Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
Kindes ohnmächtig geworden. Mein Bruder hatte sich sogleich um sie gekümmert, hatte ihr Riechsalz gegeben und versucht, sie zu beruhigen. Mit einer ihrer Bewegungen hatte sie Morgan versehentlich die Maske abgestreift und das Gesicht des Grafen von Sainte-Hermine erblickt.
Doch die Sympathie, die den Angeklagten entgegengebracht wurde, war so groß, dass jedes ihrer Alibis durch Briefe und Zeugenaussagen bestätigt wurde, und auch die Dame, die das Gesicht des Banditen Morgan gesehen hatte, sagte aus, sie erkenne ihn in keinem der vier Angeklagten wieder.
In der Tat hatte nur der Staatsschatz unter ihren Überfällen zu leiden gehabt, was niemanden groß interessierte, da niemand zu sagen gewusst hätte, wem dieser gehörte.
Sie standen im Begriff, freigesprochen zu werden, als der Vorsitzende des Gerichts sich unvermutet und überraschend an die Dame wandte, die ohnmächtig geworden war, und sie fragte: ›Madame, wären Sie so freundlich, mir zu sagen, welcher dieser Herren so ritterlich war, Ihnen die Hilfe zukommen zu lassen, die Ihr Zustand verlangte?‹
Überrumpelt von dieser unerwarteten Höflichkeit, in dem Glauben, während ihrer Abwesenheit seien Geständnisse erfolgt, und in der Überzeugung, durch ihre Worte nun dem Angeklagten nicht mehr zu schaden, sondern ihm vielleicht sogar zu nützen, wies die Dame auf meinen Bruder und sagte: ›Herr Vorsitzender, das war der Graf von Sainte-Hermine.‹
Da sie alle das gleiche Alibi hatten, fielen alle vier in diesem Augenblick dem Henker anheim.
›Zum Henker, Hauptmann ‹, sagte Jahiat und betonte das Wort ›Hauptmann‹, ›das wird dich lehren, ritterlich zu sein.‹
Ein Freudenschrei ertönte mitten im Gerichtshof: der Schrei der Diana de Fargas, die ihren Triumph auskostete.
›Madame‹, sagte mein Bruder mit einer Verbeugung zu der Dame, die ihn wiedererkannt hatte, ›Sie haben soeben vier Köpfe auf einmal rollen lassen.‹
Als sie erkannte, was sie angerichtet hatte, warf die Dame sich auf die Knie und bat um Verzeihung.
Zu spät!
Ich war im Gerichtshof und hätte fast das Bewusstsein verloren. Meine Liebe zu meinem Bruder war der Sohnesliebe nahe.
Noch am selben Tag wurden die Gefangenen, die ihre ganze Fröhlichkeit wiedererlangt hatten und nichts mehr abstritten, zum Tode verurteilt.
Drei der Angeklagten weigerten sich, gegen das Urteil Berufung einzulegen, während Jahiat, der vierte, hartnäckig darauf beharrte und sagte, er habe einen Plan. Um von seinen Gefährten nicht verdächtigt zu werden, aus Angst vor dem Sterben so zu handeln, erklärte er ihnen, er habe zarte Bande zu der Tochter des Gefängniswärters geknüpft und hoffe, während der Frist von sechs oder acht Wochen, die ihnen die Berufung verschaffen würde, durch sie eine Fluchtmöglichkeit zu finden.
Die drei anderen machten keine Schwierigkeiten mehr und unterzeichneten ihre Berufungsgesuche.
Bei dem Gedanken an eine eventuelle Flucht klammerte sich jede dieser jungen Seelen wieder an das Leben. Nicht dass sie den Tod gefürchtet hätten, doch ein Tod auf dem Schafott bot keinen Reiz und keinen Ruhm. Also ließen sie Jahiat zum Nutzen und Frommen ihres Zirkels seinem Verführungsvorhaben nachgehen und bemühten sich, so fröhlich wie möglich zu leben.
Die Berufung, die nur ein Kassationsgesuch war, ließ ihnen keinerlei
Hoffnung: Der Erste Konsul hatte sich unmissverständlich geäußert; er wollte all diese Banden um jeden Preis vernichten und ausrotten.
Zur großen Verzweiflung der ganzen Stadt waren unsere Helden, die jedermanns Sympathie hatten, dem Tod geweiht. Ich ließ nichts unversucht, um zu meinem Bruder zu gelangen, doch vergebens.
Die Sympathie, die den Angeklagten entgegengebracht wurde, konnte wahrhaftig nicht verwundern: Sie waren jung, strahlend schön, bewundernswert elegant, selbstsicher, ohne arrogant zu sein, liebenswürdig zum Publikum und höflich zu ihren Richtern, wenn auch bisweilen spöttisch. Und sie entstammten den vornehmsten Familien der Gegend.
Diese vier Angeklagten, deren Ältester keine dreißig Jahre alt war, die sich gegen die Guillotine wehrten, aber nicht gegen das Füsilieren, die den Tod verlangten, die zugaben, ihn verdient zu haben, allerdings den Tod eines Soldaten, waren bewundernswert in ihrer Jugend, ihrem Mut und ihrer Großherzigkeit.
Wie man sich denken kann, wurde die Berufung abgelehnt.
Jahiat war es gelungen, Charlotte, die Tochter des Gefängniswärters, in ihn verliebt zu machen, doch der Einfluss
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