Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine
versprechen lassen, dass sie ihn begleiten dürfe. Mehr verlangte dieses Herz voller Zärtlichkeit und Liebe nicht.
Claude-Antoine Régnier, der später zum Herzog von Massa erhoben werden sollte, war bei Fouchés Entlassung zum Oberrichter ernannt und zum Leiter der Polizei befördert worden. Zweimal wöchentlich arbeitete er mit Bonaparte, dem diese Art Arbeit zusagte: Er hatte Zugriff auf die
Polizei über Junot, den Gouverneur von Paris, über Duroc, seinen Adjutanten, und über Régnier, den Polizeipräfekten.
An dem Tag, an dem der Erste Konsul den Ehevertrag der Mademoiselle de Sourdis unterzeichnen wollte, hatte er eine Stunde mit Régnier verbracht. Die Nachrichten klangen beunruhigend. Vendée und Bretagne waren wieder einmal Unruheherde, und diesmal nicht eines Bürgerkriegs bei Tageslicht, sondern lichtscheuer Taten von Fußbrennerbanden, die Bauernhöfe und Schlösser heimsuchten und Bauern und Landbesitzer mit den abscheulichsten Foltern dazu brachten, ihr Geld herauszurücken. In den Zeitungen war inzwischen die Rede von den Unglücklichen, denen Füße und Hände bis auf die Knochen verbrannt worden waren.
Bonaparte hatte Régnier ausrichten lassen, er solle ihm alle Unterlagen über diese Vorgänge mitbringen.
Fünf solcher Vorfälle waren in den letzten acht Tagen bekannt geworden: Der Erste hatte sich in Berric an den Quellen des Flüsschens Sulé zugetragen, der Zweite in Plescop, der Dritte in Muzillac, der Vierte in Saint-Nolff und der Fünfte in Saint-Jean-de-Brébelay.
Angeführt wurden die Banden offenbar von drei Häuptlingen, doch über diesen schien es einen Oberkommandanten zu geben. Und wenn man den Polizeispitzeln glauben wollte, handelte es sich dabei um Cadoudal, der das Bonaparte gegebene Wort nicht gehalten hatte, sich nicht nach England zurückgezogen hatte, sondern in die Bretagne zurückgekehrt war, um dort einen neuen Aufstand anzuzetteln.
Bonaparte, der sich zu Recht etwas auf seine Menschenkenntnis zugutehielt, schüttelte den Kopf, als der Oberrichter Cadoudal so niedrige Untaten zuschreiben wollte. Wie denn! Dieser Mann von überragender Intelligenz, der mit ihm die Interessen von Völkern und von Königen diskutiert hatte, ohne einen Deut von seinen Überzeugungen abzuweichen, dieser Mann so reinen Gewissens, dass er sich damit begnügte, in London von seinem Erbe zu leben, so ehrgeizlosen Herzens, dass er sich dem Rang eines Adjutanten des bedeutendsten Generals ganz Europas verweigerte, und so selbstlosen Seelenadels, dass er auf hunderttausend Francs im Jahr verzichtete, um nicht mit ansehen zu müssen, wie andere sich gegenseitig zerfleischten – dieser Mann sollte sich zu dem schändlichen Gewerbe des Fußbrenners herabgelassen haben, dem verworfensten Brigantentum, das sich denken ließ!
Unmöglich.
Dies hatte Bonaparte seinem neuen Präfekten mit größter Entschiedenheit
ins Gesicht gesagt. Dann hatte er angeordnet, die gewandtesten Polizisten mit weitestreichenden Vollmachten in die Bretagne zu schicken, wo sie diese elenden Räuberbanden Tag und Nacht verfolgen sollten.
Régnier hatte versprochen, noch am selben Tag seine fähigsten Leute auf den Weg zu schicken.
Da es inzwischen schon fast zehn Uhr abends war, hatte Bonaparte Joséphine mitteilen lassen, sie solle sich bereithalten, mit ihm und dem jungen Ehepaar Madame de Sourdis zu besuchen.
Das prachtvolle Stadtpalais, das die Gräfin bewohnte, funkelte in seiner Beleuchtung; es war ein milder, sonniger Tag gewesen, und erste Blüten und Blätter schickten sich an, ihr wattiges Gefängnis zu verlassen. Sanfte Frühlingslüfte kosten die blühenden Fliederbüsche, die von den Fenstern des Hauses bis zur Terrasse reichten; in den geheimnisvollen und duftenden Laubengewölben brannten farbige Ampeln, und aus den geöffneten Fenstern drangen harmonische Klänge und süße Düfte, während sich hinter den zugezogenen Vorhängen die Schatten der Gäste bewegten.
Diese Gäste waren die eleganteste Gesellschaft von ganz Paris: Regierungsbeamte in Form des prächtigen Generalstabs aus Offizieren, deren ältester fünfunddreißig Jahre zählte: Murat, Marmont, Junot, Duroc, Lannes, Moncey, Davout – Helden in einem Alter, in dem ein gewöhnlicher Sterblicher es mit Mühe und Not zum Hauptmann gebracht hat; Dichter: Lemercier, noch berauscht vom Erfolg seines Agamemnon; Legouvé, der gerade Eteokles zur Aufführung gebracht und Le Mérite des Femmes veröffentlicht hatte, Chénier, der seit seinem Timoléon
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