Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
erklären Sie es mir‹, sagte der Oberst, der die Beine spreizte, sich auf seinen Säbel stützte und die Augen weit aufriß, so dass er beim Anblick des Himmels blinzeln musste.
›Gut‹, sagte Mademoiselle de Fargas. ›Der Hauptmann durchquert mit zehn oder fünfzehn Mann die Kirche von Brou und nimmt Aufstellung am Ende des Untergeschosses. Wir greifen mit etwa zwanzig Mann vom Höhleneingang aus an. Die Compagnons de Jéhu werden durch den zweiten Zugang fliehen wollen, von dem sie wissen, und dort werden sie auf den Hauptmann und seine Männer stoßen, so dass sie in der Falle stecken.‹<
›Meiner Treu! Ganz genau! Das ist es!‹, rief der Hauptmann voller Bewunderung, dass eine Frau seinen Plan erraten hatte.
›Wie dumm von mir!‹, sagte der Dragoneroberst und schlug sich mit der Hand vor die Stirn.
Roland nickte unauffällig, aber zustimmend. Dann wandte er sich an den Hauptmann: ›Aber worauf es ankommt, Hauptmann, ist, dass Sie zuerst da sind und durch die Kirche kommen. Die Gefährten Jéhus werden sich erst in der Dunkelheit in die Höhlen begeben und zweifellos von der anderen Seite aus. Ich werde mit Mademoiselle de Fargas kommen, als
Chouans verkleidet. Ich werde die vierzigtausend Francs an mich nehmen, mich mittels der Parole den zwei Wächtern nähern und sie erdolchen. Das Geld werden wir verstecken und unter Bewachung eines Gendarmen zurücklassen. Dann kehren wir in die Höhle zurück und greifen die Compagnons de Jéhu an. Sie werden zu fliehen versuchen und hinter dem Gitter auf den Hauptmann und seine Gendarmen treffen, die ihnen den Weg versperren; sie werden in der Falle sitzen und sich entweder ergeben oder bis zum letzten Mann erschießen lassen müssen.‹
›Ich werde vor Tagesanbruch auf meinem Posten sein‹, sagte der Hauptmann. ›Ich nehme Lebensmittel für den ganzen Tag mit, und am Abend geht es auf in den Kampf!‹
Er zog den Säbel, führte einen Fechthieb gegen die Mauer und steckte den Säbel wieder in die Scheide.
Roland wartete, bis die heroische Geste ausgekostet war, und klopfte dem alten Soldaten dann auf die Schulter. ›An Ihrem Plan und an meinem gibt es nichts zu verändern. Um Mitternacht werden Mademoiselle de Fargas und ich in die Höhlen eindringen, um unser Geld in Empfang zu nehmen, und eine Viertelstunde später, beim ersten Gewehrschuss, den Sie hören: Auf in den Kampf, wie Sie sagen, mein lieber Hauptmann!‹
›Auf in den Kampf!‹, rief der Dragoneroberst wie ein Echo.
Roland wiederholte nochmals alles, was man vereinbart hatte, damit jeder sich gut einprägte, was er zu tun hatte, und verabschiedete sich dann von den beiden Offizieren, die er erst am Schauplatz ihres Kampfes wiedersehen würde.
Alles ging vor sich wie vereinbart.
Diana de Fargas und Roland betraten unter dem Namen und in der Kleidung von Bruyère und von Branche-d’Or die Höhlen von Ceyzériat, nachdem sie das Passwort mit den zwei Wachen getauscht hatten, die am Fuß des Hügels und am Eingang der Höhle stationiert waren.
Doch eine unerwartete Schwierigkeit stellte sich heraus: Morgan war in dringenden Angelegenheiten abwesend. Monbart und die zwei anderen Anführer d’Assas und Adler führten in seiner Abwesenheit das Kommando.
Sie hegten keinerlei Argwohn und übergaben Diana und Roland die vierzigtausend Francs.
Den getroffenen Vorbereitungen ließ sich ablesen, dass die Compagnons de Jéhus die Nacht in der Höhle verbringen wollten.
Doch ihr Oberhaupt war nicht da.
Wenn Roland und Diana ihr Coup gelänge, wäre der Erfolg dadurch geschmälert, dass sie Morgan nicht mit den anderen zusammen einfingen. Vielleicht käme Morgan im Verlauf der Nacht zurück, aber wann?
Alles war in die Wege geleitet, und es wäre sicherlich besser, drei Anführer zu fassen, als alle vier entwischen zu lassen. Und solange der vierte nicht das Land verließ, würde man ihn als Einzelnen leichter fassen können als vier Anführer mit ihren Helfern. Vielleicht würde er sich sogar stellen, wenn er keinen Rückhalt mehr hatte.
Zwei Blicke, zwischen Roland und Diana getauscht, genügten, und sie wussten, dass sich an ihren Plänen nichts geändert hatte.
Roland näherte sich der Wache und nannte das Passwort. Nach wenigen Sekunden taumelte die Wache und fiel mit dem Gesicht zu Boden. Roland hatte sie erstochen.
Die zweite Wache fiel wie die erste ohne einen Laut.
Und dann erschienen auf das vereinbarte Signal hin der Oberst und seine zwanzig Mann. Der Oberst war kein Mann von
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