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Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine

Titel: Der Graf von Sainte-Hermine - Dumas, A: Graf von Sainte-Hermine - Le Chevalier de Sainte-Hermine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Glück nichts im Wege, aber wenn nicht, dann habe ich mich zum letzten Mal Joséphines Wünschen widersetzt, und du wirst Louis heiraten.«
    In dem Tatendrang, den ein gefasster Entschluss auslöst, mag er noch so unerquickliche Begleitumstände mit sich bringen, begab der Erste Konsul sich sofort in sein Kabinett hinauf.
    Dort angekommen, sah er sich nach Duroc um. Wie gesagt befand sich Duroc als ewiger Bummler selten auf seinem Posten.
    »Wo steckt Duroc?«, fragte Bonaparte sichtlich verärgert.
    »Er ist ausgegangen«, erwiderte Bourrienne.
    »Und wo vermuten Sie ihn?«
    »In der Oper.«
    »Wenn er zurückkommt, sagen Sie ihm, dass ich ihm Hortense versprochen habe; er wird sie heiraten, und ich bestehe darauf, dass es innerhalb von zwei Tagen geschieht. Ich gebe ihm fünfhunderttausend Francs und ernenne ihn zum Kommandanten der achten Division. Am Tag nach seiner Hochzeit wird er mit seiner Frau nach Toulon abreisen und dort leben. Ich will keinen Schwiegersohn unter meinem Dach. Da ich die Sache hinter mich bringen will, sagen Sie mir heute noch, ob ihm das zusagt.«
    »Oh, das kann ich mir nicht vorstellen«, erwiderte Bourrienne.
    »Nun gut! Dann wird sie Louis heiraten.«
    »Wird sie das wollen?«
    Um zehn Uhr kehrte Duroc zurück; Bourrienne teilte ihm die Absichten des Ersten Konsuls mit, doch Duroc schüttelte den Kopf. »Der Erste Konsul erweist mir eine große Ehre«, sagte er, »aber unter solchen Bedingungen würde ich nie im Leben heiraten; da mache ich lieber einen Spaziergang zum Palais-Royal.« Und er nahm seinen Hut und verabschiedete sich mit einer Sorglosigkeit, die Bourrienne unerklärlich vorkam und die beweist, dass Hortense sich getäuscht hatte, was die Tiefe der Gefühle angeht, die der Adjutant des Ersten Konsuls ihr entgegenbrachte oder entgegenzubringen vorgab.
    In dem kleinen Haus in der Rue Chantereine fand die Eheschließung von Mademoiselle Beauharnais und Louis Bonaparte statt. Ein Priester vollzog die kirchliche Trauung, und bei diesem Anlass ließ Bonaparte auch Madame Murats Ehe den Segen der Kirche erteilen.
    Weit davon entfernt, wie die Hochzeit der armen Hortense unter Kummer und Tränen zu verlaufen, versprach Claires Hochzeit eitel Sonnenschein
und Freude; die Liebenden ließen einander nur zwischen elf Uhr abends und zwei Uhr nachmittags aus den Augen und verbrachten die übrige Zeit miteinander. Die vornehmsten Händler, die begehrtesten Juweliere von ganz Paris hatte Hector abgesucht, um ein Brautgeschenk zu finden, das seiner Verlobten würdig war; in den feinen Kreisen sprach man davon wie von einem Weltwunder, und Mademoiselle de Sourdis erhielt sogar Briefe, in denen man darum bat, sie besuchen zu dürfen.
    Madame de Sourdis hatte lediglich mit einer schriftlichen Zustimmung des Konsuls und Madame Bonapartes gerechnet, und es hatte sie aufs Höchste erstaunt, dass er sich selbst eingeladen hatte, den Ehevertrag zu unterzeichnen; solche Gunstbeweise wurden nur seinen engsten Freunden zuteil, denn zu ihnen gehörte zwangsläufig ein Geldgeschenk oder ein anderweitiges Präsent, und ohne geizig zu sein, war der Erste Konsul doch sparsam genug und warf nicht gerne Geld aus dem Fenster.
    Der Einzige, der diese Gunst mit recht gemischten Gefühlen betrachten musste, war Hector de Sainte-Hermine. Bonapartes offenkundiger Wunsch, die Familie seiner Verlobten zu ehren, stimmte ihn besorgt. Wiewohl jünger als seine Brüder und daher der royalistischen Sache weniger verschrieben als diese, empfand Hector zwar eine gewisse Bewunderung für den Ersten Konsul, doch mehr nicht. Den qualvollen Tod, den sein Bruder vor seinen Augen erlitten hatte, konnte er ebenso wenig vergessen wie das blutige Geschehen, dessen Abschluss dieser Tod war. Letzten Endes war er auf Befehl des Ersten Konsuls gestorben, denn trotz lebhaftester Bitten hatte dieser weder Gnade walten lassen noch einen Aufschub gewährt. Und so kam es, dass Hector beim Anblick des Ersten Konsuls jedes Mal kalter Schweiß auf die Stirn trat, ihm die Knie zitterten und er den Blick abwenden mußte. Er fürchtete nur eines: durch seine soziale Stellung, durch sein Vermögen eines Tages genötigt zu werden, entweder in die Armee einzutreten oder das Exil zu wählen. Claire hatte er bereits gewarnt, dass er lieber Frankreich verlassen wolle, als einen militärischen Rang oder einen Beamtenposten anzunehmen. Claire hatte ihm versichert, sie werde ihm völlig freie Hand lassen; sie hatte sich von ihrem Verlobten nur

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