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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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gelangte ich schließlich nach Durostorum, eine römische Festungsstadt, die einen Flußhafen für Handelsschiffe hat und wo eine Versorgungsbasis für die moesische Flotte ist. Ich war von der Provinz Skythien wieder in Theoderichs zumindest
    nominelles Herrschaftsgebiet Moesia Secunda gelangt. Die am Flußufer gelegene Festung war der Sitz der Legio I
    Italica, die, ungeachtet ihres Namens, eine Legion von Zenos Östlichem Imperium war. Sie bestand zudem
    größtenteils aus Ausländern -
    Ostgoten, Alemannen,
    Franken, Burgundern und Abkömmlingen anderer
    germanischer Stämme. Alle diese Männer betrachteten sich ausschließlich als »römische Legionäre«, und die Ostgoten unter ihnen waren weder Anhänger Strabos, noch
    Theoderichs.
    Sie hielten mich für einen Boten aus Skythien - offenbar war aus dem Norden kein anderer vor mir da gewesen - und eskortierten mich unverzüglich zum Praetorium ihres äußerst kompetent wirkenden Vorgesetzten, Celerinus, bei dem es sich um einen echten Römer handelte, was bedeutete, daß er in Italien geboren war. Er nahm ebenfalls an, daß ich eine Art Kurier sei, und empfing mich äußerst herzlich. Ich übermittelte ihm die einzige Botschaft, zu der ich befugt war: daß Thiudareichs Triarius tot und seine Hafenstadt
    Constantiana am Schwarzen Meer ein Schlachtfeld war.
    Celerinus war als langjähriger Soldat entweder gewohnt, öfter erstaunliche Neuigkeiten überbracht zu bekommen, oder er war darin geübt, sich bei solchen Gelegenheiten ganz gelassen zu geben. Er zog lediglich die Augenbrauen in die Höhe und schüttelte den Kopf. Doch dann erzählte er mir großzügig die neuesten Nachrichten, die er aus dem Westen gehört hatte. Und in der Tat handelte es sich dabei um erfreuliche Neuigkeiten.
    Thiudareichs, der Amaler, mein Theoderich, hatte erfolgreich einen Vertrag mit Kaiser Zeno ausgehandelt. (Ich dankte den Göttern schweigend, aber inbrünstig; Swanilda war tatsächlich mit dem Vertrag sicher zu Theoderich
    gelangt und Zeno hatte ihn nicht für nichtig erklären können.) Daraufhin hatte Celerinus einen großen Trupp seiner
    eigenen Italica-Legion flußaufwärts nach Singidunum
    entsandt. Theoderich hatte die Stadt formell an seine Leute abgetreten - und damit an Kaiser Zeno, der in Kürze viele weitere Truppen entsenden würde, um die Stadt gegen
    zukünftige Angriffe durch irgendwelche Barbaren schützen zu können.
    Im Moment, sagte Celerinus, halte sich Theoderich in
    seiner Heimatstadt Novae auf und sei im Begriff, seine verschiedenen ostgotischen Streitkräfte neu zu gruppieren und einzuteilen, um zu verteidigen, was nun unwiderruflich ihre Ländereien in Moesia seien. Man erwarte, daß Theoderich als nächstes die Befehlsgewalt übernehmen
    würde, die Zeno ihm zugestanden hatte: Magister militum praesentalis aller militärischen Einheiten, einschließlich seiner Legio I Italica, die die Donau-Grenze des Imperiums sicherten. Celerinus sagte - und es klang aufrichtig -, er freue sich darauf, seinem neuen Oberbefehlshaber den
    Treueeid zu leisten.
    »Thorn lebt! Das Gerücht war also doch wahr!«
    Das waren Theoderichs frohlockende Worte, als ich das
    Thronzimmer betrat, wo ich Amalamena zum ersten Mal
    gesehen hatte. Offensichtlich war ich erkannt worden, als ich durch die Stadt ritt, und die Neuigkeit war zum Palast von Novae vorgedrungen. Außer dem König erwarteten mich
    noch vier weitere Leute, um mich willkommen zu heißen.
    Als ich meinen Arm in dem steifen gotischen Gruß nach
    oben streckte, schlug ihn Theoderich lachend wieder nach unten. Wir umklammerten gegenseitig unsere rechten
    Handgelenke in der kameradschaftlicheren römischen Art, umarmten uns dann wie Brüder nach einer langen Trennung und riefen fast einstimmig: »Es tut gut, dich wieder zu sehen, alter Freund!« Zwei der Männer in dem Raum grüßten mich mit erhobenem Arm, ein anderer Mann nickte mir ernst zu und eine junge Frau lächelte mich verlegen an. Alle
    wiederholten Theoderichs warmen Willkommensgruß:
    »Wailagamotjands!«
    »Nun«, sagte ich zum König, »du scheinst fast alle, die mit dieser Mission zu tun hatten, hier versammelt zu haben.«
    Der Mann mittleren Alters, der mich mit erhobenem Arm
    begrüßt hatte, war der andere Marschall Saio Soas. Der viel ältere Mann, der mir nur zugenickt hatte, war Lekeis Frithila.
    Die hübsche junge Frau war Swanilda. Der junge Mann, der auch den Arm zum Gruß erhoben hatte, war mir unbekannt, doch nahm ich an, daß es sich bei ihm um

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