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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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selbst auch keine schlechten Kämpferinnen.«
    »Trotzdem... eine Dienerin, die zur Prinzessin...«
    »Ich hoffe, mein Dienstbotendasein hat mich nicht
    allzusehr verweichlicht. Tu einfach, was ich Dir sage. Und noch eins. Strabo wählt morgen bestimmt einen
    vertrauenswürdigen Wächter aus, an den er mich dann
    fesselt. Versuch' aber, so nah wie möglich bei mir zu sein.«
    »Keine Sorge«, sagte er. »Jeder wird morgen einen
    schweren Kopf haben nach dem Gelage heute nacht. Ich
    werde keine Schwierigkeiten haben, mich in der Nähe
    aufzuhalten. Und Swanilda, wir wollen beide beten, daß unser Plan gelingt. Wenn wir nicht fliehen können, werden wir den morgigen Tag ganz sicher nicht Überleben.«
    4
    Am nächsten Morgen zog ich Veledas edelste Gewänder
    an, benutzte teure Kosmetika und legte den wertvollen
    Schmuck an, den ich aus Novae mitgebracht hatte.
    Strabo erschien dann auch bald, ebenfalls prächtig
    gekleidet. Er trug statt der schweren Rüstung einen Mantel und eine Tunika aus feinem, leichtem Stoff; Schwertgehenk und Scheide waren mit Juwelen verziert. Er sah erstaunlich gepflegt aus, und sogar sein normalerweise völlig zerzauster Bart war hübsch gestutzt und glatt gekämmt. Er legte den Kopf schief, um mich von Kopf bis Fuß mit jedem Auge
    einzeln zu mustern, rieb sich die Hände, grinste und sagte warm:
    »Amalamena, ich bin wirklich froh, daß es Euch erst
    morgen an den Kragen geht. So schön und verführerisch
    habe ich Euch noch nie gesehen. Wenn der Wettstreit in der Arena unseren gemeinsamen Blutdurst gestillt hat, genießen wir bestimmt unser eigenes privates Fest heute abend. Ich werde es jedenfalls ganz sicher genießen. Wirklich zu
    schade, daß es das letzte Mal sein muß.«
    »Falls nicht Freya oder Tyche oder eine andere
    Glücksgöttin sich dazu herabläßt, mir vorher zuzulächeln«, sagte ich.
    »Ach ja, falls der überfällige Ocer plötzlich auftauchen sollte. Doch ich fürchte, daß Eure Gnadenfrist rapide abläuft.
    Kommt, sollen wir jetzt aufbrechen, um uns das Gemetzel anzusehen, nach dem es Euch so gelüstet?«
    Er gab dem bewaffneten Soldaten, den er bei sich hatte, einen Wink, worauf der Mann die eiserne Handschelle eines Sklaven um mein rechtes Handgelenk schloß. Die Kette war bereits an einer identischen Handschelle befestigt, die der Mann an seinem linken Handgelenk trug.
    Als wir unsere Plätze im Amphitheater eingenommen
    hatten schwenkte Strabo träge ein weißes Tuch, worauf sich die Tore in dem Mauerrund der Arena öffneten. Von ihren zahlreichen bewaffneten Wächtern gestoßen, strömten die herulianischen Gefangenen auf den Sandplatz. Jeder Mann war splitternackt bis auf einen blauen oder grünen
    Farbklecks auf seiner Brust, um deutlich zu machen,
    welchem der beiden Stämme er angehörte. Aus den
    verschiedenen Stämmen wurden zwei Gruppen gebildet, die sich in der Arena gegenüberstanden. Jeder Mann trug ein römisches Gladiatoren-Kurzschwert aber kein Schild, was bedeutete, daß es zwangsläufig ein schrecklicher und
    blutiger Nahkampf werden würde.
    Strabo gab ein weiteres Zeichen. Die Wächter gingen
    durch die Tore der Arena hinaus und verriegelten sie so, daß keiner der Wettkämpfer fliehen oder sich verstecken konnte.
    Die Herulianer liefen auf ihren jeweiligen Seiten der Arena durcheinander und besprachen offenbar untereinander die Lage, andere zeigten auf die Männer, die ihnen gegenüber standen und mit einer anderen Farbe beschmiert waren.
    Doch nach kurzer Zeit drehten sie sich alle um und schauten zum Podium. Das Stadtvolk auf seinen Sitzen tat es ihnen gleich und begann zu schreien: » Letfairweitlgaggan! « - und drängten Strabo, »das Vergnügen beginnen zu lassen«. Ich wandte mich ebenfalls um, doch nur, um einen Blick auf Odwulf zu erhäschen. Er gab mir durch sein Kopfnicken zu verstehen, daß er meine Anweisungen befolgt hatte, und schnitt dann eine Grimasse, die besagen sollte: »Wir können nur abwarten und hoffen.«
    Strabo lächelte und ließ mutwillig noch einige Zeit
    verstreichen, um seine gierigen Untertanen etwas auf die Folter zu spannen. Dann erhob er sich träge von seinem Lager und trat an die Brüstung des Podiums, um das Wort an die Gladiatoren zu richten. Falls diese Männer Strabo vorher noch nie persönlich gesehen hatten, waren sie sicher äußerst erstaunt zu beobachten, daß es ihm möglich war, gleichzeitig beide Kompanien zu fixieren. Seine Rede
    bestand größtenteils aus dem, was ich zuvor zu ihm gesagt hatte:

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