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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Teezubehör bereitstellte.
    Gerent bedankte sich mit ernster Miene und ermöglichte ihr, die Flucht zu ergreifen. Das Zimmer war an diesem Sommerabend stickig und heiß, aber verglichen mit der feindseligen Hitze, die von den Schwingen der Greifen ausging, fühlte es sich geradezu behaglich und natürlich an. War Beguchren nicht schon etwas weniger blass? Lag ein Hauch von Spannung in den kleinen Händen, die so reglos auf der Decke lagen? Gerent stellte sich vor, dass es so sei – vielleicht bildete er sich das aber auch nur ein und erblickte nur das, was er sehen wollte. Er beobachtete genau, wie Beguchren atmete, und war überzeugt, dass die Atemzüge inzwischen tiefer und entspannter gingen und nicht mehr so schnell und flach kamen wie durch Schock und Schwäche.
    Plötzlich öffnete Beguchren die Augen. Er blinzelte. Eine leichte, verdutzte Falte bildete sich zwischen den Augenbrauen.
    »Sachte«, murmelte Gerent. »Wir sind im Gasthof von Metichteran. Wir bleiben jetzt doch über Nacht hier. Morgen früh mieten wir eine Kutsche oder so was.«
    Ein leises Lächeln umspielte Beguchrens Lippen. »Lautet so der Plan?«
    »Inzwischen ja. Trinkt etwas Tee.« Er überließ es Beguchren, die Tasse selbst in die Hand zu nehmen, hielt sich aber bereit, notfalls helfend einzugreifen. Der Magier konnte die Tasse anheben, doch als er sie wieder absetzen wollte, zitterte ihm die Hand heftig; Gerent schloss selbst die Finger um die Tasse und Beguchrens kleinere Hand und lenkte sie so wieder auf das Tablett, das auf dem Nachttisch stand. Beguchren schien diese Hilfestellung gar nicht zu bemerken. Gerent äußerte sich natürlich nicht dazu.
    »Morgen früh geht es mir wieder gut genug«, murmelte der Magier.
    »Es sei denn, es fliegen wieder Greifen über uns hinweg.«
    »Ja«, stimmte ihm Beguchren in abwesendem Tonfall zu. »Dagegen muss ich etwas unternehmen.«
    Gerent wartete, aber der Magier schien nicht geneigt, ihm Einzelheiten über dieses »etwas« darzulegen, das er vielleicht unternahm. Einen Augenblick später teilte Gerent ihm mit: »Wir haben hier Brühe und Brot. Mit Honig.«
    Erneut zeigte sich ein leises Lächeln. Es war überhaupt nicht undurchschaubar, wie Gerent fand: Dieses Lächeln drückte einen reumütigen Humor des Selbsttadels aus; einen strengen bitteren Stolz ebenso wie die Kenntnis von der Torheit des Stolzes; ein schwaches, kaum wahrnehmbares Echo der Mühe, die es bereitete, ihn zu unterdrücken. Wann hatte Gerent die Fähigkeit erworben, das Lächeln des kleinen hohen Herrn zu lesen?
    »Ich bin im Grunde nicht krank«, erklärte Beguchren sanft. »Ich glaube, ich werde mit etwas Kräftigerem als Brühe fertig.«
    Gerent erhob keine Einwände. Er reichte Beguchren nur einen Krug Brühe, um zu sehen, ob er ihn halten konnte, ohne zu zittern. Er hätte gern gefragt, was der Magier gegen die Greifen unternehmen wollte oder was seine Schwäche zu bedeuten hatte. Stattdessen zog er den einzigen Stuhl heran, den man im Zimmer fand, damit er zugleich aus dem Fenster blicken und den ruhenden Magier im Auge behalten konnte. Im Hof der Gaststätte herrschte reges Treiben, und in besorgtem Ton streitende Stimmen drangen deutlich zum Fenster herein – zu deutlich, denn Gerent wünschte zwar nicht, dass Beguchren gestört wurde, aber zugleich wollte er auch nicht das Licht und die Luft aussperren.
    Das Licht der tief stehenden Sonne fiel über den Fußboden und das Fußende des Betts. Es war vollkommen normales Sonnenlicht. Gerent fiel es inzwischen schwer, sich noch genau vorzustellen, wie sich das Leuchten rings um die Greifen vom jetzigen anheimelnden Licht unterschieden hatte. Er blickte stirnrunzelnd zum Fenster hinaus und verfolgte, wie die untergehende Sonne den Himmel schichtweise mit karmesinroter und goldener Farbe überzog ... Keine Spur von einem Greifen war zu sehen. Ein Habicht zog in großer Höhe seine Kreise, aber der Himmel über ihm war völlig normal – ebenso wie das Licht, das ihn umhüllte.
    Falls Beguchren wach war, so gelang ihm jetzt die sehr gute Imitation eines Schlafenden. Gerent ließ ihn in Ruhe. Die Stimmen vom Hof wurden schwächer, als – wenn Gerents Nase ihn nicht täuschte – das Abendessen aufgetragen wurde und sich die Menschen in den Gastraum und zu den Tischen am Rand des Hofes zurückzogen und den Speisen zuwandten. Das Mädchen brachte wie versprochen Fleisch auf Beguchrens Zimmer – in diesem hügeligen Land natürlich Rindfleisch –, dazu weiteres Brot und

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