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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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so grausam zu Tode gefoltert hatte.
    Nachdem Tomeo ihr offenbart hatte, warum er sie ausfragte, hatte die alte Frau gelobt, mit Körper und Seele Rache für ihren Sohn zu nehmen, hatte sich mit Tomeo für den übernächsten Tag verabredet und hatte ihm versichert, alles in Erfahrung zu bringen, was er wissen wollte.
    Dies berichtete Tomeo René, der sich sofort an die Spitze seiner fünfzig Mann setzte und Tomeo folgte, dem er uneingeschränkt vertraute.
    Die alte Frau wartete am vereinbarten Ort.
    Tomeo und René gingen allein zu ihr.
    Sie erklärte Tomeo genau, wo der Bizzarro die nächste Nacht verbringen würde, und nachdem Tomeo erfahren hatte, was er wissen wollte, gingen er und René zu ihren Männern zurück.
    René ging mit seinen fünfzig Mann in Stellung, und als es dunkelte, zündeten sie Fackeln an und durchsuchten die Wälder, doch vergebens, denn sie schreckten nur Vögel und wilde Tiere auf.
    Allerdings stießen sie auf den Lagerplatz der Banditen, dessen gelöschte Feuer noch heiße Glut bargen, was Tomeo und René davon überzeugte, dass die Auskünfte zutrafen; Renés fünfzig Soldaten waren offenkundig von den Briganten gesehen worden, und diese hatten die Flucht ergriffen.
    Ein zweiter Versuch musste unternommen werden, und er wurde unternommen.

    Diesmal befanden der Bizzarro und seine Männer sich an der angegebenen Stelle, doch rings um das Lager postierte Wachen schlugen Alarm; Gewehrschüsse wurden getauscht, doch das einzige Ergebnis war ein toter Bandit.
    Mittlerweile hatte es sich herumgesprochen, dass der Bizzarro gejagt wurde.
    Eine Zeit lang war dieser Brigant der ungekrönte König dieser Gegend gewesen.
    Als Reynier am Golf von Sant’ Eufemia geschlagen worden war und sich bis in die Basilikata zurückziehen musste, hatte das den Briganten im Süden Kalabriens freie Hand gelassen. Daraufhin hielt der Bizzarro einen triumphalen Einzug in Palmi, von dem die Leute heute noch sprechen und der den Glanzpunkt seines Ruhms bildete.
    Er ritt an der Spitze von hundert Männern zu Pferde, gefolgt von zahlreichen Briganten zu Fuß, wurde von Stadtverwaltung und Geistlichkeit unter einem prunkvollen Baldachin begrüßt und zur Kirche geführt, vorbei an einem Menschenauflauf aus Neugierigen und Gaffern aller benachbarten Provinzen; in der Kirche wurde das Tedeum angestimmt, um die Legitimität des Königshauses zu bekräftigen, und das Ende der Festlichkeiten begleiteten Hochrufe: »Es lebe der König! Es lebe Caroline Marie! Es lebe der Bizzarro!«, welch dreifaches Hurra böswilligen Geistern ein Lächeln entlockte.
     
     
     
    [An dieser Stelle endet der Romanabdruck mit der Veröffentlichung vom 30. Oktober 1869. Claude Schopp hat folgenden möglichen Schluss der Episode skizziert:]
     
    Seinem Kapitol war sein tarpejischer Felsen eng benachbart. Der ungekrönte König war zum gehetzten Wild geworden.
    Nun erwiderte die Bevölkerung dem Banditen seine Grausamkeiten und seine Exzesse mit unbändigem und unversöhnlichem Hass; die Bürgerwehr hatte gelobt, die Waffen erst niederzulegen, wenn der Bizzarro tot war.
    René und Tomeo mussten niemanden mehr um Auskünfte bitten, sondern konnten sich der Informanten kaum erwehren. Mehrere Tage lang waren sie dem Banditen dicht auf den Fersen, doch in letzter Sekunde gelang es ihm jedes Mal, ihnen zu entkommen; jeden Morgen fanden sie
Überreste eines Lagerplatzes, warme Asche und bisweilen den verstümmelten Leichnam eines Banditen als stummes Zeugnis, dass der Bizzarro einen seiner Kumpane als Verräter verdächtigt, erschlagen und seinen Hunden zum Fraß vorgeworfen hatte.
    Doch je weiter sie vorrückten, desto spärlicher wurden die Überreste an den Lagerstellen. Wie ein Indianer der Savanne beugte sich Tomeo über diese Funde, untersuchte eingehend die Fußabdrücke und die Nahrungsreste; in dem letzten Lager, das sie fanden, war er zu dem Schluss gelangt, dass der Brigant nur noch drei Gefährten aus seiner Bande bei sich hatte, darunter einen Heranwachsenden oder eine Frau. Wie vor ihm Taccone hatte er sich offenbar dafür entschieden, seine Bande auszulichten.
    René beschloss daraufhin, seine Truppe, die für einen Überraschungsangriff zu groß war, in dem Dorf Maida zu lassen und die Jagd mit Tomeo allein zu Ende zu führen.
    Zwei Bauern hatten den Bizzarro auf der Straße von Maida nach Vena gesehen; mit seinen letzten Getreuen hatte er sich vermutlich in einer der zahllosen Höhlen verkrochen, die den Berghang wie ein Labyrinth

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