Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
Vom Netzwerk:
Namen; wenn wir voneinander Abschied nehmen, werden Sie mir einen Namen geben, und ich werde Ihnen gegenüber die Pflichten eines Patenkinds gegenüber seinem Paten haben.«
    Der junge Offizier sah seinen Reisegefährten ein wenig ratlos an; er ahnte, dass sich hinter diesem sorglosen und unsteten Leben ein echtes Geheimnis verbarg; er war ihm dankbar für die Antworten, die dieser gegeben hatte, und war ihm nicht gram, dass er ihm andere Dinge vorenthalten hatte. »Nun zu mir«, sagte er. »Oder wollen Sie nicht wissen, wer ich bin?«
    »Ich bin nicht neugierig, aber wenn Sie bereit wären, es mir zu sagen, wäre ich Ihnen dankbar.«
    »Wohlan! Mein Leben ist so prosaisch, wie das Ihre ungewöhnlich und wahrscheinlich poetisch ist. Ich heiße Charles-Antoine Manhès; ich bin am 4. November 1777 in der Kleinstadt Aurillac im Departement Cantal geboren. Mein Vater war Staatsanwalt am Gericht. Sie sehen, dass ich nicht wie Sie zum französischen Hochadel zähle. Apropos, welchen Titel hatten Sie inne?«
    »Den eines Grafen.«
    »Ich habe das Gymnasium meiner kleinen Geburtsstadt besucht, was Ihnen erklären wird, dass meine Bildung etwas lückenhaft ist. Da die Verwaltungsbeamten
meines Departements militärische Neigungen in mir erkannten, schickten sie mich auf die École de Mars. Ich wurde vor allem auf dem Gebiet der Artillerie ausgebildet und machte darin so große Fortschritte, dass ich mit sechzehn Jahren zum Ausbilder ernannt wurde. Nach der Auflösung der École de Mars wurde ich einer Prüfung unterzogen, die ich ehrenvoll bestand, woraufhin man mich dem dritten Bataillon des Cantal zuteilte und danach dem sechsundzwanzigsten Regiment der Linientruppen. Im Jahr 1795 meldete ich mich zum Kriegsdienst und diente vier Jahre in der Rhein- und Moselarmee; die Jahre VII, VIII und IX diente ich in der Italienarmee; bei Novi wurde ich schwer verwundet, musste sechs Wochen lang von meiner Verwundung genesen und konnte mich dann meinem Regiment bei Genua wieder anschließen … Haben Sie bisweilen am Hungertuch nagen müssen?«
    »Bisweilen ja.«
    »Nun, für mich war es oft genug das täglich Brot, und das ist ein hartes Brot. Auf Vorschlag meiner Freunde wurde ich zum Leutnant befördert; am 6. Juni vergangenen Jahres wurde ich zum Ritter der Ehrenlegion ernannt, nach der Kampagne von Austerlitz wurde ich zum Hauptmann befördert, und heute bin ich Hauptmann und Adjutant des Großherzogs von Berg, der mich beauftragt hat, die Nachricht von der Einnahme Berlins durch den Kaiser dessen Bruder Joseph zu überbringen, ihm die Kampagne von Jena, an der ich teilgenommen habe, in allen Einzelheiten zu berichten, und man hat mir zugesagt, dass ich nach meiner Rückkehr Schwadronschef sein werde, was für einen Neunundzwanzigjährigen nicht allzu übel wäre. Das ist meine ganze Geschichte; Sie sehen, dass sie kurz ist, ohne kurzweilig zu sein; aber interessanter als meine Geschichte ist der Umstand, dass wir Velletri erreicht haben, und da ich großen Hunger habe, lassen Sie uns aussteigen und uns zu Tisch begeben.«
    Der namenlose Reisende erhob gegen diesen Vorschlag keine Einwendungen, sondern sprang aus dem Wagen und betrat zusammen mit dem künftigen Schwadronschef Charles-Antoine Manhès den Gasthof mit Namen Zur Geburt des Augustus – ein Name, der ohne archäologische Verifizierung zu verstehen gab, dass die Herberge auf den Ruinen des Hauses erbaut war, in dem der erste Kaiser Roms geboren worden war.

103
    Die Pontinischen Sümpfe
    Die Reisenden speisten schlecht, doch sie wären übel beraten gewesen, sich über die Kost in dem Gasthof Zur Geburt des Augustus zu beklagen, wenn man bedenkt, dass Augustus als Herrscher mit zwei getrockneten Fischen und einem Glas Wasser zum Abendessen vorliebnahm. Ein ganzes Buch ließe sich mit den Legenden verfassen, die über die Geburt des Augustus kursieren und die ihm, dem Sohn eines Müllers und einer Afrikanerin, die Herrschaft über das größte Weltreich weissagten.
    Sagte Antonius nicht: »Dein Vorfahre war Afrikaner, deine Mutter arbeitete in der gröbsten Mühle von Aricia, und dein Vater wendete das Mehl mit einer Hand, die von dem Geld geschwärzt war, das er in Nerulum anfasste«?
    Doch die Zeichen sprachen für sich.
    Seine Mutter Atia war im Tempel des Apolls in ihrer Sänfte eingeschlafen, und die marmorne Schlange am Fuß der Statue, die den Gott der Heilkunde verkörperte, löste sich von dem Altar, kroch zu der Sänfte, glitt hinein, hielt Atia umschlungen und

Weitere Kostenlose Bücher