ist es, aus politischen Gründen.«
    »Stört es Sie, wenn ich Sie so ausfrage?«
    »Keineswegs. Dinge, die ich nicht beantworten kann... oder will, werde ich einfach nicht beantworten.«
    »Wie alt sind Sie?«
    »Siebenundzwanzig Jahre.«
    »Wie sonderbar, Sie wirken sowohl jünger als auch älter. Wann haben Sie das Gefängnis verlassen?«
    »Vor drei Jahren.«
    »Und was haben Sie getan, als Sie freikamen?«
    »Ich bin in den Krieg gezogen.«
    »Zur See oder zu Lande?«
    »Zur See im Kampf gegen Männer, zu Lande habe ich gegen wilde Tiere gekämpft.«
    »Das heißt?«
    »Dass ich zur See Korsar war und zu Lande Jäger.«
    »Und gegen wen haben Sie zur See gekämpft?«
    »Gegen die Engländer.«
    »Und welche Tiere haben Sie zu Lande gejagt?«
    »Tiger, Panther und Boas.«
    »Dann waren Sie in Indien oder in Afrika?«
    »Ich war in Indien.«
    »Und in welchem Teil Indiens?«

    »In einem Teil des Landes, der in der übrigen Welt weitgehend unbekannt ist, in Birma.«
    »Haben Sie an einer bedeutenden Seeschlacht teilgenommen?«
    »Ich war bei Trafalgar.«
    »Auf welchem Kriegsschiff?«
    »Auf der Redoutable .«
    »Dann haben Sie Nelson zu sehen bekommen?«
    »Ja, sogar aus der Nähe.«
    »Und wie sind Sie den Engländern entkommen?«
    »Ich bin ihnen nicht entkommen; ich war ihr Gefangener und wurde nach England gebracht.«
    »Wurden Sie ausgetauscht?«
    »Ich bin entflohen.«
    »Von den Hulken?«
    »Nein, aus Irland.«
    »Und wohin sind Sie jetzt unterwegs?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Und wie heißen Sie?«
    »Ich habe keinen

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