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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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hatte, entsann sie sich der Familie, die sie verlassen hatte, ihres abenteuerlichen Lebens an der Seite des Mörders und all dessen, was sie klaglos ertragen hatte; sie gelangte zu dem Schluss, dass der Dank dafür die Ermordung ihres Kindes war und dass sie als Nächste ermordet werden würde, wäre sie erst schwach genug, um den Mörder in Gefahr zu bringen.
    Und in der letzten Nacht, als der Brigant tief und fest eingeschlafen war, erschöpft von einer langen und anstrengenden Wanderung auf der Suche nach Nahrung, hatte sie sich von ihrem Lager auf dem Grab ihres Kindes erhoben, auf dem sie zu wachen pflegte, hatte ein paar Worte geflüstert, die wie ein Gelöbnis klangen, hatte den Boden geküsst, sich aufgerichtet und sich mit den lautlosen Schritten einer Erscheinung dem Banditen genähert. Sie hatte sich über ihn gebeugt, hatte gelauscht, ob er wirklich schlief, und als seine tiefen, gleichmäßigen Atemzüge sie beruhigten, hatte sie sich zurückgebeugt, den Stutzen des Banditen ergriffen, der geladen neben ihm lag, hatte nach dem Zündhütchen getastet und sich vergewissert, dass der Feuerstein trocken war, und dann hatte sie den Lauf an das Ohr des Schlafenden gehalten und abgedrückt.
    Der Bizzarro hatte keinen Laut geäußert, doch der Schuss hatte seinen Körper herumgeworfen, so dass er nun mit dem Gesicht auf dem Boden lag.
    Daraufhin hatte die Frau sein Messer genommen, ihm den Kopf abgetrennt und diesen in ihre Schürze gepackt, die noch vom Blut ihres Kindes befleckt war; dann hatte sie die zwei Pistolen des Banditen genommen und in ihren Gürtel gesteckt und die Höhle verlassen.
    Sie war kaum hundert Schritte gegangen, als die zwei Hunde, die draußen
wachten, mit blutunterlaufenen Augen und gesträubtem Fell auf sie zugestürmt kamen. Sie spürten, dass ihrem Herrn etwas widerfahren war und dass diese Frau die Schuld daran trug.
    Doch mit zwei Pistolenschüssen hatte sie die Hunde erlegt.
    »Und dann bin ich hergekommen, ohne zu rasten, zu essen oder zu trinken.«

119
    Die Hand der Herzogin
    Am selben Tag verließen René und seine Scharfschützen das Dorf unter einem Himmel, den der Sturm klar und rein zurückgelassen hatte.
    René hatte von dem Wirt ein Maultier erworben, auf dessen Rücken Tomeo einen Weidenkorb festgezurrt hatte. Dieser Korb enthielt den Kopf des Bizzarro, der noch immer in die Schürze gewickelt war, deren Zipfel man wieder verknotet hatte. Das Maultier ging voraus, von Tomeo geführt; in hundert Schritt Entfernung folgten ihm die Soldaten, als wollten sie aus instinktivem Entsetzen Abstand zu den abscheulichen Verbrechen halten, deren Ursprung dieser Kopf war.
    René hatte Tomeo gebeten, sie nach Reggio zu führen, denn er hielt es für möglich, dass General Reynier während ihrer Abwesenheit die Stadt bereits eingenommen hatte; vielleicht kämen sie gerade noch rechtzeitig, um sich an der Rückeroberung Reggios zu beteiligen, dessen schwache Garnison die bourbonischen Räuberbanden mit Unterstützung der Engländer unter Hochrufen auf König Ferdinand massakriert hatten, nachdem die Niederlage der Franzosen bei Maida ihnen die Stadt ausgeliefert hatte.
    »Sie müssen unter allen Umständen in Reggio und Scilla Fuß fassen. Es ist eine Schande, dass die Engländer die Nase auf den Kontinent vorstrecken, und ich kann und will es nicht zulassen. Treffen Sie die entsprechenden Maßnahmen«, hatte der Kaiser seinem Bruder Joseph geschrieben; und gewiss hatte Reynier in dem Wunsch, die erlittene Niederlage wettzumachen, seine Männer zur Eile angetrieben, hatte den Weg ebnen lassen, den René in den Bergen entdeckt hatte, und die Belagerungsgeschütze bereits auf eine Viertelkanonenschussweite an die Stadt herangeschafft. Die Belagerung hatte sicherlich schon begonnen.

    Doch als René mit seinen Männern die Ausläufer des Aspromonte erreichte und die kalabrische Küste sehen konnte, waren keine Truppenbewegungen zu erkennen, die auf eine Schlacht hingewiesen hätten. Über der Stadt Reggio stiegen lediglich vereinzelte Rauchfahnen träge in den blauen Himmel. René fragte sich, was dort vor sich gehen mochte, und in seiner Ungeduld kam der Abstieg ihm so zäh und mühsam vor, als ginge es in die Unterwelt hinunter.
    Der Wachtposten eines Vorpostens konnte seine Frage endlich beantworten: »Bei den ersten Kanonenschüssen haben sich die ganzen Santa-Fede-Lumpen aus dem Staub gemacht wie ein Schwarm Sperlinge. Sie sind in ihre Boote gesprungen und haben sich nach Sizilien

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