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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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Donas
    Vorteil, erinnerte ich mich auch daran, was Juhiza und Deidamia am meisten in Erregung versetzt hatte.
    Glücklicherweise beeinträchtigten diese Erinnerungen
    meine Leistungen als Mann nicht im geringsten. Ich war so unermüdlich, wie Gudinand es gewesen war, und Dona so
    dankbar, einfühlsam und unersättlich wie Juhiza.
    Doch damit nicht genug. Während Dona und ich uns
    hemmungslos meiner Männlichkeit bedienten, hatte ich
    wiederum das Gefühl, mehrere verschiedene
    Persönlichkeiten gleichzeitig zu sein: Thornareichs und Dona, Juhiza und Gudinand, Schwester Thorn und
    Schwester Deidamia. Aktiv und passiv, eindringend und
    empfangend, gebend und nehmend, ergiessend und
    verschlingend. Das Gefühl, daß wir beide aus mehreren
    verschiedenen Einheiten bestanden, daß ich sowohl Mann als auch Frau war, von einem Extrem ins andere floß, verlieh meinen Empfindungen eine unbeschreibliche Stärke. Und
    das, glaube ich, kam auch Dona zugute, obwohl sie meine Doppelgeschlechtlichkeit nicht nachvollziehen konnte.
    »Macte Virtute!« stöhnte sie vor Lust, als sie die Gewalt über ihre Sinne zurückgewonnen hatte. Schalkhaft fügte sie hinzu: »Ich werde dich meinen Freundinnen
    weiterempfehlen.«
    »Benigne«, dankte ich und fügte mit gespielter
    Überheblichkeit hinzu: »Ich glaube kaum, daß das nötig sein wird. Eine ganze Reihe deiner Freundinnen hat ihrer
    Bereitschaft bereits Ausdruck gegeben, mit mir...«
    »Eheu! Gib acht, du Angeber! Du läufst Gefahr, über
    Gebühr beansprucht zu werden.« Sie lachte so herzlich, daß ihr schöner Körper bebte. Das war so reizvoll, daß es mich zu etwas anderem als reden anregte.
    Ich werde hier keine Einzelheiten dieser Begegnung mit Dona mitteilen, noch von anderen Begegnungen mit ihr oder anderen Frauen und Mädchen aus Vindobona. Es genügt zu wissen, daß es einige Monate lang so weiterging und ich meine Existenz als Thornareichs, in der ich unaufhörlich neue Dinge sah, lernte und erlebte, ausgiebig auskostete.
    Im Dezember feierte ich mit allen Einwohnern Vindobonas, vom Herzog bis hinunter zum niedrigsten Sklaven, die
    siebentägigen Saturnalien. In den großen Villen richteten die reichen Familien ausschweifende Feste aus, die von der Abend- bis zur Morgendämmerung andauerten und, wenn
    auch anfänglich eher steif, im Verlauf der Stunden in wüste Trinkgelage und Orgien ausarteten.
    Die zügelloseste Festlichkeit, die ich besuchte, war aber jene die der Legat Balburius für seine Legion Gemina
    veranstaltete. Der eigentliche Anlaß für die Saturnalien ist der Anstieg der Sonne von ihrem mittwinterlichen Tiefpunkt am Himmel. Da der Gott Mithras, den fast alle römischen Soldaten immer noch verehren, von seinen Anhängern auch als Deus Solis angesehen wird, feierten die Truppen die Saturnalien um so hemmungsloser.
    Ich hing in einer der Baracken der Garnison herum und
    sah den Soldaten beim Zechen mit den Huren aus den
    armen Vierteln der Stadt zu. Ein vom Wein benebelter
    Zenturio wankte auf mich zu, legte seinen Arm um meine Schultern und versuchte, mich mit einer flammenden Rede dazu zu überreden, meine gegenwärtige Religion, welche auch immer es sei, aufzugeben und die höheren Weihen des Mithraismus zu empfangen.
    »Ihr müßtet Euch natürlich zuerst bewähren, hicks, als Rabe, als Geheimer oder als Soldat. Aber dann, durch
    Studium und Anwendung und treuen Glauben, hicks, würdet Ihr in den Stand des Löwen erhoben und als Mithraist
    anerkannt. Durch weiteres hartes Studium und die
    Ausübung guter Taten könntet Ihr in den Stand eines
    Persers aufsteigen, das wäre dann so weit, hicks, wie Ihr kommen könntet. Wir hier in der Legion Gemina haben
    mehrere Sonnenstürmer, zu denen ich selbst die Ehre habe zu gehören. Und, Ihr mögt es glauben oder, hicks, auch nicht, es gibt hier sogar einen Mithraisten von höchstem und begehrenswertestem Rang, den Vater. Er ist, ich muß es wohl kaum erwähnen, hicks, unser geschätzter Legat. Nun, junger Tornaricus, ich erkläre mich bereit, Euren Antrag auf Aufnahme zu unterstützen. Was, hicks, sagt Ihr dazu?«
    »Ich, ›Hicks‹«, machte ich mich über ihn lustig, »Dekurio Sonnenstürmer, sage, ich habe in meinem Leben schon
    viele gesehen, die irgend jemanden zu irgend etwas
    bekehren wollten. Und jeder einzelne beteuerte: ›Du mußt meinen Gott und meine Religion und meine Priester und
    meinen Glauben annehmen.‹ Zu allen sage ich - und auch zu Euch, Dekurio: ›Thags izvis, benigne, eükharisto, aber

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