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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Lakaien über die Etagen hinweg zu hören.
    Schließlich kam einer der Lakaien auf die Idee, die Kutscher im Hof zu befragen. Mehrere von ihnen hatten zwei junge Männer, einen davon ohne Kopfbedeckung, von der Freitreppe eilen und mit den Worten: »Zur Eilpost!« in einen Wagen springen sehen. Der Wagen war im Galopp losgefahren. Und einer der Kutscher hatte in dem jungen Mann ohne Kopfbedeckung den Grafen von Sainte-Hermine erkannt.
    Die Gäste sahen einander in stummer Verblüffung an, bis eine Stimme in das Schweigen sagte: »Wagen und Eskorte für den Ersten Konsul!«
    Ehrerbietig machte man Platz für Monsieur und Madame Bonaparte und Madame Louis Bonaparte, doch kaum hatten sie den Salon verlassen, als alle anderen in wilder Hast aufbrachen und hinausstürzten, als stünden die Gemächer in Flammen.
    Weder Madame de Sourdis noch Claire versuchten irgendjemanden aufzuhalten, und nach einer Viertelstunde waren sie allein.
    Mit einem schmerzlichen Ausruf eilte Madame de Sourdis zu ihrer Tochter, die zitterte und kurz vor einer Ohnmacht zu stehen schien.
    »O Mutter, Mutter!«, rief das junge Mädchen, das in Schluchzen ausbrach und sich, der Ohnmacht nahe, in die Arme der Gräfin warf, »die Weissagung der Sibylle ist eingetreten, und meine Witwenschaft nimmt ihren Anfang!«

23
    Die Fußbrenner
    Erklären wir unseren Lesern das unbegreifliche Verschwinden des Verlobten von Mademoiselle de Sourdis im Augenblick der Vertragsunterzeichnung – ein Verschwinden, das die Gäste in Erstaunen, die Gräfin in Mutmaßungen unausdenklichster Art und ihre Tochter in tränenreiche Verzweiflung gestürzt hatte.
    Wie erinnerlich, hatte Fouché am Tag vor der Bekanntgabe seiner Entlassung den Chevalier de Mahalin empfangen und ihn beauftragt, im Westen Banden von Fußbrennern zu gründen, damit Fouché in sein Ministerium zurückgeholt würde.
    Diese Banden machten sich bald bemerkbar, und keine vierzehn Tage nach dem Aufbruch des Chevaliers aus Paris sprach sich herum, dass zwei Landgüter in Buré und in Saulnaye von den Fußbrennern verwüstet worden waren.
    Furcht und Schrecken verbreiteten sich im ganzen Morbihan.
    Fünf Jahre lang hatte der Bürgerkrieg in diesem bejammernswerten Land getobt, doch unter den unmenschlichsten Taten, die begangen wurden, fand sich das schändliche Treiben des Fußbrennens nicht. Um dieser Form des Folterns zu begegnen, musste man bis zu den bösen Tagen unter Ludwig XV. und den religiösen Verfolgungen unter Ludwig XIV. zurückgehen.
    Banden von zehn, fünfzehn, zwanzig Männern erschienen wie der Erde entsprossen, bewegten sich wie Schatten, folgten dem Verlauf von Schluchten, stiegen über Reisigzäune, so dass der Bauer, der sich verspätet hatte und sie in der Dunkelheit vorbeiziehen sah, sich voller Schrecken hinter Bäumen versteckte oder am Fuß einer Hecke zu Boden warf; dann drangen sie unvermutet durch ein offen stehendes Fenster, eine nachlässig geschlossene Tür in einen Bauernhof oder ein Schloss ein, überraschten und würgten die Bediensteten, entfachten mitten in der Küche ein großes Feuer und zerrten den Hausherrn oder die Hausherrin zu diesem Feuer, legten ihr Opfer auf den Fußboden, führten seine Fußsohlen an das Feuer und hielten sie hinein, bis das Opfer die Schmerzen nicht mehr ertrug und verriet, wo es sein Geld versteckt hatte; manchmal ließen die Banditen dann Gnade walten, doch andere Male, wenn sie nach erfolgtem Geständnis
fürchteten, man könne sie wiedererkennen, erstachen, erhängten oder erschlugen sie die von ihnen Bestohlenen.
    Nach dem dritten oder vierten Überfall dieser Art, von den Behörden als Brandstiftung und Mord klassifiziert, wurde gemunkelt – erst leise, dann immer lauter, Cadoudal persönlich führe diese Banden an. Anführer und Banditen waren maskiert, doch jene, welche die stärkste dieser nächtlichen Einheiten gesehen hatten, beteuerten, in dem Kommandanten an seiner Größe, seiner Haltung und vor allem an seinem großen runden Kopf Georges Cadoudal erkannt zu haben.
    Zuerst wollte niemand so etwas glauben; jeder wusste, wie ritterlich Georges war, und niemand konnte sich vorstellen, dass er sich unversehens in einen elenden, schamlosen und erbarmungslosen Anführer von Fußbrennern verwandelt haben sollte.
    Dennoch verbreitete sich das Gerücht wie von allein; immer wieder wurde behauptet, man habe Georges gesehen, und schon bald verkündete Le Journal de Paris , Georges Cadoudal habe unter Missachtung seines Ehrenworts,

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