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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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sank auf den Platz neben ihm und zeigte ihm die Städte auf der Karte. Sie fing im Südwesten Casmantiums an und arbeitete sich nach Osten und Norden vor. Sie betonte jeden Ortsnamen sorgfältig und langsam und legte Pausen ein, damit Fürst Bertaud jeden Namen nachsprechen konnte, ehe sie zum nächsten fortfuhr. »Ruchan. Abraikan. Weirachboda. Wenenboda. Breidechboda. Dachseit. Geirand ... das kommt, hmmm, dicht heran? Dicht an Terheien, ja?«
    »Ja«, pflichtete ihr Fürst Bertaud bei und schien dankbar, dass wenigstens einer der Namen relativ einfach aussprechen konnte. »Die anderen, nein.« Er schüttelte traurig den Kopf. »So schwer zu sprechen! Es müsste einen Weg geben, leicht zu lernen. Leichter?«
    »Leichter«, erklärte ihm Tehre und fragte sich dann, ob es, wenn man Wörter als Baustoff betrachtete und Sprachen als Mechanismen ... den Satzbau als Bindeglieder ... hmm. Wenn man einen Mechanismus konstruierte, bestand der Kniff darin, ihn vor Augen zu sehen, ihn komplett im Kopf zu haben, während die eigenen Hände an den Materialien arbeiteten. Die klare und gebündelte Absicht des Schaffenden war es, was ein geschaffenes Ding mit Qualität versah. Was wäre das Äquivalent dieser gebündelten Absicht, wenn man mit etwas Ungreifbarem wie Sprache arbeitete? Unvermittelt fragte sie: »Orte in Farabiand? Namen?«
    Fürst Bertaud sah sie verwirrt an.
    »Könnt Ihr mir ... Namen aus Farabiand geben ... nennen?« Tehre fragte sich, wie sie ihr Anliegen deutlicher ausdrücken konnte, aber einen Augenblick später schien er verstanden zu haben, worauf sie hinauswollte.
    »Terabiand«, sagte er folgsam. »Bered, Taland, Nedscheid, Sepes, Niambe, Sierhanan, Sihannas, Annand, Tamiaon ...«
    Tehre hob eine Hand und unterbrach so seine Aufzählung, damit sie nachdenken konnte. Wörter und Syntax ... ja, aber noch etwas mehr. Sie meinte nicht direkt »Aussprache«. Stil, könnte man sagen. Wie der Stil des Palastes in Breidechboda: ganz massives Mauerwerk und Strebebögen und Architrave, Letztere stur geradlinig errichtet, obwohl jedermann sehen konnte, dass sie irgendwann bersten würden. Dieser aggressive, wuchtige Stil unterschied sich gänzlich von den anmutigen und bescheidenen Holzhäusern des waldigen Nordens. Hmm. Wörter und Syntax und Stil ... Man würde solche Abstraktionen nicht mit mathematischen Gleichungen ausdrücken, aber vielleicht fand man einen Weg, um die Bestandteile einer Sprache in einer relativ präzisen Form auszudrücken. Hmm ...
    Tehre kehrte blinzelnd in die Gegenwart der Kutsche zurück, als Mairin ihre Hand berührte. Sie stellte fest, dass sie nicht mehr fuhren. Mit hochgezogenen Brauen warf sie dem Mädchen einen fragenden Blick zu.
    »Wir haben hier ein Bauernhaus«, erklärte Mairin und versteckte ihr Lächeln nicht ganz. »Es ist schon nach Mittag. Möchtest du essen?« Es wurde deutlich, dass Mairin strenge Anweisungen von Fareine erhalten hatte, auf Tehres Ernährung zu achten.
    »Wir haben hier ein Haus, wo sie Essen verkaufen«, ergänzte Fürst Bertaud und schien sich, wie sein Tonfall andeutete, damit zu entschuldigen. »Wenn Ihr wünscht, halten wir hier eine Zeit lang, ja?«
    Sein Tonfall deutete an, dass dieser Halt von Tehre abhing – dass die Fahrt auch einfach fortgesetzt werden konnte, wenn sie wollte. Aber letztlich war es Bertauds Kutsche. Außerdem war Tehre tatsächlich hungrig: Jetzt, wo sie Gelegenheit hatte, darüber nachzudenken, spürte sie das. Sie gestattete es Fürst Bertaud, erst ihr und dann Mairin aus der Kutsche zu helfen, und betrachtete dann das Bauernhaus mit seinen auf Böcken ruhenden Tischen und langen Bänken. Offenkundig kamen hier viele Reisende vorbei, und der Bauer – oder seine Frau – hatte beschlossen, den größten Nutzen aus dem regen Verkehr auf der Straße zu ziehen, die günstigerweise dicht an ihrem Haus vorbeiführte. Und Bertauds Kutsche war nicht die einzige, die für eine Mittagspause hier gehalten hatte. Auf den Tischen häuften sich schon Gerichte und lockten die Reisenden mit verführerischen Düften von bratendem Fleisch und frisch gebackenem Brot.
    Sie setzten sich an einen der Tische, und rasch kamen ein paar Frauen, die damit begannen, ihnen Essen zu bringen. Eine von ihnen wandte sich Fürst Bertaud zu, der sich kurz mit ihr unterhielt.
    »Habt Ihr die Frauen hier bezahlt?«, fragte Tehre den Fürsten.
    »Ihr seid meine, ah, meine ...«
    Gäste, wollte er wohl sagen, wie Tehre vermutete. »Keineswegs«, widersprach

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