Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
einer einfachen Festung aufgehalten zu werden; sie erkannten, dass der Widerstand nicht so bald zu brechen sein würde, solange die Bauern dem Beispiel ihres Lehnsherren folgten und zudem um Leib und Leben fürchteten, doch sie wussten auch, dass die Munitionsvorräte der Belagerten schnell schwanden, selbst wenn diese nur gezielte Schüsse abgaben.
Doch die Bauern im Schloss verlangten, dass man die Bedingungen der
Banditen anhörte; sie behaupteten, die Banditen würden sich mit einem Lösegeld zufriedengeben und verschwinden, ohne das Schloss zu plündern und ohne seinen Bewohnern etwas anzutun.
›Lassen Sie uns kapitulieren, Herr Baron!‹, beschworen sie Federici. ›Wenn wir uns ergeben, können wir Bedingungen aushandeln, aber wenn die Briganten das Schloss erstürmen, dann sind wir alle verloren, wir, unsere Frauen und unsere Kinder.‹
›Meine armen Kinder‹, erwiderte der Baron, ›glaubt ihr wirklich, dass diese Briganten noch so viel Ehre besitzen, sich an Abmachungen zu halten? Verloren sind wir, wenn wir keine Hilfe von außerhalb bekommen. ‹<
Doch man konnte noch so lange aus den Fenstern im obersten Geschoss hinaussehen, weit und breit war keine Hilfe für die Belagerten zu sehen, sondern nur Unterstützung für die Belagerer, denn die Bauern der Umgegend, von Natur aus Verbündete der Briganten, kamen herbeigelaufen in der Hoffnung, beim Plündern mitzutun. Zuletzt ordnete Taccone die Erstürmung an; überall wurden Leitern angelegt, die Gewehre glänzten und die Äxte blinkten im Sonnenlicht. Die diabolischen Freudenrufe schienen bis zum Himmel zu erklingen.
Baron Federici sah all diese mörderischen Vorbereitungen; er sah auch seine zitternde Frau, seine totenblassen Töchter und seinen sechsjährigen Sohn, der vor Angst zu weinen begonnen hatte, und ihn erfasste blindwütiger und verzweifelter Zorn, als er sah, dass die Frauen seinem Blick abzulesen suchten, ob noch Hoffnung bestand. Da er sich eingestehen musste, dass alle sich ergeben wollten, beugte sich der Baron dem allgemeinen Wunsch und sandte einen Unterhändler zu Taccone, obwohl er keinen Pfifferling auf das Wort des Banditen gab.
Man ließ den Boten lange warten, bevor der illustre General ihn vorließ, der sich mit der Frau zurückgezogen hatte, die er in Potenza entführt hatte. Zuletzt wurde der Unterhändler von Taccone empfangen und sprach von Kapitulation und Vereinbarungen, doch Taccone brach in Gelächter aus. ›Geh zu deinem Baron zurück‹, sagte er zu ihm, ›Vereinbarungen sind unnötig, die Bewohner des Schlosses werden verschont.‹
Der Mann ging. Taccones Briganten beschwerten sich, dass ihr Anführer dem Baron gegenüber allzu großzügig sei, doch Taccone lächelte nur und zuckte die Schultern. ›Wer sagt euch‹, erwiderte er, ›dass diesem vermaledeiten Schloss nicht am Ende Hilfe zuteilgeworden wäre, wenn wir es noch länger belagert hätten? Denkt ihr etwa, sie hätten sich ergeben,
wenn ich ihnen nicht versprochen hätte, sie zu verschonen? Wenn wir im Schloss sind, werden wir entscheiden, wer leben und wer sterben soll.‹
Gegen Abend wurden die Tore des Schlosses geöffnet; Baron Federici übergab Taccone die Schlüssel und schickte sich an, mit seiner Familie zu gehen.
›Wohin willst du, Abtrünniger?‹, herrschte Taccone ihn an und trat ihm in den Weg; dann wendete er sich an seine Leute und sagte: ›Haltet ihn fest, während ich mich im Schloss umsehe.‹<
Sie können sich vorstellen, mein lieber Graf«, sagte Reynier, »was vor sich ging, als diese Horde von Mördern das Haus durchsuchte: Alle Schränke wurden eingeschlagen, alle Truhen wurden zertrümmert, und aus den Trümmern errichteten sie im Hof einen riesigen Scheiterhaufen, auf den die Banditen Bilder, Möbel und alles andere warfen, was sie nicht gebrauchen konnten; all das geschah vor den Augen des geknebelten Barons, dessen Blick das Urteil der Sieger erwartete.
Nach erfolgter Plünderung war bedrohliches Gelärme zu vernehmen, und in den Hof torkelten und tanzten die betrunkenen Banditen mit Fackeln in den Händen; ein auflodernder Lichtschein verriet, dass sie das Schloss in Brand gesteckt hatten.
Als sie den Hof erreichten, wo der Baron von Banditen bewacht wurde, trat Taccone zu ihm, setzte ihm spaßeshalber einen alten Hut auf den Kopf, bat ihn um Verzeihung, dass er ihn so lange im Dunkeln gelassen hatte, und befahl, Licht zu machen.
Kaum hatte er diesen Befehl ausgesprochen, wurde der Scheiterhaufen entzündet, und
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