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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Beguchren gerade an, als der kleine Magier auf einmal schlaff nach vorn auf den Tisch sank.
    Gerent tat einen langen Schritt zurück zum Tisch. Plötzlich bäumte sich ein Pferd schrill wiehernd auf, wenn auch keines von Beguchrens. Gerent wirbelte erschrocken herum, als die Stalljungen nach dem Pferd griffen. Sie versuchten es am Zaumzeug zu packen, aber das Tier stieg erneut hoch, riss sich los und raste vom Hof des Gasthauses, wobei die Hufe dumpf auf der festen Erde trommelten. Gerent starrte ihm nach. Ein Durcheinander lauter Rufe überall auf dem Hof lenkte ihn jedoch ab. Er wandte sich scharf um und blickte schließlich nach oben, folgte der Blickrichtung der anderen hier. Er erstarrte an Ort und Stelle.
    Drei Greifen zogen ihre Bahn tief unter dem leicht bewölkten Himmel und glitzerten wie bronzene Speerspitzen im Licht des späten Nachmittags. Sie flogen kaum hoch genug, um über den Baumwipfeln und den höchsten Dächern der Stadt zu bleiben. Eine tiefe Stille hatte sich ausgebreitet. Gerent hörte tatsächlich, wie der Wind durch die Flügelfedern der Greifen strich. Es klang so, als flatterte ein steifes Tuch in einem kräftigen Wind, und war ganz und gar nicht das weiche Rascheln, mit dem er gerechnet hätte.
    Er konnte jede einzelne lange Feder an diesen Schwingen ausmachen, sogar die kleineren Federn an Brustkörben und Vorderbeinen der Greifen. Jede Feder schien wie von einem Schmied gehämmert und dann von einem Juwelier einzeln mit Gold verziert. Die Löwenfelle leuchteten wie pures Gold. Die Sonne glänzte auf Schnäbeln und Klauen wie auf Metall. Gerent schätzte, dass die Krallen so lang waren wie die Finger eines Menschen, gebogen und von grausamer Schärfe. Er hatte ein bestürzend lebhaftes Bild davon vor Augen, was derartige Krallen aus einem Menschen machen konnten, der von einem Greifen angegriffen wurde.
    Das Licht des Nachmittags hatte eine seltsame Qualität angenommen. Es dauerte einen Augenblick, bis sich Gerents Augen darauf eingestellt hatten, aber schließlich begriff er, dass das Licht in der Umgebung der Greifen mehr Schärfe und Leuchtkraft aufzuweisen schien; jeder Greif war davon gesäumt, jede einzelne Feder davon umrissen. Das Sonnenlicht schien ebenso von den Greifen auszugehen wie von der Sonne selbst. Und das auf Metichteran fallende Licht wirkte auf einmal schwerer, tiefer, heißer, als irgendein Licht hätte sein dürfen, besonders im Spätsommer. Es kam nicht ganz an das brutale Licht der Wüste heran, entsprach diesem jedoch stärker, als es Gerent je wieder hatte erleben wollen. Der Himmel hinter den Greifen war seltsam bleich und rau geworden ... Der Himmel selbst schien wie Metall zu glänzen. Der Wind trug die Gerüche von trockenem Fels und heißem Messing heran.
    Die Greifen warfen keinen Blick nach rechts oder links; ihr Kurs war pfeilgerade und führte von Südwest nach Nordost. Obwohl es schien, dass es lange dauerte, bis sie die Stadt überflogen hatten, konnte das nicht mehr als einen Augenblick in Anspruch genommen haben. Dann waren sie verschwunden. Das Licht auf dem Hof der Gaststätte verwandelte sich in das freundlichere Sonnenlicht des Nachmittags zurück, und die Brise aus den Bergen, die über die Stadt strich, war kühl und trug den Duft von Kiefernnadeln heran, der sich in die üblichen Pferde-und-Küchen-Gerüche der Stadt mischte.
    Die Lautlosigkeit, die die Stadt im Griff gehalten hatte, endete unvermittelt, und Schreie, Rufe und Fragen stiegen erneut auf. Teils liefen Menschen in alle Richtungen auseinander, teils sammelten sie sich in Gruppen, steckten heftig debattierend die Köpfe zusammen und versuchten sich darüber klar zu werden, was gerade geschehen war und was sie diesbezüglich unternehmen sollten. Stallburschen liefen dem durchgegangenen Pferd nach, und der fette Gastwirt sank erkennbar zitternd auf einen breiten Stuhl und wischte sich die Stirn mit der Schürze ab.
    Gerent starrte ihn einen Augenblick lang an und erinnerte sich dann erschrocken an Beguchren. Er fluchte leise vor sich hin und warf sich wieder zum Tisch herum. Der kleine Magier lag halb auf dem Tisch und halb auf der Bank. Seine Hände waren schlaff, die Augen geschlossen, und der Atem ging schnell und flach. Er war sehr blass.
    Gerent war mit zwei schnellen Schritten neben ihm und fing ihn gerade noch rechtzeitig auf, ehe er von der Bank auf den Boden rutschte. Gerent hatte in einem nicht sehr ernsten Tonfall geäußert, er könnte den kleineren Mann notfalls

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