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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Hühnerkeule her, als der Soldat, der vor der Tür des Hauses Wache hielt, hereinkam und sagte, eine Frau verlange ihn zu sprechen und behaupte, ihm etwas über den Bizzarro sagen zu können.
    »Herein mit ihr«, sagte René.
    Die Frau trat ein. Ihre langen schwarzen Haare und ihre zerlumpten Kleider trieften vor Nässe; in der Hand hielt sie ein Päckchen in einem Tuch, dessen vier Zipfel verknotet waren. Sie richtete einen durchdringenden Blick auf René.
    »Sie bringen mir Kunde über den Bizzarro?«, fragte der junge Mann.
    »Ich bringe Ihnen mehr und Besseres als das«, erwiderte sie mit düsterer Stimme.
    Dann legte sie ihr Päckchen auf den Boden, entknotete es, fasste hinein und holte einen Gegenstand hervor, den man in dem dunklen Raum nicht deutlich erkennen konnte. Sie trat zu René an den Tisch in der Nähe des Kamins, und er sah, dass sie einen blutigen Kopf an seinen langen Haaren hielt, den sie neben den Tellern auf den Tisch stellte.
    René konnte eine Geste des Abscheus nicht verbergen und erhob sich.
    »Dieser Kopf ist zweitausend Dukaten wert«, sagte die Frau. »Geben Sie mir das Geld.«
    René trat an den Kamin, vor dem seine Uniform zum Trocknen über einem Stuhlrücken hing, und entnahm seinem Gürtel Goldstücke, die er neben dem Kopf mit seinen verzerrten Gesichtszügen auf den Tisch warf. Die Frau zählte sie und steckte sie eines nach dem anderen in ihre Schürzentasche.
    Als sie fertig war, ging sie zur Tür, wie sie hereingekommen war, doch René hielt sie auf.

    »Sie sind völlig durchnässt und erschöpft«, sagte er, »und sicher hungrig.«
    »Sehr hungrig«, erwiderte sie.
    »Setzen Sie sich ans Feuer«, befahl René.
    Er trug dem Wirt auf, ihr die Reste des Hühnchens zu servieren, und setzte sich neben sie. Sie stürzte sich auf das abgenagte Tier, das vor sie gestellt wurde, und als nur noch die blanken Knochen übrig waren, fragte René: »Warum haben Sie ihn getötet?«
    Und sie berichtete mit unbewegter Stimme, ohne zu schluchzen, ohne lauter oder leiser zu werden, den Tod des Banditen.
    Als der Bizzarro sich von allen Seiten eingekreist fand, hatte er in einer Höhle, deren Zugang nur ihm bekannt war, seine letzte Rettung gewähnt. Er hatte seine letzten zwei Gefährten verabschiedet und nur Frau und Kind bei sich behalten.
    Die Höhle war tatsächlich von außen nicht zu erkennen. Der Eingang war so eng, dass man auf dem Bauch kriechen musste, um hineinzugelangen; und sobald man hineingelangt war, bildeten draußen Dornen, Moos und Efeu eine schier undurchdringliche Hecke.
    Doch dem Kind war dieses Leben nicht gut bekommen; es kränkelte, weinte, wenn es wach war, und wimmerte leise im Schlaf.
    »Frau, Frau!«, sagte der Bandit. »Bring dein Kind zum Schweigen; man sollte wahrhaftig meinen, es wäre uns nicht vom Herrgott geschenkt worden, sondern vom Teufel, um mich meinen Feinden zu verraten.«
    Die Frau gab dem Säugling die Brust, doch da sie selbst Hunger litt, hatte sie nicht genug Milch für das arme Wurm, das weiter schrie und weinte.
    Eines Abends hatte sie den schreienden Säugling mit keinem Mittel beruhigen können, und die Hunde knurrten unruhig, als spürten sie, dass Menschen in der Nähe herumschlichen.
    Der Bizzarro erhob sich, packte das Kind an einem Bein, ohne ein Wort zu sagen, entriss es den Armen seiner Mutter und schlug es gegen die Felsmauer der Höhle, so dass sein Schädel zerschmettert wurde.
    »Im ersten Augenblick wollte ich ihm an die Kehle springen und ihn erwürgen, das Untier! Und ich schwor bei der heiligen Muttergottes, dass ich mein Kind rächen würde«, sagte die Frau.
    Sie hatte nichts gesagt, sondern sich bleich und wortlos erhoben, hatte den Leichnam ihres Kindes aufgehoben, in ihre Schürze gewickelt, auf die Knie genommen und mit einer mechanischen Bewegung und am ganzen
Körper zitternd begonnen, ihn zu wiegen, als wäre das Kind noch am Leben.
    Am Morgen hatte der Bandit die Höhle verlassen, um mit seinen Hunden auf Erkundung zu gehen.
    Und die Frau hatte mit ihrem Messer in der Höhle eine kleine Grube gegraben, in der sie ihr Kind beerdigte, und ihre Bettstatt darüber gebreitet, damit die Hunde den Leichnam nicht ausgraben konnten, um ihn zu fressen, was unfehlbar geschehen wäre, wenn sie ihn draußen begraben hätte.
    In ihren schlaflosen Nächten sprach die Unglückliche leise mit dem Kind, von dem sie nur eine Schicht Ginster und eine Handbreit Erde trennten.
    Und nachdem sie seiner armen Seele flüsternd Rache gelobt

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