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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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schützenden Ring um einen weiteren Mann gebildet hatten. Er war älter, unbewaffnet, sehr
    verängstigt und für die augenblickliche Situation recht unpassend gekleidet, da er eine kostbare, goldgesäumte, grüne Toga trug. Trotz des Waffengeklirrs konnte man
    deutlich hören, wie er in allen möglichen Sprachen laut um Gnade schrie: »Clementia! Eleeo! Armahairtei!«
    Nachdem der Optio und ich uns dem Kampf
    angeschlossen hatten, waren die Sarmaten bald überwältigt.
    Ich muß jedoch zugeben, daß ich nicht viel zu diesem
    kleinen Sieg beitrug. Ich schlug zwar mehrmals mit dem Schwert zu, stellte dabei jedoch fest, daß mein römisches Schwert an den sarmatischen Schuppenpanzern abprallte, während die krummen, ostgotischen Klingen sich
    geradewegs durch die Rüstungen der Sarmaten
    hindurchschnitten. Drei der Sarmaten fielen, die anderen machten sich davon. Plötzlich sprang einer der Ostgoten mit seinem Schwert auf den alten Mann in der Toga los, aber Daila war schneller. Zu meiner großen Überraschung ließ er sein Schwert jedoch nicht auf den alten Mann niedersausen, sondern bohrte es in den Ostgoten, der sofort umfiel wie ein gefällter Baum. Die anderen ostgotischen Krieger waren darüber nicht im mindesten überrascht, geschweige denn bestürzt, sondern jagten sofort den fliehenden Feinden hinterher. Ich jedoch rief dem Optio entgegen: »Du hast einen deiner eigenen Männer getötet!«
    »Ja«, grunzte er. »Der Mann hat sich einem Befehl
    widersetzt, und Unfolgsamkeit muß sofort bestraft werden.
    Diese Kreatur, die er soeben töten wollte, kann nur der Legat Camundus sein.«
    Die Kreatur bedankte sich mit einem unterwürfigen
    Stammeln für ihre Rettung -
    auch dieses Mal in
    verschiedenen Sprachen und war drauf und dran, uns voller Dank in die Arme zu fallen, als Dalai sich hinter ihm bückte und mit einem blitzartigen, flachen Hieb seines Schwertes die Kniesehnen des alten Mannes durchtrennte. Camundus stieß einen schrillen Schrei aus und kippte um, als ob man ihm beide Beine abgeschlagen hätte.
    »So kann er sich nicht von der Stelle bewegen, und wir wissen später, wo wir ihn finden können«, knurrte der Optio,
    »und du, kleiner Käfer, bleibst hier und sorgst dafür, daß er unbehelligt bleibt, bis Theoderich soweit ist... Paß auf!«
    Daila hatte den hinter einem Hausgiebel versteckten
    Bogenschützen entdeckt und sprang beiseite, während er mir diese Warnung zurief. Für mich kam sie allerdings zu spät. Wie ein Hammerschlag traf mich ein Pfeil auf der rechten Seite meines Rückens. Durch die Wucht des Pfeiles wurde ich nach vorn und zur Seite geschleudert und fiel kopfüber auf das Straßenpflaster, wo mein Helm mit einem so harten Schlag auftraf, daß ich beinahe bewußtlos wurde.
    Benommen hörte ich Daila noch sagen: »So ein Pech,
    kleiner Käfer, aber ich werde ihm das heimzahlen.« Ich registrierte auch noch verschwommen das Geräusch seiner sich entfernenden Stierel. Er hielt sich eben nur an die Befehle und Theoderich hatte angeordnet: »Verwundete
    können nicht versorgt werden.« ich konnte auch den
    Legaten mit den durchschnittenen Kniekehlen irgendwo in meiner Nähe wimmern und schluchzen hören aber ich war
    zu benommen und hatte zu heftige Kopfschmerzen um
    meine Augen zu öffnen und nachzusehen, wo er lag. Der
    Schock, niedergestreckt worden zu sein, hatte ein Gefühl totaler Erschöpfung und Schwäche hinterlassen, aber ich hielt mein Schwert immer noch fest umklammert und
    versuchte nun, mich mit seiner Hilfe auf den Rücken zu drehen. Wegen des aus meinem Rücken ragenden
    Pfeilschafts konnte ich mich jedoch nur auf die Seite rollen.
    Ich hätte mich krümmen und winden können, um den Pfeil abzubrechen, aber ich blieb regungslos liegen, um zu mir zu kommen und neue Kräfte zu schöpfen, da ich das Geräusch von sich nähernden Stiefeln vernahm. Der verletzte Legat begann laut und inständig zu flehen - diesmal nicht um Gnade, sondern um Hilfe - und zwar nur auf Griechisch:
    »Boe! Boetheos!«
    Eine rauhe Stimme antwortete ihm mit starkem Akzent auf Griechisch: »Beruhige Dich, Camundus. Zuerst muß ich
    sicherstellen, daß dein Angreifer auch wirklich tot ist.«
    Ich öffnete meine Augen gerade so weit, daß ich einen
    Krieger in einem Schuppenpanzer und mit einem
    kegelförmigen Helm auf dem Kopf auf mich zukommen sah.
    Es war offensichtlich einer von denen, die den Legaten vorhin bewacht hatten und dann in die Flucht geschlagen worden waren. Er starrte wütend auf meinen

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