Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers
wurde sich der Tatsache bewusst, dass Fürst Bertaud etwas zu ihr gesagt hatte. Sie war so verlegen, dass sie errötete, denn sie wusste überhaupt nicht, wie seine Worte gelautet hatten. Mairin konnte nur hilflos die Achseln zucken; das Mädchen sprach natürlich kein Terheien und hatte vermutlich sogar Schwierigkeiten, das von einem starken Akzent geprägte Praken des Fremden zu verstehen.
»Verzeihung?«, sagte Tehre ... ehe sie bemerkte, dass sie Praken gesprochen hatte. Sie stockte und suchte nach einer ähnlichen Wendung in Terheien.
»Nein«, entgegnete Fürst Bertaud jedoch und bediente sich des gleichen Ausdrucks wie sie: »Verzeihung, werte Dame Tehre; ich wollte nicht, ah ...« Er schien frustriert, sprach etwas auf Terheien und fügte auf Praken hinzu: »Ihr wart in Gedanken versunken. Ich hatte nicht vor, Euch zu belästigen.«
»Das spielt überhaupt keine Rolle«, erwiderte Tehre rasch und suchte dann nach dem richtigen Ausdruck in Terheien. Fürst Bertaud nickte jedoch höflich, hatte sie also offensichtlich verstanden. Tehre fragte sich, wie sie ihm erklären sollte, dass sie stets dazu neigte, über etwas nachzusinnen, weshalb er nie in der Lage sein würde, mit ihr zu reden, wenn es ihn bekümmerte, ihre Gedanken zu unterbrechen. Zumal sie sich konzentrieren musste, um Terheien zu sprechen. Wenn man Sprache als etwas Geschaffenes betrachtete, bestehend aus Wörtern und Satzbau und den Gedanken dahinter, folgte dann nicht daraus, dass Schaffende fähig sein müssten, irgendwie mit Sprache zu arbeiten? Na ja, linularine Rechtskundige taten das in gewisser Weise, wenn auch als Werkzeug und weniger als Erzeugnis.
Gerent wäre der perfekte Kandidat gewesen, um über diese Idee zu diskutieren: Er hätte gewusst, ob der eine oder andere bedeutende Philosoph sich darüber schon Gedanken gemacht hatte. Wahrscheinlich hätte er sogar gewusst, ob ein kleiner, wenig bekannter Philosoph es getan hatte. Oder ein Dichter. Vielleicht ganz besonders ein Dichter ... Sie fragte sich, wo Gerent gerade steckte und ob er mit Beguchren Teshrichten irgendeine sonderbare philosophische Idee erörterte. Sie blinzelte und seufzte und blickte durch den dünnen Vorhang zum Fenster hinaus. Dabei stellte sie fest, dass die Fahrt gerade durch die Dörfer und weitläufigen Gehöfte entlang der westlichen Straße führte. Bald würden sie eine kleine Landstraße erreichen, die sie nach Norden führte ...
»Meine Dame Tehre«, sagte Mairin in diesem geduldigen Tonfall, der anzeigte, dass Tehre etwas vergessen hatte. Tehre blinzelte sie an. Das Mädchen fuhr fort: »Fürst Bertaud möchte dir ...« Sie brach ab, weil Tehre einen bestürzten Ruf ausstieß.
Sie wandte sich an den Fürsten aus Farabiand. »Ich bin immer abgelenkt«, entschuldigte sie sich. »Bitte verzeiht mir.« Sie konzentrierte sich auf ihr Terheien und fragte sorgfältig: »Was habt Ihr für mich?«
Fürst Bertaud zeigte ihr die kleine Karte, die er mitgebracht hatte, und drehte sie so, dass Tehre darauf lesen konnte. »Wo?«, fragte er.
Tehre beugte sich vor und studierte die Karte interessiert. Sie wies nicht genug Einzelheiten auf, um die Nebenstraßen in der Umgebung Breidechbodas zu zeigen; man fand auf ihr nur die großen Städte und bedeutenderen Kleinstädte. Und natürlich den Fluss, denn es war der Teschanken, der dem Süden Casmantiums Leben und Wohlstand spendete.
Tehre stützte sich mit einer Hand auf die Sitzbank, um dem leichten Ruckeln der Kutsche zu begegnen. »Hier«, erklärte sie und zeigte dem fremden Herrn ihre ungefähre Position. »Wir fahren hier. Und gleich dort entlang. Nach Norden zur Flussstraße. Dann nach Dachseit.«
»Dachseit«, wiederholte Fürst Bertaud, um seine Aussprache zu prüfen. Seine Zunge verlieh dem Namen einen seltsamen weichen Klang, der sich eher nach »Dascheit« anhörte. Er blickte Tehre mit hochgezogenen Brauen an und lächelte leicht über die eigene fehlerhafte Aussprache.
»Dachseit«, sprach Tehre erneut, artikulierte den Namen langsam und sorgsam und betonte die Unterteilung der Silben. »Dachseit.« Sie wurde es leid, sich so unbeholfen vorzubeugen, und wechselte die Sitzbank, um neben dem Fremden zu sitzen, wobei sie den Kopf einzog, um ihn nicht am niedrigen Dach der Kutsche zu stoßen. Sie hielt sich dabei ungeschickt am Fenster fest, als das Fahrzeug holperte.
Fürst Bertaud zog überrascht die Brauen hoch, packte Tehre aber an der Hand, um ihr beim Wechsel des Sitzplatzes Halt zu geben.
Sie
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