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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Welt, der eine Balance zu ihm bildete und ihn unterstützte ... Der Erdrutsch bahnte sich einen Weg durch den Wüstensand und häufte sich überall am Westufer des ausgetrockneten Flusses, erstreckte sich nach Norden und Süden und wendete dann nach Westen, bildete einen breiten Streifen von ... Blöcken, wie er schließlich bemerkte. Kein unbearbeitetes Gestein, vermischt mit Kies und Erde und Wüstensand, sondern riesige, grobkantige Granitblöcke, die Tehre aus den Bergen geformt hatte – und das ohne Hammer und Meißel oder die tausend Jahre Arbeit, die das eigentlich hätte in Anspruch nehmen müssen. Gerent öffnete die Augen und suchte nach Tehre.
    Sie saß zu seinen Füßen, unweit der schlaffen Gestalt Beguchrens. Sie hatte dem gestürzten Magier eine Hand auf die Schulter gelegt, den eigenen Kopf aber über die hochgezogenen Knie gebeugt und die Augen geschlossen. Sie sah Beguchren nicht an, wie Gerent wusste. Sie verfolgte das aufbrechende Gestein mit dem geistigen Auge der Schaffenden, ermutigte es, entlang der Linien zu brechen, die sie wollte, und sie tat es mit mehr als nur der Fähigkeit eines gewöhnlichen Baumeisters oder Technikers. Sie überredete die Blöcke selbst weit im Westen noch dazu, in die richtige Lage zu fallen, unterstützt von der gewaltigen Kraft, die Gerent eingefangen und seinerseits für sie verfügbar gemacht hatte.
    Gerent blickte zu dem Fremden hinüber, der merkwürdigerweise neben dem schwarzen Greifenmagier stand. Weiter unten, neben dem trockenen Flussbett, erkannte er von fern Annachudrans Truppe – nicht mit den Augen, wie er schließlich feststellte, sondern mit einem neuen, seltsamen Sinn. Er glaubte, dass die Männer noch lebten ... Doch er wusste es nicht genau. Die Greifen hatten sie nicht umgebracht. Die matte Wahrnehmung resultierte aus dem, was Gerent selbst getan hatte, was er nach wie vor tat. Er dachte, dass die Männer nicht gestorben waren, als die Zauberkraft unvermittelt ihre Kraft an sich riss und durch sie hindurch nach der Kraft der Erde griff. Er war sich jedoch nicht sicher.
    Die Greifen waren aus dem Wind verschwunden und befanden sich außer Sicht ... Gerent war sich ihrer gewahr: ein leichter Zug an seiner Wahrnehmung, von Flammen umrandete Monstren ohne richtige Gestalt, welche die natürliche Kraft der Erde in durch und durch unnatürliche Richtungen lenkten ... Sie waren jedoch hoch und fern und in diesem Augenblick nicht gefährlich. Abgesehen von dem Greifenmagier. Gerent starrte dorthin, war hin und her gerissen, zögerte, zu dem Wall hinabzugehen, an dem Tehre baute, denn er wollte den Greifen nicht im Rücken haben – wohl wissend, dass er selbst weder die Fähigkeiten noch die Erfahrung mitbrachte, richtig gegen ihn zu kämpfen ...
    »Geh!«, rief ihm der Fremde durch das allmählich nachlassende Krachen, Poltern und Tosen des Erdrutsches hindurch zu. »Geh! Kairaithin wird dir nichts tun!« Er sprach Praken fließend, zwar ohne richtigen Akzent, aber mit einem fremden Tonfall: Er war aus Farabiand, wie sich Gerent bewusst wurde. Gerent vermutete, dass der Mann vielleicht tatsächlich fähig war, für den Greifen zu sprechen ... Außerdem war er in Tehres Begleitung aufgetaucht, und sie schien ihn nicht als Feind betrachtet zu haben. Und jetzt sagte er, dass der Greifenmagier ihm, Gerent, nichts tun würde? Hätte Gerent über die Kraft und die Ausbildung und die Zeit verfügt, um gegen den Greifen zu kämpfen, dann hätte er sich niemals auf diese Zusicherung verlassen. Er spürte jedoch, wie weit im Westen der Wall noch immer im Aufbau begriffen war, und somit blieb ihm einfach keine Zeit.
    Er tat einen Schritt in Richtung auf das Flussbett zu, hielt ungeduldig an und versetzte sich durch eine Faltung des Raumes direkt vor den großen Wall. Über ihm und auf ganzer Strecke entlang des Walls spürte er Blöcke herausbrechen, von den felsigen Höhen herabkrachen, sich drehen und in die richtige Position rutschen. Das war Tehres Aufgabe.
    Aber ein tiefer und gleichmäßiger Fluss aus Zauberkraft lief jetzt durch Gerent, und er hatte eine eigene Aufgabe. Er legte eine Hand an die raue Fläche des Walls und kräftigte diesen in seinem Wesen; er machte jeden Steinblock zu einem noch stärkeren Steinblock, verankerte ihn massiv im Grundgestein unter der neuen Wüste und an den angrenzenden Blöcken. Die Luft enthielt keinerlei Feuchtigkeit, aber die Greifenwüste war noch zu jung, um dem Land schon jede Erinnerung an Wasser geraubt zu haben.

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