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Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers

Titel: Der Greifenmagier 2 - Land des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neumeier Rachel
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Breidechboda zurückgelassen hatte, und obgleich er noch nicht wieder wusste, wo er sich gerade aufhielt, wusste er doch, dass es nicht die Hauptstadt war. Also fragte er sich jetzt: Wie war Tehre hierhergekommen? Verwirrt blickte er an ihr vorbei. Er verstand jedoch nicht gleich, was er sah: einen Mann, den er nicht erkannte, und eine Bergflanke, die in die Dunkelheit hinein abfiel; Sand und Feuer; Säulen aus verformtem Gestein, die sich schwarz vor einem dunklen Himmel abzeichneten – feindseliges Feuer, das in einem dünnen Kreis die Räume zwischen den Steinen übersprang; zermalmende Hitze, die vom Sand aufstieg und von oben herabdrückte. Endlich erinnerte er sich an die Wüste und suchte nach Beguchren. Gerent erblickte ihn, wie er zusammengebrochen und bewusstlos am Boden lag. Er war sofort wütend: Warum hatte niemand dem Magier geholfen? Sahen die Leute denn nicht, dass man sich um ihn kümmern musste – für ihn sorgen musste? Gerent traf Anstalten, sich hochzustemmen.
    Dann endlich erblickte er die Greifen, und der Zorn, den er Beguchrens wegen empfand, loderte zu einer kalten, weißen Wut empor, die von Abscheu durchsetzt war. Erinnerungen stürzten mit einer beinahe körperlichen Erschütterung auf ihn ein, und er fand sich auf den Beinen wieder und funkelte die Kreaturen an, über deren schiere Existenz er entrüstet war. Hätte er gewusst, wie er sie angreifen konnte, hätte er es sofort getan. Doch einen Augenblick später fiel ihm ein, dass Beguchren gewusst hatte, wie man sie bekämpfte, und er war es jetzt, der hilflos im Sand lag. Und wenn des Königs persönlicher Magier besiegt worden war – welche Chance hatte dann ein unwissender, ungeschulter, frisch gemachter Magier in irgendeinem Kampf? Er zögerte, gefangen zwischen wütender Abneigung und dem Bewusstsein der eigenen Hilflosigkeit.
    Dann packte ihn Tehre an der Hand.
    Aus seinem Zorn aufgeschreckt, starrte Gerent zu ihr hinab. Sie war klein, mit rotem Staub bedeckt, das Haar angesengt. Ihre Hände waren voller Brandblasen von den Flammen, die der Wind verstreute. Der zugekniffene Mund verriet Entschlossenheit, der Blick konzentriertes Nachdenken. Sie wirkte ganz und gar nicht ängstlich, sondern sah aus wie immer, wenn ein schwieriges Problem sie stark beschäftigte: konzentriert und versunken und geistesabwesend.
    Plötzlich sagte sie rasch: »Entweder vernichten die Greifen Casmantium, oder wir vernichten sie, und wir sind nicht stark genug, um sie aufzuhalten. Aber es gibt noch einen anderen Weg, es gibt ihn wirklich ... solange du mir hilfst. Bist du überhaupt noch ein Schaffender?«
    »Ich ...«, hob Gerent an. Er wollte sagen: Ich bin mir selbst fremd geworden. Ich weiß nicht, was ich bin. Nur wartete Tehre gar nicht ab, dass er überhaupt etwas sagte.
    Sie packte mit der anderen Hand Gerents Arm. Ob sie sich festhalten oder ihre Gabe irgendwie gegen seine ungeübte Magierkraft ausbalancieren oder etwas von der Kraft zurücknehmen wollte, die sie ihm gegeben hatte, oder ob sie ihm noch mehr von ihrer eigenen Kraft spenden wollte – das alles konnte er nicht feststellen.
    Was dann jedoch geschah, das war nichts von dem, was ihm durch den Kopf gegangen war: Die ihnen am nächsten stehende Steinsäule zerbarst. Messerscharfe Gesteinssplitter wirbelten durch die Nacht. Dann zerbrachen auch die nächsten Säulen und danach die übrigen, den ganzen Kreis herum. Die winzigen Splitter peitschten wie Pfeile durch die Luft, und die großen Stücke plumpsten schwer und dumpf in den Sand. Das Feuer, das sie überbrückt hatte, erstarb; und plötzlich waren die Greifen verschwunden ... Nein, der kleinere war fort, der mächtige schwarze nur ein kurzes Stück weit zurückgewichen. Er rief einen feurigen Wind empor; die Wüste bebte; Gestein verschob sich unter der Oberfläche.
    »Ich zerbreche die Wüste selbst!«, warnte Tehre atemlos. »Ich erzeuge einen Riss quer durch diesen Hang – einen Riss, der so tief reicht, dass das geschmolzene Feuer unter dem Sand in die Dunkelheit unter den Bergen abläuft. Ich kann es schaffen! Ich kann es schaffen, also weiche lieber zurück! Bring dein Volk fort! Gerent, die Berge, ich kann sie dort drüben aufragen spüren, all dieses Gestein: Unbearbeiteter Fels wartet nur darauf, in Mauerwerk umgewandelt zu werden; drücken die Steinmetze es nicht so aus?«
    Das war alles, was sie ihm an Warnung gab, ehe sie die Berge zerbrach.
    Es hätte unmöglich sein sollen. Es war sicherlich eine Tat, welche die

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