Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
befruchtete sie, bevor sie sie verließ.
Eines Tages, als der junge Octavian zur Schule ging, ein Stück Brot in der Hand, stieß ein Adler auf ihn herab, entriss ihm das Brot und brachte es kurz darauf zurück, mit olympischem Ambrosia getränkt.
Zuletzt heiligte ein Gewitter das Haus seiner Eltern.
An jenem Abend wurde in Velletri ein Fest gefeiert, das alle Bauern und Bäuerinnen aus der Umgegend besuchten.
Man tanzte.
Schon immer war es in Italien üblich, dass die Hälfte der Bewohner singt und tanzt, während die andere Hälfte weint und wehklagt. Wenig kümmerte es die Bauern, ob die Franzosen Neapel eingenommen hatten, ob sie Gaeta belagerten oder ob man von jenseits der Pontinischen Sümpfe die Achtzigerkanonen donnern hörte, mit denen die Stadtmauern zusammengeschossen wurden.
Napoleon hatte seinem Bruder geschrieben: »Verstärken Sie die Belagerung.«
Und Joseph hatte gehorcht.
Man lächelte den Franzosen zu; die jungen Mädchen reichten ihnen die Hand und tanzten mit ihnen, und sie wendeten den Kopf nicht ab, wenn sie ihren Lippen begegneten; traf man sie aber allein an, dann erstach man sie.
Die Gäste, die bei dem Bankett am selben Tisch speisten wie die zwei Reisenden, richteten gierige Blicke auf den Sack voller Geldstücke, aus dem der Jüngere der beiden einen Louisdor holte, um die vier Francs zu zahlen, die seine Bewirtung und die seines Gefährten ausmachte, und nicht weniger gierige Blicke auf das Portefeuille, das der Begleiter des jungen Mannes aus seinem Mantel nahm und in seine Rocktasche steckte.
Der Bürgermeister von Velletri, der zwischen den Feiernden umherging, schenkte diesen Schätzen nicht weniger begierige Blicke als seine Mitbürger, doch das hinderte ihn nicht daran, den jungen Reisenden eine vierköpfige Eskorte für die Fahrt durch die Pontinischen Sümpfe anzubieten, wie es der Postmeister in Rom getan hatte.
Manhès jedoch holte seine zwei Pistolen aus seinem Felleisen und klopfte auf seinen Säbel, während sein Begleiter überprüfte, ob die zwei Läufe seines Stutzens geladen waren.
»Das ist unsere Eskorte«, sagte Manhès. »Wir Franzosen benötigen keine andere Eskorte als die unserer Waffen.«
»Es ist keinen Monat her«, sagte der Bürgermeister spöttisch, »dass ein französischer Adjutant bei uns genau wie Sie zu Abend gespeist hat; auch er führte gute Waffen mit sich, wie ich bestätigen kann, denn ich sah sie in den Händen seiner Mörder.«
»Und du hast sie nicht festnehmen lassen!«, rief Manhès und erhob sich voller Zorn.
»Mein Amt«, erwiderte der Bürgermeister, »verlangt, dass ich Reisenden eine Eskorte anbiete, und nicht, dass ich diejenigen festnehme, die sie töten, wenn sie keine Eskorte wollten; ich tue nur meine Pflicht.«
Manhès hielt es für klüger, nicht weiter zu insistieren, bedeutete seinem Begleiter, ihm zu folgen, und beide stiegen in ihren Wagen, der neue Pferde und einen neuen Postillion hatte, zahlten großzügig für ihre Verköstigung und fuhren im Galopp den Pontinischen Sümpfen entgegen.
Der doppelt schlechte Ruf, dessen sich dieser Teil des römischen Territoriums zwischen Velletri und Terracina erfreut, ist kein Geheimnis, und die faulige Luft, die man dort atmet, ist fast todbringender, als es die Banditen sind.
Erinnert sich der Leser der Barke unseres großen Malers Hébert mit
dem abgezehrten Schiffer, den fiebrigen Fahrgästen, dem jungen Mädchen, das seine Fingerspitzen in das Wasser des Kanals hängen lässt, und mit den schönen grünen Pflanzen, die aus diesen mephitischen Gründen, die das menschliche Leben wie eine Fackel entzünden, vegetabilisches Leben schöpfen?
Während des Abendessens war die Nacht hereingebrochen, und als die zwei Reisenden den Gasthof verließen, färbte ein herrlicher Vollmond die Straße silbrig, bisweilen vom bebenden Laub der Bäume marmoriert. Hie und da warf ein Felsen seinen großen Schatten auf den Weg, als wollte er sich auf die Reisenden stürzen, die an seinem Fuß vorbeifuhren. Je näher sie den Pontinischen Sümpfen kamen, umso häufiger stiegen große Streifen zum Himmel auf, die keine Wolken waren, sondern Nebel, und die sich wie ein Schleier aus schwarzer Gaze über den Mond legten.
Auch der Himmel nahm eine sonderbar gelbliche und ungesunde Färbung an. Im Licht der Laternen, dessen Radius durch die dumpfe Luft immer kleiner wurde, bewegten sich in den Tümpeln unförmige Wesen, deren Größe die nächtliche Verzerrung der Optik noch grotesker
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