Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Geist, aber ein tapferer alter Haudegen, auf den nicht weniger Verlass war als auf seinen Säbel. Diesen Säbel zog er aus der Scheide und stellte sich an die Spitze seiner Männer. Roland ging zu seiner Rechten, Diana zu seiner Linken.
Sie hatten sich keine zwanzig Schritte vorwärtsbewegt, als zwei Gewehrschüsse ertönten: einer der Wegelagerer, die Montbar nach Ceyzériat geschickt hatte, war auf Rolands Dragoner gestoßen.
Die eine Kugel traf nicht, die andere zerschmetterte einem Mann den Arm.
Dann der Ruf: ›Zu den Waffen!‹
Im nächsten Augenblick zeigte sich im Lichtschein der brennenden Fackeln in einer der Kammern links und rechts des Hauptteils der Grotte ein Mann, der mit rauchendem Gewehr in der Hand um sein Leben rannte. ›Zu den Waffen!‹, schrie er. ›Zu den Waffen! Die Dragoner kommen!‹
›Ich bin der Kommandant!‹, rief Montbar. ›Löscht alle Lichter und zieht euch in die Kirche zurück.‹
Seine Männer gehorchten so prompt, wie man es tut, wenn man die Gefahr erkannt hat.
Montbar, der mit den verschlungenen Gängen der Höhlen vertraut war, verschwand darin mit seinen Gefährten, doch mit einem Mal war ihm, als höre er keine vierzig Schritte entfernt ein leise geäußertes Kommando und danach das Klicken, mit dem Gewehre geladen werden.
›Halt!‹, flüsterte er mit ausgebreiteten Armen.
›Feuer!‹, befahl eine Stimme.
›Flach auf den Boden!‹ rief Montbar.
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, erleuchtete eine gewaltige Detonation die Höhle. Alle, die sich auf Montbars Befehl zu Boden geworfen hatten, spürten, wie die Kugeln über ihre Köpfe sausten. Zwei, drei Männer, die sich nicht rechtzeitig geduckt hatten oder den Befehl nicht verstanden hatten, wurden getötet.
In dem kurzzeitigen Lichtschein erkannten Montbar und seine Gefährten die Uniformen der Gendarmen.
›Feuer!‹, rief nun seinerseits Montbar; zwölf oder mehr Gewehrschüsse ertönten und erhellten abermals die Höhle.
Drei Compagnons de Jéhu lagen reglos da.
›Sie haben uns den Rückzug abgeschnitten‹, sagte Montbar. ›Wir müssen kehrtmachen; wenn wir überhaupt eine Chance haben, dann dem Wald entgegen.‹<
Er lief los, gefolgt von seinen Gefährten.
Eine zweite Gewehrsalve der Gendarmen war zu hören; ein Seufzen und das Geräusch eines Körpers, der zu Boden fiel, verrieten, dass sie nicht folgenlos geblieben war.
›Voran, Freunde‹, rief Montbar, ›verkaufen wir ihnen unsere Haut so teuer wie möglich!‹
Doch je weiter er vordrang, desto stärker fiel Montbar Rauchgeruch auf, der ihn beunruhigte. ›Mir scheint, diese Schufte wollen uns ausräuchern‹, sagte er.
›Das hatte ich befürchtet‹, sagte Adler.
›Sie glauben wohl, sie hätten es mit Füchsen zu tun.‹
›Unsere Krallen werden ihnen zeigen, dass wir Löwen sind.‹
Der Rauch wurde immer dichter, der Feuerschein greller. Sie erreichten die letzte Wegbiegung.
Fünfzig Schritt vor dem Höhleneingang war ein Scheiterhaufen entzündet, nicht um sie auszuräuchern, sondern um Licht zu spenden. Im Feuerschein sah man die Karabinergewehre und Säbel der Soldaten schimmern.
›Auf‹, rief Montbar, ›sterben wir, aber töten wir zuerst!‹
Und er stürzte sich als Erster in den Lichtschein und schoss beide Läufe seines Jagdgewehrs auf die Dragoner ab. Dann schleuderte er sein nutzlos gewordenes Gewehr fort, zog die Pistolen aus dem Gürtel und warf sich mit gesenktem Kopf den Dragonern entgegen.
Ich will gar nicht erst versuchen«, fuhr der junge Graf fort, »Ihnen zu schildern, was sich daraufhin ereignete; es war ein entsetzliches Handgemenge, begleitet von einem Orkan der Verwünschungen, Gotteslästerungen und Schreie der Verwundeten, als dessen Blitze Pistolenschüsse den Rauch durchzuckten; und als die Pistolen abgeschossen waren, wurde zum Dolch gegriffen.
Die Gendarmen kamen mittlerweile hinzu und mischten sich unter die Kämpfenden, über die sich roter Rauch senkte, dann hob und sich wieder senkte. Wutgeheul war zu hören, Todesröcheln, das Seufzen Sterbender.
Dieses Gemetzel währte eine Viertelstunde oder vielleicht zwanzig Minuten; dann sah man in den Höhlen von Ceyzériat zwanzig Tote liegen: dreizehn Dragoner und Gendarmen, neun Compagnons de Jéhu.
Fünf Compagnons hatten überlebt; von der Übermacht überwältigt, von Wunden bedeckt, waren sie lebendigen Leibes gefangen genommen worden. Mademoiselle de Fargas bedachte sie mit dem Blick der antiken Nemesis. Die verbliebenen Gendarmen und
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