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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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davongemacht.«
    »Und die Engländer?«
    »Die haben wir nicht zu Gesicht bekommen. Lord Stuart und seine Schiffe sind am Horizont verschwunden.«
    Auf den Straßen von Reggio hatten die Soldaten ihre Gewehre zu Pyramiden aufgestellt; die einen saßen im Schatten auf Prellsteinen oder Mäuerchen und hatten ihre spartanischen Rationen hervorgeholt, die sie in kleinen Bissen aßen, um länger etwas davon zu haben, die anderen hatten an den Brunnen ihre Uniformen abgelegt und planschten halbnackt herum, lachend und einander neckend wie Kinder.
    Fünf, sechs Häuser brannten noch von dem Bombardement; um zu dem alten Schloss der Aragonier zu gelangen, in dem Reynier seinen Generalstab eingerichtet hatte, mussten René und seine Scharfschützen sich ihren Weg durch rauchende Trümmer bahnen und über halbverkohlte Leichen steigen.
    Auf der Piazza Castello hingen büschelweise Erhängte an einem Baum.
    »Das sind Briganten, die wir bewaffnet erwischt haben«, sagte ein Soldat, der diesen sinistren Rebstock bewachte. »Sie haben genug unserer Waffenbrüder hingemetzelt!«
    In dem Schloss beendeten die Offiziere gerade eine Mahlzeit, die für die vorherigen Bewohner der Stadt zubereitet und von ihnen in ihrer überstürzten Flucht wie alles andere zurückgelassen worden war.
    René wurde gemeldet, und Reynier kam ihm mit ausgestreckten Armen entgegen.
    »Mein lieber Graf Leo, Sie kommen zu spät«, sagte er und umarmte ihn.
    »Muss ich mich aufhängen wie Crillon?«
    »Nein, ich habe gefahrlos gesiegt. Um ehrlich zu sein, haben eigentlich
Sie Reggio eingenommen, in absentis , indem Sie den Weg fanden, auf dem wir die Belagerungsartillerie heranschaffen konnten.«
    »Behalten Sie den Sieg, General«, sagte René lächelnd.
    »Sie denken, ich könnte ihn gut brauchen, um mich nach der Niederlage bei Maida zu rehabilitieren?«
    »Wäre es so, wäre es mir recht.«
    »Und Sie, mein lieber Graf Leo, konnten Sie Ihre Unternehmung glücklich zu Ende bringen?«
    »Ich habe den Kopf des Bizzarro und musste mir nicht einmal die Hände mit seinem Blut besudeln.«
    »Berichten Sie mir von Ihrer Brigantenjagd, lieber Freund.«
    Und René berichtete ihm von seiner langen Verfolgungsjagd, die ergebnislos verlaufen war und die er hatte abbrechen wollen, als die Gefährtin des Banditen ihm dessen Kopf gebracht hatte.
    »Ich hätte nicht übel Lust, den Kopf des Mannes zu sehen, der für einige Stunden König von Palmi war und vor dem ganz Kalabrien zitterte.«
    Auf ein Zeichen Renés brachte Tomeo den Weidenkorb und holte die unheimliche Fracht heraus.
    »So viele Köpfe, die in fünfzehn Jahren abgeschlagen wurden!«, murmelte Reynier und wandte den Blick von den verzerrten Zügen des Bizzarro ab, dem niemand die Augen geschlossen hatte.
    »Ja, weiß Gott, und Köpfe, die mir lieb und teuer waren«, erwiderte René mit erstickter Stimme. »In jahrelanger erzwungener Einsamkeit habe ich gründlich darüber nachgedacht, welchen Sinn man in den Bergen von Menschenopfern sehen soll, die mich zuerst mit tiefstem Entsetzen erfüllt haben.«
    »Und zu welchem Schluss sind Sie gelangt?«
    »Dass das Schafott eines der Mittel ist, deren sich eine unergründliche Macht bedient hat – nennen Sie sie Gott oder Vorsehung, es macht keinen Unterschied! -, um die Hindernisse zu beseitigen, die von den Völkern dem Siegeszug der Freiheit in den Weg gestellt wurden...«
    »Der Einfall des guten Doktor Guillotin wäre also kein Zufall, und die Erfindung des Instrumentenbauers mehr als ein glücklicher Einfall?«
    »Nein, sie kamen zu ihrer Stunde wie alles Unausweichliche und vom Schicksal Vorherbestimmte. Die Waffe der Revolution musste gebaut werden. Das Flammenschwert, das der Revolution gereicht wurde, setzt sich wie Jupiters Blitz aus zwölf gewundenen Strahlen zusammen: drei Strahlen
des Hasses, drei der Rache, drei der Tränen, drei des Blutes. Sagte Saint-Just nicht: ›Wer nicht tief genug schürft, wenn es um die Revolution geht, der gräbt sein eigenes Grab und das der Freiheit‹? General, wir leben in von Revolutionen erschütterten Zeiten, die zu überstehen den Atomen, die wir sind, schwerfällt.«
    »Mein lieber Graf Leo, vergessen wir, dass dieser Brigant ein Mensch war, denn durch seine Taten hat er sich unter die blutrünstigen Bestien eingereiht, die Sie einst im Königreich Birma bekämpft haben. Während Sie ihn verfolgten, habe ich mein Wort gehalten. Holen Sie mir Jean«, sagte der General zu seinem Adjutanten, »und sagen Sie ihm,

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