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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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und das nicht zu knapp. Ein letzter Festschmaus auf Zenos Kosten.«
    Ich aß selbst auch eine gewaltige Menge. Amalamena
    brachte ich persönlich ein vollbeladenes Tablett und forderte sie auf, etwas zu essen, nachdem sie eine Dosis
    Alraunwurzeln zu sich genommen hatte. Allerdings konnte ich sie nicht dazu zwingen, sehr viel zu sich zu nehmen.
    Dann wechselte ich, nach Swanildas Anweisungen, zum
    ersten Mal den Verband über dem Krebsgeschwür der
    Prinzessin. Ich mußte mich zunächst über ihre Einwände hinwegsetzen, sie könne dies immer noch allein tun.
    Während ich dann den Verband wechselte, drehte sie den Kopf zur Seite, nagte an ihrer Faust, machte ganz fest die Augen zu und zitterte am ganzen Körper, überwältigt von Verlegenheit und Scham.
    Als wir dann an diesem Morgen abreisten, schien die
    Prinzessin jedoch den festlichen Zug durch die Stadt zu genießen, vom Xenodokheion zum Goldenen Tor, während
    Bedienstete des Palastes vor und hinter unserer Truppe marschierten und in fröhlicher Lautstärke musizierten. Sie hatte an ihrer Seite der Karosse die Vorhänge
    zurückgezogen, um die Sehenswürdigkeiten sehen zu
    können und den Menschen zuzuwinken, die uns
    vorbeiziehen sahen, doch ließ sie die Vorhänge auf der anderen Seite zugezogen, wo angeblich ihre Zofe ritt. Daila führte den Zug an und sorgte, gemäß meinen Anweisungen, dafür, daß er viele Straßen und Avenuen entlang
    marschierte, viele Marktplätze überquerte und an etlichen Denkmälern vorbeikam.
    Wir verließen dann Konstantinopel und erreichten nach
    mehreren Tagen auf der Via Egnatia die Hafenstadt
    Perinthus. Von dort aus entschieden wir uns nicht für die Straße, auf der wir ursprünglich aus südlicher Richtung in die Stadt gekommen waren. Wir orientierten uns nun mehr nach Westen und stiegen zu den Tälern des Rhodope-Gebirges hinauf, durchquerten ein Randgebiet der Provinz Macedonia Secunda und erreichten die Stadt Pautalia in der Provinz Dardania. Nach unseren Informationen war diese Stadt für ihre heilsamen Mineralquellen berühmt. Viele Kranke und Krüppel aus allen Teilen des Imperiums suchen sie auf. Aus diesem Grund unterbrach ich unsere Reise hier für drei Tage und Nächte, in der Hoffnung, Amalamena
    möge von diesen Quellen profitieren, und die Prinzessin und ich zogen wieder in eine gut ausgestattete Herberge. In der dritten Nacht, die wir dort verbrachten, ereignete sich etwas völlig Unerwartetes - etwas, das Amalamena in der Tat von jenem verheerenden, qualvollen und todbringenden
    Aaswurm erlösen sollte. Doch vorher löschte es um ein Haar auch Veledas und Thorns Existenz aus.
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    Bis jetzt war uns noch nichts Verdächtiges aufgefallen, gegen das wir uns hätten verteidigen müssen. Doch Daila stellte, wie überall wo wir Halt machten, Wachposten auf und wies berittene Patrouillen an, die Umgebung wahllos zu durchstreifen. Unsere Unterkunft in Pautalia war so einfach zu bewachen wie jedes Lager, das wir im Freien
    aufgeschlagen hatten, da es sich bei Pautalia weniger um eine Stadt als um eine willkürlich verstreute Ansammlung von kleinen Häusergruppen handelte. Die zahlreichen
    heißen Quellen liegen ziemlich weit voneinander entfernt, was zur Folge hatte, daß sich um jede einzelne eine
    separate Gruppe von Gebäuden formiert hatte.
    Da wir alle mehr oder weniger immer in Sichtweite
    voneinander waren, wies ich die Prinzessin an, ab und zu tagsüber außerhalb ihrer Gemächer in Erscheinung zu
    treten, aber in Swanildas Kleidern und mit einem Tuch, das ihr helles Haar verbergen sollte, um den Vorwand
    aufrechtzuerhalten, daß eine Zofe das Häuschen mit ihr teilte. Bei Sonnenuntergang pflegte ich dann stets auffällig von meinem Quartier zu dem ihren zu schlendern, mein
    Schwert in der Hand und angetan mit Rüstung und Helm,
    um alle in dem Glauben zu lassen, daß ich auf ihrer
    Türschwelle oder am Fuße ihres Bettes schlief.
    Wie ich schon sagte, schlief ich in ihrem Bett und hielt sie jede Nacht in meinen Armen, bis sie fest eingeschlafen war.
    Ich war ihr auch bei ihrem Bad behilflich, weil die warmen und adstringierenden Mineralwässer sie mehr schwächten als jede körperliche Anstrengung. Zunächst lehnte sie es ab,, die Bäder zu nutzen, und bestand darauf, daß es
    genüge, sich nur mit einem Schwamm abzureiben.
    »Ich bitte dich«, sagte ich. »Wie uns die Einheimischen hier berichteten, hat jeder Besucher von Pautalia,
    angefangen mit Kaiser Trajan höchstpersönlich, die Heilkraft dieser

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