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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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gut«, sagte René, »Freunde, ihr seid wackere Männer.«
    »Bindet den Mann los«, befahl der Offizier seinen Soldaten.
    Der Bandit sah voller Verblüffung, wie ihm geschah.
    »Auf«, sagte René, »folge mir.«
    »Wohin Sie wollen, mein Offizier, ich bin zu allem bereit.«
    Und voller Freude schloss der Bandit sich René an.
    René und sein Gefangener entfernten sich von der Stelle, wo René den Briganten befreit hatte.
    »So«, sagte René, »da sind die Berge, dort sind die Wälder; entscheide selbst, welche Richtung du einschlagen willst; du bist frei.«
    Der Bandit dachte kurz nach; dann schüttelte er den Kopf und stampfte mit dem Fuß auf und rief: »Ach, zum Teufel, nein! Ich bleibe lieber Ihr Gefangener. Dem Tod habe ich allmählich oft genug ins Gesicht geblickt – ob in Form einer Pistole, einer Seilschlinge oder eines Dutzends Gewehre -, und er ist eine so garstige alte Vettel, dass ich auf eine nähere Bekanntschaft gerne verzichte. Behalten Sie mich bei Ihnen, ich werde Ihr Führer sein,
Sie wissen, dass ich die Wege kenne; benötigen Sie vielleicht einen Diener? Dann werde ich Ihr Diener sein, ich werde mich um Ihre Waffen und um Ihr Pferd kümmern. Aber von Wald und Bergen habe ich genug!«
    »Gut, abgemacht!«, sagte René. »Ich nehme dich mit, und wenn du dich gut beträgst, wie ich hoffe, dann wirst du belohnt und nicht bestraft werden.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, erwiderte der Bandit, »und wenn ich Ihnen Ihre Güte nicht gebührend vergelte, soll es nicht an mir liegen.«
    Sie erreichten die Stelle, an der sie anhalten wollten: auf dem Gipfel eines Berges, von wo aus man ein riesiges Panorama überblickte, das von Reggio di Calabria über die Küste Siziliens und Scilla bis zu den Liparischen Inseln reichte und in der Ferne bis zu den dunstigen Umrissen der Insel Capri.
    Von dieser Stelle an war der Weg für die Artillerie nicht mehr passierbar, denn die reißenden Bäche des Aspromonte-Massivs unterbrachen ihn immer wieder.
    General Reynier beriet sich mit seinen Offizieren; jeder schlug eine andere Lösung vor, und keine war praktikabel; doch ein Entschluss musste umso dringender gefasst werden, als man sich dem Feuer aus den Geschützen sizilianischer Kanonenboote ausgesetzt sah, die vor dem Ufer kreuzten; einige dieser Boote waren sogar vor Anker gegangen, und sie zielten so gut und schossen so fleißig, dass General Reynier sich genötigt sah, seine Zwölfergeschütze aufstellen zu lassen.
    Nach einer halben Stunde brachte das sorgfältig ausgerichtete Feuer dieser Geschütze die Geschütze auf den gegnerischen Schiffen zum Schweigen und leerte ihre Decks; da sie keine Anstalten trafen, sich vom Ufer zu entfernen, forderte man sie mit lauten Rufen auf, sich zu ergeben.
    Zur großen Verwunderung aller zeigte sich niemand an Deck, um auf die Aufforderung zu antworten, die dreimal wiederholt worden war.
    Der Befehl, die Kanonenboote zu versenken, war gerade erteilt worden, als René zu General Reynier trat und ihm etwas ins Ohr flüsterte.
    »Wahrhaftig«, sagte der General, »da mögen Sie recht haben.«
    Und René, der sich mit seinem Banditen unterhalten hatte, streifte Rock und Hemd ab und sprang ins Wasser, um den Kommandanten der Boote aufzufordern, sich zu ergeben.
    Der Kommandant hatte auf die Aufforderungen General Reyniers nicht geantwortet, weil sie auf Französisch erfolgt waren und er sie als Engländer nicht verstanden hatte.

    René hatte den Grund für das Schweigen erraten; er schwamm bis auf halbe Schussweite an die Boote heran und rief der Besatzung auf Englisch zu, sie solle sich ergeben.
    Sogleich senkten sie ihre Flagge; jedes der Boote war mit zwanzig Mann besetzt und mit einer Kanone vom Kaliber vierundzwanzig bestückt.
    General Reynier ging dem jungen Mann entgegen, der triefend zurückkehrte.
    »Sie sind ein kluger Kopf, René«, sagte er zu ihm, »ziehen Sie sich um, und helfen Sie uns dann, ein Mittel zu finden, unsere Artillerie in Reichweite von Reggio zu bringen.«
    »General«, sagte René, »ich war vorhin damit beschäftigt, nach diesem Mittel zu suchen, und wenn Sie mich für zwölf oder fünfzehn Stunden beurlauben, hoffe ich, mit guten Neuigkeiten wiederzukommen.«
    »Gehen Sie«, sagte Reynier. »Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass es besser ist, Sie schalten und walten zu lassen, als Sie um Ratschläge zu bitten.«
    Zehn Minuten später schlichen zwei Bauern, die von Pizzo zu kommen schienen, in einer Entfernung von fünfzig Schritten an

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