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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Tänzerinnen, aus Gallien und Germanien Gladiatoren, aus Afrika Riesenschlangen, Flusspferde, Giraffen, Tiger, Elefanten und Löwen, und zu ihnen sagt er zuletzt auf dem Sterbebett: »Seid ihr zufrieden mit mir, Römer? Habe ich meine Rolle als Kaiser gut gespielt? … Ja?... Dann spendet Beifall!«
    So waren die Via Appia, Rom und die Römer zur Zeit eines Augustus beschaffen; doch zu der Zeit, da unsere beiden Reisenden sie befahren, waren beinahe zweitausend Jahre über sie hinweggegangen, und die Favoritin des Todes, die nunmehr selbst im Sterben lag, bot dem Blick von der Porta Capena bis nach Albano nur mehr eine lange Abfolge von Ruinen, in denen einzig das Auge eines Archäologen die Geheimnisse der Vergangenheit aufspüren konnte.

101
    Archäologische Unterhaltung zwischen einem Marineleutnant und einem Husarenhauptmann
    Die zwei jungen Männer schwiegen eine Zeit lang; der Jüngere der beiden, der den Wagen als Erster erworben hatte, betrachtete die riesengroßen Schriftzeichen der Antike voller Interesse; der Ältere betrachtete die historischen Ruinen, die sein Reisegefährte wie ein offenes Buch zu lesen schien, unbeteiligt und ohne sie mit einer Geschichte oder einer Stimme zu versehen.
    »Wenn man bedenkt«, sagte der Husarenhauptmann obenhin und beinahe verächtlich, »wenn man bedenkt, dass es Leute gibt, die den Namen und die Geschichte jedes einzelnen Steins hier auswendig wissen!«
    »Das stimmt, die gibt es«, sagte sein Begleiter lächelnd.
    »Stellen Sie sich vor, gestern speiste ich bei unserem Botschafter Monsieur Alquier zu Abend, dem ich ein Schreiben des Großherzogs von Berg zu überbringen hatte; während der Abendgesellschaft kam ein Wissenschaftler, ein Architekt, mit einer weiß Gott überaus bezaubernden Ehefrau.«
    »Visconti?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Nun, wer würde ihn nicht erkennen, wenn Sie ihn so treffend beschreiben?«
    »Sie wohnen in Rom?«
    »Nein, ich habe die Stadt gestern zum ersten Mal betreten und heute Morgen zusammen mit Ihnen verlassen, aber das ändert nichts daran, dass ich Rom wie meine Westentasche kenne.«
    »Sie haben ein berufliches Interesse, die Ewige Stadt, wie man sie nennt, zu studieren?«
    »Mein Interesse ist der Wunsch nach Zerstreuung; ich liebe die Vergangenheit leidenschaftlich, die Menschen, die seinerzeit Riesen waren, und Vergil sagt zu Recht in einem großartigen Gedicht, dass wir über die Größe ihrer Knochen staunen, wenn der Karren über ihre Gräber fährt.«
    »O ja, ich erinnere mich in der Tat«, sagte der junge Hauptmann und unterdrückte bei der Erinnerung an die Oberschule ein Gähnen, » mirabitur
ossa sepulcris ; aber«, fuhr er in muntererem Ton fort, »ist es wirklich gesagt, dass sie größer waren als wir?«
    »Wir kommen gerade an einer Stelle vorbei, wo dieser Beweis erbracht wurde.«
    »Und wo wäre das?«
    »Wir befinden uns vor dem Zirkus des Maxentius; wenn Sie sich im Wagen aufrichten, können Sie eine Art Tumulus sehen.«
    »Ist das denn kein Grabmal?«
    »Doch, und im 15. Jahrhundert wurde es geöffnet: Es enthielt einen enthaupteten Toten, doch selbst ohne Kopf war er fast sechs Fuß groß. Sein Vater stammte von den Goten ab, seine Mutter von den Alanen; zuerst war er Hirte in den Bergen seiner Heimat, dann nacheinander Soldat unter Septimus Severus, Zenturion unter Caracalla, Tribun unter Heliogabal und zuletzt Kaiser als Nachfolger Alexanders. Am Daumen trug er die Armreife seiner Frau als Ringe; mit einer Hand konnte er ein beladenes Fuhrwerk ziehen; wenn er den erstbesten Stein in die Hand nahm, konnte er ihn mit seinen Fingern zu Staub zermalmen; er konnte dreißig Ringkämpfer nacheinander besiegen, ohne Luft holen zu müssen; zu Fuß war er so schnell wie ein Pferd im Galopp; er umrundete den Circus Maximus dreimal hintereinander in fünfzehn Minuten und füllte nach jeder Umrundung einen Kelch mit seinem Schweiß; und er verzehrte täglich vierzig Pfund Fleisch und leerte auf einen Zug eine ganze Amphore. Sein Name war Maximianus; er wurde bei Aquileia von seinen eigenen Soldaten erschlagen, die seinen Kopf dem Senat schickten, woraufhin dieser ihn in aller Öffentlichkeit auf dem Marsfeld verbrennen ließ. Sechzig Jahre später ließ ein anderer Kaiser, der von ihm abzustammen behauptete, in Aquileia nach seinem Leichnam suchen; und da er gerade diesen Zirkus errichtete, ließ er darin den Leichnam in einem Sarkophag bestatten; da die Lieblingswaffen des Verstorbenen Pfeil und Bogen gewesen waren, legte

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