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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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die Flammen, die gierig das trockene Holz verzehrten, stiegen bald zum Himmel wie züngelnde Schlangenschwänze.
    ›Ha, bei Gott!‹, rief Taccone. ›Es wäre eine rechte Sünde, so ein schönes Licht ganz vergebens leuchten zu lassen. Auf, Freunde, auf! Lasst uns ein Tänzchen mit den Damen machen; Herr Federici wird es gewiss recht sein, dass seine Frau und seine Töchter uns in seinem Schloss willkommen heißen.‹<
    Er ergriff die Hand einer der Töchter des Barons und führte den Reigen an; seine Kumpane bemächtigten sich der anderen Frauen, die Baronin und ihre Kammerzofe wurden mitgerissen, und zuletzt waren alle Frauen aus dem Schloss gezwungen, mit den Banditen um den lodernden Scheiterhaufen zu tanzen.
    Bei diesem Anblick riss der Baron sich mit einer heftigen Bewegung von
seinen Bewachern los und sprang mitten auf den Scheiterhaufen, der unter seinen Füßen nachgab und ihn unter sich begrub.
    ›Oho!‹, sagte Taccone zu seiner Tänzerin. ›Was für einen unmanierlichen Papa Sie haben, der sich weigert, der Hochzeit seiner Tochter beizuwohnen! Aber den Rotzbengel, den brauchen wir wahrhaftig nicht, schicken wir ihn zu seinem Papa.‹
    Und er ergriff den sechsjährigen Jungen an einem Bein und warf ihn auf den Scheiterhaufen.
    Die Frauen wurden eine nach der anderen vergewaltigt und ebenfalls in die Flammen geworfen.
    Als einziges Mitglied der unglücklichen Familie überlebte der Junge wie durch ein Wunder: Er war auf der anderen Seite des Scheiterhaufens neben ein Kellerloch gefallen und trug nur einen verstauchten Fuß davon.
    All diese Taten machten Taccone immer wagemutiger. Eines Tages trieb er es so weit, einen Bataillonschef herauszufordern, an einem bestimmten Tag mit seinen Männern aus Cosenza aufzubrechen und sich mit ihm an einem Ort namens Lago an der Straße zwischen Cosenza und Rogliano zu messen.
    Der Offizier lachte über die Herausforderung und schenkte ihr in seiner Überheblichkeit keinen Glauben.
    Das Bataillon erhielt jedoch den Befehl, auszurücken; als die Soldaten in eine enge Schlucht gelangten, sahen und hörten sie plötzlich, wie von oben unter Donnergetöse große Gesteinsmassen herabfielen.
    Unter dem Aufprall dieser Massen bebte der Boden wie bei einem Erdbeben; zugleich war es, als entflammten sich die Berghänge, und wie von unsichtbarer Hand ging ein Kugelhagel über sie nieder.
    In kaum einer Stunde waren von dem Bataillon, das seine Munition wirkungslos verschossen hatte, nur noch dreiundzwanzig Soldaten und zwei Offiziere namens Filangieri und Guarasci am Leben.
    Taccone ließ sie vorführen.
    ›Soldaten‹, sagte er, ›euer Los ist wahrhaftig traurig, und ich ließe euch nur zu gern laufen, hätte ich nicht dem heiligen Antonius gelobt, keinen von euch zu verschonen; doch in Anbetracht dessen, dass ihr uns bekriegt, nicht aus freiem Willen, sondern gezwungen durch das unerbittliche Los der Aushebung, erfüllt mich Erbarmen mit euch; wenn ihr aber dieses Erbarmens teilhaftig werden wollt, müsst ihr zuerst eure Reue unter Beweis stellen. Und dieser Beweis besteht darin, dass ihr eigenhändig eure zwei Offiziere erschießt; tut ihr es, dann schwöre ich bei der Jungfrau Maria,
dass ich euer Leben verschonen werde; tut ihr es nicht, dann werdet ihr alle zusammen sterben, Soldaten wie Offiziere.‹
    Keiner der Soldaten rührte sich auf diesen Vorschlag hin, denn keiner wollte seine Hände mit dem Blut seiner Vorgesetzten beflecken; die zwei Offiziere jedoch, die erkannten, dass ihr Tod beschlossene Sache war, und die hofften, ihre Soldaten könnten am Leben bleiben, wenn sie bereit waren, sie zu töten, befahlen und flehten so lange, bis die Soldaten sich zuletzt dazu bereitfanden.
    Doch die zwei Märtyrer lagen noch in den letzten Zuckungen des Todeskampfs, als die Briganten sich auf ein Zeichen Taccones auf die Soldaten stürzten, ihnen die Kleider vom Leib rissen, um sie nicht mit Blut zu besudeln, und die Gefangenen vor Taccones Augen mit Messerstichen niedermetzelten.
    Seit dieser Zeit«, fuhr Reynier fort, »nennt man ihn Taccone den Henker; und diesen Mann müssen wir fassen.«

116
    Der eiserne Käfig
    René zog die ausgebreitete Landkarte zu sich heran.
    »Lassen Sie mich die Straßen studieren«, sagte er. »Ich will keinen Führer nehmen, der mich verraten könnte.«
    Der General wies mit dem Finger auf das Dorf Li Parenti, fast verborgen inmitten eines dunklen Fleckens, der einen Wald darstellte; dennoch waren auf dem dunklen Flecken eine deutlich

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