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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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und ließ eine Schwadron Soldaten zurück, die für Ordnung sorgen sollten. Ich blieb immer lange genug, um mich davon zu überzeugen, daß die Minen auch nach meiner Abreise
    zufriedenstellende Erträge abwerfen würden.
    Rom war in seiner großen Zeit Knotenpunkt eines Netzes von Handelsstraßen gewesen, die ganz Europa überzogen.
    Als Theoderich die Macht übernahm, war nur noch eine
    dieser Straßen in ständigem Gebrauch, und zwar der
    Salzweg zwischen Ravenna und dem Salzkammergut.
    Theoderich, dem viel daran lag, den einst lebhaften
    Handelsverkehr wieder zu beleben, befahl mir, den Ausbau der Straßen in die Hand zu nehmen, ein Unterfangen, das mich mehrere Jahre beschäftigte.
    Die Wiedereröffnung der west-östlichen Handelsstraße,
    die von Aquitanien bis zum Schwarzen Meer weitgehend
    durch zivilisierte Provinzen und Nationen verlief, erwies sich als relativ einfach. Viel schwieriger war der Bau einer Handelsstraße, die die Länder nördlich der Donau bis hinauf zum Sarmatischen Meer, erschloß. Auf meiner ersten Reise nach Norden begleitete mich ein größerer Trupp Reiter, allerdings keine Legionäre, sondern ostgotische und andere germanische Krieger. Hätten wir wie eine römische
    Invasionstruppe ausgesehen, wären wir sicherlich auf viel Widerstand gestoßen. So aber war es uns möglich, die
    kleinen Könige und Stammeshäuptlinge entlang der Route davon zu überzeugen, daß wir ihresgleichen waren,
    Abgesandte des großen Stammesfürsten Theoderich (oder
    Dietrich von Bern, wie viele ihn jetzt nannten), dessen einzige Absicht darin bestand, eine Straße durch ihr Land zu führen, sowohl zu ihrem als auch zu seinem Vorteil. Nur drei oder vier dieser hinterwäldlerischen Regenten brachten Einwände vor, und nur einer oder zwei drohten mit
    Waffengewalt. Wir lösten das Problem, indem wir einen
    Umweg um ihre kleinen Reiche machten. In bestimmten
    Abständen entlang unserer Route ließ ich ein paar Soldaten mit der Anweisung zurück, Wachposten aufzubauen und
    einheimische Krieger zu ihrer Hilfe zu verpflichten. Auf einer zweiten, sehr viel langsameren Reise entlang derselben Route brachte ich nicht nur weitere Truppen mit, sondern auch eine beträchtliche Anzahl von Bauern mit ihren
    Familien, die der Wunsch trieb, ihr Glück in fernen und nur wenig besiedelten Gegenden zu suchen. Jeweils ein bis drei Familien ließen sich an einer günstigen Stelle an der Straße nieder und gründeten dort Herbergen und Ställe, erste
    Ansiedlungen, um die sich später häufig größere
    Gemeinschaften bildeten.
    Noch bevor ich auf der ersten dieser beiden Reisen die Stadt Pomore an der Wendischen Bucht erreichte, hatten mir andere Reisende bereits die Nachricht zugetragen, die Rugier würden schon lange nicht mehr von Königin Giso
    regiert. Giso hatte ihren königlichen Ehemann nicht lange überlebt. Der junge Erarich, ein Neffe des toten Fewa-Feletheus, war ihr auf den Thron gefolgt. Erarich, dem meine Ankunft angekündigt worden war, empfing mich mit offenen Armen. Er war wie Theoderich sehr erpicht darauf, endlich einen ganzjährig benutzbaren Handelsweg zwischen beiden Ländern zu haben. Wie ich wußte, war die Weichsel, die Hauptverbindung der Rugier ins Innere Europas, während des langen nordischen Winters unpassierbar, und selbst im Sommer machte die starke Strömung des Flusses die Reise nach Süden zu einem langsamen, mühseligen
    Unternehmen.
    Erarich stellte uns eine ganze Anzahl an rugischen
    Soldaten sowie kaschubische und wilzische Bauern zur
    Verfügung. Die Soldaten bauten Wachposten auf, während slowenische Bauern die Straße freiräumten und einebneten und Unterkünfte für die Reisenden errichteten. Die
    Slowenen, nur für harte Arbeit tauglich, kehrten später wieder nach Pomore zurück und wurden durch rugische
    Bauersfamilien ersetzt, denen die Bewirtschaftung der
    Einrichtungen aufgetragen wurde.
    Bald schon blühte der Handel auf den neuen
    Handelsstraßen von Norden nach Süden und von Osten
    nach Westen wie zu den glorreichsten Tagen des römischen Imperiums. Viele kleinere Straßen und Seefahrtswege
    führten diesen Hauptschlagadern des Handels die Produkte und Erzeugnisse von fremden Völkern, die an den
    entferntesten Küsten des Germanischen, des Sarmatischen und des Schwarzen Meeres siedelten -, Waren aus
    Britannien, Schottland, Skandinavien, dem Kaukasus, von der Krim, selbst Seide und andere rare Schätze aus dem Land der Chinesen zu. Inzwischen brachten die Schiffe, die auf

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