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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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dass er mitbringen soll, was er angefertigt hat.«
    Kurz darauf kam ein Soldat herein, an dessen lebhaftem Gebaren und schalkhafter Miene man den Pariser Handwerker erkannte.
    »Jean, zeigen Sie Monsieur das Meisterwerk, das Sie für ihn gebaut haben.«
    Der Soldat stellte vor René eine große Kiste aus Olivenholz mit goldenen Initialen ab, die kunstvoll gearbeitet und poliert war, und öffnete ihren Deckel; das Innere war mit rotem Samt ausgeschlagen.
    »Das ist der Schrein, den ich für den Kopf des Bizzarro in Auftrag gegeben habe; wir werden unseren Wundarzt bitten, ihn sorgfältig zu präparieren, bevor Sie aufbrechen, denn ich gebe Ihnen Urlaub, mein lieber Graf Leo, besser gesagt, ich schicke Sie in Mission nach Neapel: Sie werden König Joseph die Wiedereroberung Reggios verkünden.«
    Am nächsten Tag verließen René auf einem der besten Pferde des Generals und Tomeo auf dem Maultier, das er ins Herz geschlossen und Regina getauft hatte, bei Tagesanbruch das Castello und machten sich auf den Weg nach Neapel. Von Maida an nahmen sie den gleichen Weg wie auf der Hinreise, begleitet von der gleichen Heimlichtuerei zwischen Renés Führer und Bauern mit Galgengesichtern, die unvermittelt aus dem Unterholz auftauchten und ebenso schnell wieder darin verschwanden, und jeden Abend legte Tomeo sich in der Herberge zur Sicherheit vor Renés Zimmertür.
    Sechs Tage später näherten sie sich eines frühen Morgens Neapel, und je näher sie kamen, desto lauter war das Gelärme der Stadt zu vernehmen. Die Neapolitaner sind das mit Abstand lärmendste Völkchen auf dem ganzen Erdenrund: Ihre Kirchen besitzen zahllose Glocken, ihre Pferde und Maultiere sind über und über mit Glöckchen behängt, ihre Lazzaroni, Frauen und Kinder sind mit einem Mundwerk gesegnet, das
nie stillsteht, und alles dröhnt, klingt und schreit ohne Unterlass um die Wette. An der Maddalenabrücke wurden sie von einem Dutzend neugieriger Kinder umringt, die ihrem Gepäck eine so ausgeprägte Wissbegier entgegenbrachten, dass Tomeo sie mit dem Stöckchen vertreiben musste, mit dem er hin und wieder seine geliebte Regina antrieb.
    René ließ sich zum Hotel La Vittoria führen, wo Meister Martin Zir ihn herzlich willkommen hieß, denn er hatte René in die Kategorie der großzügigen Reisenden eingeordnet, die zwar schlechte Händler sein mögen, aber ausgezeichnete Kunden sind. Kaum hatte René seine Toilette beendet, erhielt er die Antwort auf den Brief, den er Saliceti geschickt hatte und in dem er um eine dringende Audienz beim König ersuchte; trotz der frühen Stunde erwartete man ihn im Königspalast.
    Er begab sich eilig dorthin und wurde von Saliceti zum König geführt. Joseph trat ihm entgegen: »Im Gegensatz zu meinem Bruder wäre es mir am liebsten, man weckte mich nur, um mir gute Nachrichten zu melden. Und ich glaube verstanden zu haben, dass die Nachricht, die Sie überbringen, keine schlechte Nachricht ist …«
    »In der Tat, Sire, Reggio ist eingenommen, und das fast ohne einen Schuss. Ein paar Kanonenkugeln genügten, um die Kanaille in die Flucht zu schlagen.«
    »Wenn ich mich nicht täusche, ließ Reynier durchblicken, er verdanke diesen Sieg dem Umstand, dass Sie einen Weg ausgekundschaftet hatten, auf dem er die Artillerie bis nach Reggio bringen konnte.«
    »Wenn der General es sagt … Aber bei der Einnahme der Stadt war ich nicht anwesend.«
    »Ich weiß: Er sagte mir, Sie hätten sich auf die Jagd nach einem Banditen begeben, der im Namen der Bourbonen in Kalabrien Angst und Schrecken verbreitete.«
    »Und jetzt ist Kalabrien um diesen einen Banditen ärmer. Aber sie sind ein fruchtbares Geschlecht.«
    »Nun rückt eine Invasion Siziliens in greifbare Nähe«, fuhr Joseph fort, »wenn es uns gelingt, von Reggio sieben- bis achttausend Mann über die Meerenge zu bringen, an Land abzusetzen, den Leuchtturm zu besetzen und dort unsere Truppen zusammenzuziehen.«
    »Gewiss, Sire, doch zuvor müssen wir in Neapel unsere Marine aufrüsten, damit wir so viele Soldaten wie möglich nach Sizilien entsenden können.«
    »Sie haben recht; angesichts der derzeitigen Konstellationen in Europa
darf es uns nicht an Truppen mangeln; der Kaiser wird Vorsorge treffen und mir so viele Soldaten schicken, wie ich von ihm verlange. Lesen Sie, was er mir schreibt.«
    Und er reichte René eine Depesche, die mit Napoleons hastiger Unterschrift unterzeichnet war:
    Seien Sie darauf bedacht, immer bereit zu sein, in Neapel Ihre Truppen

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