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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Fähigkeiten eines jeden Schaffenden überstieg, von dem Gerent je gehört hatte, und doch vollständig ohne Bezug zu irgendetwas, das er sich mit Zauberkunst erreichbar vorstellte. Aber Tehre hatte es ganz gewiss irgendwie geschafft. Obwohl die Berge weit entfernt und in der Dunkelheit nicht zu sehen waren, hörte er sie bersten: die drei auf der rechten und die zwei auf der linken Seite, und vielleicht weitere, noch entferntere. Ein schweres, mahlendes Tosen ertönte, so gewaltig, dass es jeden Maßstab für Schall überstieg und eine körperliche Präsenz in der Nacht wurde. Es setzte sich unergründlicherweise immer weiter fort: ein gewaltiges Dröhnen von einstürzendem Gestein, das auf weiteres Gestein einprasselte und unerbittlich knirschend bergab polterte.
    »Hilf mir, einen Wall zu errichten!«, befahl ihm Tehre atemlos. Sie stand auf den Zehenspitzen und schrie ihm die Worte ins Ohr. »Sie stürzen ein, aber sie stürzen nicht richtig ein, das spüre ich; die Stücke verstreuen sich überall die Bergflanken hinab. Aber sie müssen einen Wall bilden ...«
    Nein, das war kein Wall, was sie da erzeugt hatte. Jedenfalls noch nicht. Es war ein Erdrutsch, und er war gewaltig. Gerent versuchte, mithilfe des Sinnes eines Schaffenden für Materialien aufzuspüren, was Tehre getan hatte, schaffte es jedoch nicht. Er griff nach seiner Schaffensgabe, nach dem vertrauten Spüren von Material, das darauf wartete, geformt zu werden. Aber dieses Erspüren war verschwunden; nichts davon existierte mehr. Es war wie der Verlust einer Hand oder der Augen. Doch anstelle des Gespürs eines Schaffenden fand er etwas anderes: ein unmittelbareres Gewahrsein von Macht und Kraft und Stärke, ein Gewahrsein von Bewegung und des Potenzials, dass sich etwas in eine bestimmte Richtung bewegte und nicht in eine andere.
    Nicht nur die nahen Berge, dachte Gerent. Tehre hatte, nach dem Geräusch und Gefühl zu urteilen, die halbe Bergkette eingerissen. Sie hatte das Granit aus dem Herzen der Berge gebrochen und das Gestein aus den Höhen zum trockenen Bett des mächtigen Flusses herabgerufen – in Richtung all der Menschen hier unten. Über das Tosen des nahenden Erdrutsches hinweg rief er ihr zu: »Du hättest mich warnen sollen ...«
    »Wie lange, denkst du, hätte ich warten sollen?« Tehre hatte die Augen geschlossen und ließ sich von der Wahrnehmung einer Schaffenden leiten. Eindringlich sagte sie, die Augen nach wie vor geschlossen: »Ich kann die Trümmer zu Blöcken formen, wenn sie kommen, aber ich kann die Blöcke nicht dort zur Ruhe bringen, wo sie gebraucht werden. Es sind zu viele, und sie sind zu schwer und nähern sich zu schnell ...«
    Alles war zu schwer und näherte sich zu schnell , fuhr es Gerent durch den Kopf. Er schloss die Augen und versuchte, sich selbst als einen Drehpunkt in der Welt vorzustellen – als einen Brennpunkt, an dem die Kräfte im Gleichgewicht waren. Das fiel ihm überraschend leicht. Er spürte die geerdete Kraft der Hunderte von Männern weiter unten auf dem Hang wie etwas erstaunlich Stetiges: wie Quellen, aus denen im Sand Wasser sprudelte. Er spürte die tiefe Kraft der Erde und des Gesteins hinter oder jenseits der lebhaften, fremdartigen Balance des Feuers; die Kraft der Erde lag unterhalb der neuen Wüste und stieg jetzt, dachte er, irgendwie durch die Menschen empor.
    Und hinter der Wüste und dem Feuer und den Menschen und der Erde nahm er die tobenden Fels-und Erdmassen des Erdrutsches wahr. Er spürte das zertrümmerte, herabdonnernde Gestein als einen Sturm der Macht, der sich aufbaute – ganz und gar nicht wie ein Schaffender: nicht so, als könnte er das alles anfassen oder festhalten, nicht so, als spräche etwas zu ihm von potenzieller Gestaltung. Aber es war etwas.
    Etwas fing unvermittelt die ganze Kraft der Erde auf, die Gerent spürte; eine Macht unmittelbar an den Grenzen seiner Wahrnehmung raubte den Menschen, die sich in die Wüste vorgewagt hatten, diese Macht, zerrte sie durch die Menschen hindurch direkt aus der Erde unter dem feurigen Sand und entfesselte sie zu einem ungebündelten Wirbelsturm.
    Gerent reagierte benommen, ergriff aber trotzdem die befreite Macht und veränderte ihre Bewegungsrichtung. Er duldete nicht, dass sie sich eine Bahn durch die Welt freirammte, so wie sie es wollte – als wilder und unkontrollierter Ausbruch quer durch die Berge –, sondern kanalisierte sie zu einem schmalen Streifen ... Entfernt spürte er einen weiteren Brennpunkt in der

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