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Der Greif

Der Greif

Titel: Der Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Jennings
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selbstsüchtigen Gelüste zurückging. Schließlich war es das einzige Heilmittel, das den guten Gudinand von seinem heimtückischen Leiden zu befreien vermochte.
    »Zufälligerweise«, fing ich an, »kenne ich eine erst kürzlich in Constantia eingetroffene junge Frau. Und ich kann für dich ein Treffen mit ihr arrangieren.«
    »Wirklich? Das könntest du?« sagte er eifrig. Dann flog ein Schatten über sein Gesicht. »Aber sicherlich hört sie alles über mich, bevor ich...«
    » Ich werde ihr alles von dir erzählen. Und du wirst keine Zeit mit langwierigem Hofieren oder ausgefeilten
    Verführungskünsten vertun müssen. Sie würde sich sowieso nicht in dich verlieben. Sie hat geschworen, sich niemals mehr zu verlieben. Aber sie wird sich gerne zu dir legen, und es so oft tun, wie es nötig ist, dich von der Fallsucht zu kurieren.«
    »Was?« rief Gudinand ungläubig aus. »Warum im Namen
    Gottes sollte sie das tun wollen?«
    »Ein Grund ist, daß sie keine Schwangerschaft fürchtet.
    Ihr Medicus hat ihr vor langer Zeit versichert, daß sie unfruchtbar ist. Einer anderer Grund ist, daß sie es mir zum Gefallen tun wird.«
    »Was?« rief der absolut fassungslose Gudinand aus.
    » Warum? «
    »Weil ich dein Freund bin und sie meine Schwester ist.
    Meine Zwillingsschwester.«
    »Liufs Guth«, schrie Gudinand. »Du willst deine eigene Schwester verkuppeln?«
    »Ne. Das braucht es nicht. Ich habe dich ihr gegenüber den ganzen Sommer lang in höchsten Tönen gelobt, sie
    kennt also deine vielen guten Eigenschaften. Und sie hat dich gesehen, wenn du mich gelegentlich nach Hause
    begleitet hast. Sie weiß also, daß du anziehend bist. Vor allem aber ist sie ein sehr warmherziger Mensch und würde alles tun, um dein Leid zu lindern.«
    »Wie konnte sie mich sehen, ohne daß ich sie sah? Ich
    wußte nicht einmal, daß du eine Schwester hast. Wie heißt sie?«
    »Ahm... ehm... Juhiza«, sagte ich, der erste weibliche Name, der mir einfiel. Er war während einer Unterhaltung mit dem Schankwirt Dylas in Basilia gefallen. »Wie ich selbst ist Juhiza dem alten Mann Wyrd, den du getroffen hast,
    anvertraut. Er ist sehr streng mit ihr. Ihr ist es verboten, auch nur einen Fuß aus unseren Räumen zu setzen, bevor wir
    alle drei bereit sind, von hier abzureisen. Sie hat dich von ihrem Fenster in der Herberge aus gesehen. Jetzt aber, da Wyrd die Stadt verlassen hat, werde ich seine Befehle
    mißachten und es so einrichten, daß du sie treffen kannst.
    Juhiza wird diesen Fehltritt genausowenig wie ich jemals unserem Beschützer beichten. Und du wirst uns wohl kaum verraten. «
    »Natürlich nicht«, sagte Gudinand benommen. »Aber...
    aber wenn sie deine Zwillingsschwester ist... so jung
    noch...«
    »Leider«, sagte ich mit bedrückter Stimme, »nicht mehr jung genug, um noch im Besitz ihrer Jungfräulichkeit zu sein.
    Sie hat eine unglückliche Liebe hinter sich, mit einem ihrer Erzieher, der sich als treulos erwies und eine andere
    ehelichte. Das ist auch der Grund, warum unser Beschützer sie so streng bewacht. Und es ist der Grund dafür, daß sie gelobt hat, niemals mehr zu lieben.«
    »Nun...«, sagte der angesichts dieser glücklichen Aussicht strahlende Gudinand. »Wahrscheinlich ist es besser, wenn sie keine Jungfrau mehr ist, dann weiß sie... ehm... was zu tun ist.«

»Das will ich wohl sagen. Sie sollte dir eine sehr kundige Lehrerin für deine, wie du es nennst, Initiation sein. Du wirst später anderen Frauen ein besserer Liebhaber sein, wenn dein Übel kuriert ist und du andere Frauen haben kannst.«
    »Liufs Guth«, flüsterte Gudinand zu sich selbst. Dann
    sagte er laut: »Nicht daß es wichtig wäre, aber... ist sie hübsch?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Welcher Bruder kann schon seine eigene Schwester bewundern oder einschätzen? Aber Juhiza ist meine Zwillingsschwester, und die Leute sagen, wir würden uns sehr ähnlich sehen.«
    »Und du siehst gut aus. Nun... , was soll ich sagen,
    Thorn? Falls Juhiza diese äußerste Gunst einem absolut Fremden wirklich erweisen will, dann kann ich ihr nur danken und sie segnen. Und dich ebenfalls. Wie sollen wir das Treffen einrichten?«
    »Warum nicht hier, in diesem Wäldchen?« schlug ich vor.
    »Hier gibt es keine neugierigen Ohren. Und es könnte
    bedeutsam sein vielleicht sogar die Krankheit schneller und sicherer heilen -
    wenn ihr hier an diesem Ort
    zusammenkommt, wo ich erstmals dein Leiden bezeugen
    konnte. Wer weiß? Vielleicht war das dein letzter Anfall?

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