Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Feinden zu füllen. Beim Eintreten habe ich eine Madame de Contades in die Flucht gejagt, eine Irre, die mir nicht mehr Verdienste zugestehen will als dem einfachsten Unterleutnant meiner Armee; wenn die Rede auf meine Siege in Italien und Ägypten kommt, soll sie jedes Mal sagen, mit ihren Augen könnte sie das Gleiche ausrichten wie ich mit dem Schwert. Wie verdrießlich«, fuhr Bonaparte fort und fasste Hortenses Tanzpartner genauer ins Auge, »er gäbe einen herrlichen Husarenoffizier ab«, und dann schickte er Hortense mit einer Handbewegung zu ihrer Mutter zurück und sagte: »Monsieur de Talleyrand, Sie wissen doch so vieles, können Sie mir etwas über eine Familie Sainte-Hermine berichten?«
»Warten Sie einen Augenblick«, sagte Monsieur de Talleyrand, stützte das Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen und legte den Kopf zurück, wie er es immer tat, wenn er nachdachte. »Im Jura, in der Gegend von Besançon, gibt es Sainte-Hermines. Ja, den Vater habe ich gekannt: ein ausgesprochen vornehmer Mann, wurde 1793 guillotiniert. Er hat drei Söhne hinterlassen. Was aus ihnen geworden ist? Ich weiß es nicht. Dieser junge Mann müsste einer der drei sein oder vielleicht ein Neffe, obwohl ich von einem Bruder des Vaters nie gehört habe. Soll ich mich eingehender erkundigen?«
»O nein, das ist die Sache nicht wert.«
»Es wäre nicht schwierig. Ich sah ihn vorhin, nein, er spricht immer noch mit Mademoiselle de Sourdis, und über ihre Mutter könnte ich ohne Weiteres -«
»Nein, nicht nötig. Vielen Dank! Und diese Sourdis, was sind das für Leute?«
»Bester Adel.«
»Das wollte ich nicht wissen. Wie denken sie?«
»Ich glaube, die Familie besteht nur noch aus zwei Frauen, die auf unserer Seite stehen oder sich nichts sehnlicher wünschen als das. Cabanis, der großen Einfluss auf sie hat, hat die Damen vor einigen Tagen erwähnt. Die junge Dame soll verheiratet werden, mit einer Million Mitgift,
wenn ich mich nicht täusche. Das wäre nicht übel für einen Ihrer Adjutanten.«
»Sind Sie der Ansicht, dass Madame Bonaparte mit ihnen verkehren kann?«
»Selbstverständlich.«
»Das meinte Bourrienne auch; ich danke Ihnen. Aber was ist mit Loulou? Sie sieht aus, als wolle sie jeden Augenblick in Tränen ausbrechen. Liebe Madame de Permon, welchen Tort tun Sie Ihrer Tochter an, ausgerechnet an diesem Tag?«
»Sie soll das Menuett der Königin tanzen und weigert sich.«
Bei den Worten »Menuett der Königin« musste Bonaparte lächeln.
»Und warum weigert sie sich?«
»Was weiß ich! Eine törichte Laune! Loulou, Sie sind ein dummes Kind, denn wozu haben wir Gardel und Saint-Amand als Tanzlehrer, wenn Sie daraus keinerlei Nutzen ziehen!«
»Aber, Mama«, erwiderte Mademoiselle de Permon, »nichts täte ich lieber, als dieses Menuett zu tanzen, obwohl ich es nicht ausstehen kann, aber ich wage nicht, es mit einem anderen Partner als mit Monsieur de Trénis zu tanzen, denn ihm habe ich diesen Tanz versprochen.«
»Und warum ist er dann nicht hier?«, fragte Madame de Permon. »Es ist eine halbe Stunde nach Mitternacht.«
»Er hat uns wissen lassen, dass er zwei andere Bälle vor dem unseren besuchen muss und erst sehr spät kommen könne.«
»Oh«, sagte Bonaparte, »das freut mich aber, dass es in Frankreich einen Mann gibt, der noch beschäftigter ist, als ich es bin. Doch dass Monsieur de Trénis wortbrüchig wurde, Mademoiselle Loulou, ist kein Grund, uns des Vergnügens zu berauben, Sie das Menuett der Königin tanzen zu sehen. Er ist nicht da, Sie sind daran nicht schuld, nehmen Sie sich einen anderen Tänzer.«
»Nimm Gardel«, sagte Madame de Permon.
»Aber er ist mein Tanzlehrer«, sagte Loulou.
»Na, dann nimm Laffitte; schließlich ist er der beste Tänzer von ganz Paris nach Gardel.«
Monsieur Laffitte ließ sich im Salon sehen.
»Monsieur Laffitte, Monsieur Laffitte, kommen Sie her!«, rief Madame de Permon.
Monsieur Laffitte trat überaus nonchalant und elegant näher. Er war ausgesucht gekleidet und sah sehr gut aus.
»Monsieur Laffitte«, sagte Madame de Permon, »erweisen Sie mir den Gefallen, mit meiner Tochter das Menuett der Königin zu tanzen.«
»Wie bitte?«, rief Monsieur Laffitte. »Madame, Sie tun mir zu viel der Ehre an, weiß Gott. Das wird ein Duell mit Monsieur de Trénis«, fügte er lachend hinzu, »aber dieses Wagnis gehe ich gerne ein; allerdings rechnete ich nicht mit dieser Ehre und habe deshalb keinen Hut bei mir.«
Um die letzten Worte zu verstehen, muss
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