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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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gesehen hatten, was es zu bedeuten hatte, ob es denn wirklich ein Greif gewesen war, was das wiederum zu bedeuten hatte und ob er wohl zurückkam und was er denn täte, falls er zurückkäme? Auch in Fürst Bertauds Lager stellten alle die gleichen Fragen. Außer, wie Tehre feststellte, dem Fürsten selbst. Der Fremde schenkte niemandem Aufmerksamkeit. Seine Miene war erstarrt und ausdruckslos, so undurchschaubar wie die des Greifen. Er stand vollkommen reglos da und starrte flussabwärts dem Greifen nach.

Kapitel 9
    Just als die Sonne aufging, führte Beguchren Gerent auf den kleinen leeren Hof des Gasthauses und sah dann mit ausdrucksloser Geduld zu, wie ihre Pferde gesattelt und herangeführt wurden. Keiner der wenigen übrigen Gäste war schon aufgestanden, obwohl das Personal bereits seinen morgendlichen Aufgaben nachging. Ein Mädchen brachte gerade frisches Brot von einem örtlichen Bäcker, kam schüchtern herüber und bot Beguchren und Gerent einen Laib an. Sie wagte nicht, Beguchren anzusprechen, sondern reichte Gerent das warme Brot und lächelte dabei schüchtern. Der Gastwirt persönlich kam mit den Stalljungen zum Vorschein, die Beguchrens schwarze Stuten führten, denn er hatte persönlich sichergestellt, dass die Pferde ungeachtet der frühen Stunde bereit sein würden. Wahrscheinlich hatte die Geschichte von den toten Banditen, die sie ein paar Meilen weiter südlich zurückgelassen hatten, dazu geführt, dass man sich mit ganz besonderer Aufmerksamkeit um sie sorgte. Obwohl vielleicht schon Beguchrens unerschütterliche Gelassenheit und seine teuren Ringe dafür gereicht hätten.
    So verließen sie die Anlegestelle fast unter den gleichen Bedingungen, unter denen sie hier eingetroffen waren: in bleichem mattem Licht. Der Fluss war in der Düsternis kaum zu erkennen; er zeichnete sich nur als schwarzes, glattes Band ab und ließ ein leises Plätschern vernehmen. Der dicke Sichelmond stand noch am Himmel, und die Zwillingstöchter glommen an einer seiner scharfen Spitzen.
    Das war der Augenblick, an dem sie beide ihre ersten Greifen sahen. Gerent hätte nie gedacht, dass die Greifen ihre Wüste verließen und sich so weit in das Land der Menschen hinauswagten. Er bemerkte jedoch sofort, dass Beguchren keineswegs überrascht war.
    Es waren fünf Greifen. Sie flogen hoch – so hoch, dass man sie beinahe mit Adlern hätte verwechseln können, nur dass sie irgendwie überhaupt nicht nach Adlern aussahen. Sogar auf diese Entfernung blitzte das Sonnenlicht auf ihnen, als bestünden sie aus Gold und Kupfer und Bronze; aber das war es nicht, was die Aufmerksamkeit weckte. Das geschah noch mehr durch die Art und Weise, wie der Himmel über ihnen funkelte und sich veränderte – und da war etwas an der Art und Weise, wie selbst der Wind beinahe zu glitzern schien, während er mit den Federn der Schwingen spielte. Die Kreaturen flogen wie Gänse im Herbst in einer schmalen Keilformation. Sie legten einen langen Bogen zurück, der sie aus dem Südwesten nach Nordosten führte. Sie konnten also nicht aus der Wüste kommen – nicht, wenn sie sich aus Südwesten näherten. Falls sie jedoch auf dem Rückweg zu ihr waren, befanden sie sich seltsam weit östlich und waren noch weiter nach Osten unterwegs.
    Gerent starrte ihnen nach, bis sie in der Ferne verschwanden. Dann riss er sich mit Mühe vom Anblick des Himmels los und drehte sich zu Beguchren um.
    Der Magier sah ihn nicht an. Er starrte weiter zum Himmel und hinter den Greifen her. Sein Ausdruck war so undeutbar wie eh und je, aber er presste die Lippen zusammen, und Spannungslinien hatten sich rings um die Augen ausgebreitet und gaben Hinweis darauf, dass er nicht ganz so gelassen war, wie es schien. Er hielt den Zügel seiner Stute so fest gepackt, dass die Handknöchel weiß hervortraten. Während Gerent ihn ansah, lockerte er den Griff am Zügel wieder und legte eine Hand auf den Sattelknauf. Er tat es scheinbar, um das Gleichgewicht zu halten – oder um möglicherweise einfach nur Halt zu finden, denn er beugte sich jetzt vor und senkte den Kopf über den Hals der Stute, als hätte ihn auf einmal die Müdigkeit gepackt.
    »Geht es Euch gut?«, fragte Gerent vorsichtig.
    Beguchren blickte nicht auf. »Natürlich.«
    Gerent schwieg. Dann sagte er zögernd: »Es überrascht mich, sie so weit im Süden zu sehen. Oder so weit im Osten.«
    Der Magier richtete sich im Sattel auf, bog die Schultern nach hinten, hob den Kopf und antwortete nur: »Ja.« Sein

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